Die Nacht war schon viel besser, es war zwar immer noch sehr heiß, aber der Mensch gewöhnt sich ja schnell an alles. Um 6.30 Uhr bin ich aufgestanden, habe geduscht und gefrühstückt. Heute gab es zwei Mini Croissants, gummi-like, einen O-Saft, Kaffee aus Tütchen mit heißem Wasser und Mandarinen. Während des Frühstücks kam der Hotel-Besitzer mit einem riesigen Maiskolben an. Haha! Andere Sitten und Kulturen! Großartig!
Ich habe ihn nach dem besten Weg nach Ayutthaya gefragt. Erst schlug er mir vor, den Zug zu nehmen, der aber langsam ist. Ich hatte von Mini-Vans gelesen, die von einer Busstation abfahren. Er meinte, dass wäre auch okay und der schnellste Weg dorthin wäre mit einem Motorcycle. Aha! Er bringt mich hin. Dann sind wir mal los, 3 Minuten später hatte er zwei Jungs (16 Jahre, schätze ich) angesprochen, ob sie mich mit ihrem Moped hinbringen können. Klar, meinten sie. Ich fragte ihn, ist das safe?, er so: totally! Von wegen! Ich hatte mein Totenhemd an, OMG! Alle trugen einen Helm, ICH nicht, in Flip Flops, kurzen Hosen und Trägershirt saß ich da hinten drauf mit meinem Kamikaze Pilot. Die haben nicht mehr alle Tassen im Schrank! Die brettern mit 80 km durch die Straßen, Fahrspuren gibt es keine und wenn ja, machen sie sich noch eine eigene. Alle Körperteile, die abstehen, werden gnadenlos abgefahren Die schlängeln sich durch die engsten Spuren, zwischen allen Autos durch, an stinkenden, abgasenden Bussen vorbei. Rote Ampeln übersehen sie einfach. Immer wenn es noch eine Chance gibt, irgendwo und irgendwie durchzuhuschen, wird die wahr genommen. Und wenn alles steht, dann brettern sie einfach über den Bürgersteig. Phänomenal!! Und das alles im Linksverkehr. Für einen Deutschen das reinste Grauen. Ich hätte das gerne mal gefilmt, aber ich konnte nicht riskieren, meine klammernde Hand zu entfernen bzw. meine GoPro oder meinen Arm abgefahren zu bekommen.
Ich habe keine Idee, wo wir entlang gefahren sind bzw. wo wir überhaupt waren. Sie selbst haben auch nicht wirklich Ahnung, wo sie sich befinden und wo sie hinwollen bzw. wie sie da hinkommen. Wir sind eine halbe Stunde durch die Gegend gesaust, er hat ein paarmal nachgefragt. Ich konnte ihn allerdings nichts fragen, null Englisch! Es war eine Spitzen Erfahrung und ich bin jetzt kontaminiert für den Rest meines Lebens.
Wir sind dann irgendwann gelandet und ich war safe. Dann ging es mit einem Mini-Van nach Ayutthaya, eine Stunde außerhalb von Bangkok für 60 Baht, das ist etwas mehr als 1,50 Euro. Als wir dort ankamen sind schon alle auf mich losgestürzt, Tuk-Tuk Fahrer, die mich zu den Sehenswürdigkeiten bringen wollten. Ich habe dann ein wenig gehandelt und bin mit meinem Driver losgefahren. Man braucht hier einen Fahrer, die Ruinen und Tempel liegen weit auseinander. Man kann auch mit dem Rad fahren, aber da braucht man Zeit, eine Karte und sehr viel Sonnencreme. Heute ist es verdammt heiß, also lasse ich mich mal lieber durch die Gegend fahren.
Ayutthaya war einst die Hauptstadt des siamesischen Königreiches. Zu ihrer Blütezeit um 1700 hatte die Stadt geschätzte 1 Millionen Einwohner und war damit einer der größten Städte der Welt. Ihr tragisches Ende fand sie im Jahre 1767, als sie beim Überfall durch die Birmanen völlig zerstört wurde. Im Jahr 1956 begann die thailändische Kulturbehörde mit den ersten Restaurierungsarbeiten, die im Jahr 1976 mit der Gründung des Geschichtspark Ayutthaya Historical Parc abgeschlossen wurden. Fünf Jahre später wurde die Ruinenstadt und der Ayutthaya Historical Parc von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.Ich fand die Stadt einfach nur großartig, so unglaublich! Überall hatte man das Gefühl, man steht auf heiligem Boden. Auf der einen Seite eine fühlbare Aura von Frieden, auf der anderen Seite die spürbare Gewalt mit all den abgeschlagenen Köpfen der Buddha Figuren. Gut und Böse, Krieg und Frieden! Zuerst haben wir uns Wat Yai Chai Mang Khon angeschaut, eine riesige Anlage mit großen Bauten und Unmengen von Buddhafiguren, die teilweise in orangefarbene Tücher gekleidet sind.Dann sind wir weiter zu Wat Phanan Choeng gefahren, einer alten Tempelanlage die im Jahr 1324 gegründet wurde, noch bevor Ayutthaya Hauptstadt wurde. Die größte Sehenswürdigkeit ist eine 19 Meter hohe, vergoldete Buddhastatue, die zu den größten alten