Der Colca Canyon ist eine Schlucht bei Chivay, ca. 100 km von Arequipa entfernt. Er ist vom höchsten Berggipfel aus gemessen 3.269 m tief und damit fast doppelt so tief wie der Grand Canyon, der etwa 1.800 m tief ist. Der Cañón de Colca ist die zweittiefste Schlucht der Welt und wird nur noch von der Cotahuasi Schlucht (3.562 m tief) übertroffen, die ca. 10 Autostunden von Arequipa entfernt liegt, aber schwer zu erreichen ist. Ein Trek durch den Colca Canyon gehört laut Lonely Planet zu den „Must Do Hikes Before You Die“.
Ein Trek zum Colca Canyon startet immer mitten in der Nacht. Um 3 Uhr sollte mich der Guide abholen. Ich hatte extrem schlecht geschlafen, Party-Time und Movie Night im Hostel. Warum schlafen die denn nicht? 🤣 Ich bin um 2.15 Uhr aufgestanden um noch zu duschen. Wer weiß, wie das die nächsten 3 Tage so wird. Die Dusche war kochend heiß oder eisig kalt. Das ist ein echtes Grauen. Der Guide war relativ pünktlich, gegen 3.30 Uhr. 🤣 Wir haben noch einige weitere Hotels und Hostels abgeklappert, die Leute abgeholt und dann ging es los. 3 1/2 Stunden mit dem Mini-Bus nach Chivay. Im Bus war es total still, alle haben geschlafen. Nach einem kurzen Frühstück in Chivay mit 2 Luftkissenbrötchen, die gibt es in ganz Peru, 🙈 und einem halben Rührei (man muss hier Abstriche machen, sonst verhungert man) fuhren wir weiter zum „Cruz del Cóndor“, einem Aussichtspunkt, an dem man, wenn man Glück hat, den König der Lüfte, einen Andenkondor, beobachten kann. Die Tiere steigen mit der Thermik zwischen 8.00 Uhr und 10.00 Uhr hoch. Aus diesem Grund waren wir so früh am Aussichtspunkt. Wir waren natürlich nicht die einzigen. Es wimmelt dort nur so von Reisebussen und Minibussen und Unmengen von Trekkern aus allen Herren Länder. Wir haben 20 Minuten gewartet, bis wir den ersten Kondor zu Gesicht bekommen haben. Was für ein Schauspiel und was für unglaubliche, majestätische Tiere. Sie zu beobachten war etwas ganz Besonderes. Mit drei Meter Flügelspannweite ist der Andenkondor der größte flugfähige Vogel Südamerikas. Aufgrund der besonderen Winde die im Colca Tal herrschen, finden sie hier die idealen Bedingungen, um sich durch die Lüfte tragen zu lassen.Sie werden bis zu 40 Jahre alt. Die Männchen sind schwarz mit weißen und silbernen Deckfedern und einem weißen Kragen. Die Weibchen sind zierlicher und nur schwarz und die Jungen sind braun. In den Anden leben noch rund 10.000 der Tiere.Ich hätte ewig dort bleiben können. Ich habe die ganzen Leute um mich herum gar nicht mehr wahrgenommen, weil ich so überwältigt war von diesen tollen Vögeln. Wenn man sie fliegen sieht, kann man auch verstehen, warum der Kondor bei den Inkas die höchste der drei möglichen Welten, “Hanan Pacha” symbolisiert. Kein anderer Vogel auf der Welt fliegt höher als der Andenkondor. Er kann bis zu 7.000 m erreichen. Wahnsinn!
Wir konnten dort nur 40 Minuten verbringen, da wir noch weitere 20 Minuten mit dem Bus zum Startpunkt unseres Treks fahren mussten, nach Cabanaconde. Von dort, auf 3.300 m Höhe sollten wir in 3 1/2 Stunden auf 