Buddhastatuen des Landes zählt. Die Kniespannweite beträgt 20,1 Meter. Phanan Choeng stammt übrigens aus der Khmer-Sprache und bedeutet so viel wie „mit übereinandergelegten Beinen sitzen“).Danach fuhren wir zum Wat Phra Si Sanphet. Der Tempel liegt auf dem Gelände des alten Königspalastes in Ayutthaya, bevor die Stadt von den Birmanen zerstört wurde. Die einst so bedeutende Anlage zählt heute zu den größten und eindrucksvollsten in Ayutthaya, auch wenn sie mittlerweile von Pflanzen überwuchert ist und von dem Tempelkomplex und dem ehemaligen Palast nur noch Ruinen übrig sind. Danach fuhren wir zur Tempelanlage Wat Mahathat, mein absoluter Favorit. Hier steht mit rund 46 Metern, der höchste Prang (Tempelturm) in ganz Ayutthaya. Er dient als Schrein für buddhistische Reliquien, welcher – ähnlich einer Matroschka Puppe – aus sieben ineinander gesteckten Chedi besteht.Es gibt dort eine endlose Reihe von kopflosen Buddhafiguren und viele Mauerreste.Die ganze Anlage ist total mystisch, ganz besonders aber der uralte, heilige Banyan Tree, der um einen Buddha-Kopf gewachsen ist. Eine Legende besagt, dass der Kopf während der Zerstörung der Stadt durch Burmesen von einer Statue abgeschlagen und von Einheimischen zum Schutz vergraben wurde. Die Wurzeln des mächtigen Baumes sorgten dafür, dass das Buddha-Antlitz wieder zu Tage trat. Heute ruht der fest eingewachsene Steinkopf des Buddhas in dem riesigen, knorrigen Geäst und zählt zu den meist fotografierten Motiven in Ayutthaya. Ich hätte ewig dort stehen können, was für ein toller Anblick!Den Schlusspunkt unserer Tour bildete die wundervolle alte Tempelanlage Wat Chai Watthanaram. Sie befindet sich südwestlich des zentralen Tempelbezirkes und ist noch recht gut erhalten. König Prasat Thong ließ den Tempel als Andenken an seinen Sieg über die Khmer erbauen. Ayutthaya war mehr als eine Reise wert, absolut sehenswert und überwältigend. Ich habe an einem Tag leider nur sehr wenig sehen können, aber schon dieser Eindruck war sensationell – mein Einstieg in die Kultur Süd-Ost-Asiens.
Nach der anstrengenden Tour hatte ich jedoch einen Riesen-Hunger. Wir waren wieder in Ayutthaya Stadtmitte. Ich dachte, ich laufe mal durch die Straßen, dann finde ich schon etwas zu essen. Pustekuchen! Strassenstände mit Fleisch und Fliegen, Undefinierbares mit Fliegen. Und über allem ein Geruch, bei dem einen das Essen vergeht. Nun ja, dann muss eine thailändische Pizza herhalten, OMG, in Thailand und eine Pizza essen, aber what should I do? Hungry as a Wolf! Die Pizza war nach Indien die schlechteste meines Lebens, iiiiiih! Ich packe für das nächste Mal ein paar Nüsse ein. Danach ging es im Van wieder Richtung Bangkok.
Am Busbahnhof angekommen, habe ich erst einmal den Ausgang gesucht. Man stellt sich ca. 17 Fußballfelder vor, voll mit Bussen, Mini-Vans, sehr, sehr vielen Thais, kein Schild auf Englisch, kein Touri, kein Mensch, der einen versteht und man sucht den Weg da raus 😂 Großartig! Irgendwann, nach gefühlten 100 Runden habe ich zwei Engländer getroffen, die mir den Ausgang bzw. Taxistand gezeigt haben. Alle Taxifahrer kamen natürlich wieder angerannt, einer war ganz billig, nur 200 Baht zur Khao San Road, also nichts wie rein – aaaah, in ein Tuk-Tuk, durch die halbe Stadt, 40 Minuten – ich bin für mein nächstes Leben gleich mit kontaminiert 😂 Grauenhaft!
Immerhin wusste er, wo die Straße ist. Hängt sicherlich damit zusammen, dass die wohl jeder in Bangkok kennt. Es ist DIE Backpacker-Meile und weit über die Grenzen Thailands hinaus bekannt. Dort habe ich erst einmal was richtiges gegessen, ein super leckeres Pad Thai, ohne Eier, nur Gemüse. Die Straße ist voller junger, cooler Leute, Überall kann man coole und abgefahrene Klamotten kaufen. An jeder Ecke findet man ein tolles Restaurant oder tolle Kneipen. Aber es ist auch extrem laut dort, da ist mein Viertel eine echte Oase dagegen. Ich war trotzdem sehr lange dort und habe mich treiben lassen, bis ich richtig müde wurde und zum Pier zurück bin. Ich hatte wenig Lust zu laufen nach diesem Tag und habe tatsächlich ein Moped-Taxi genommen. Kontamination hoch drei also, mehr geht wohl an einem Tag nicht! Jetzt bin ich zurück im Hotel – werde gleich mal duschen und um die Ecke schauen. Da habe ich ein Schild mit Massagen entdeckt, das wäre jetzt genau das richtige.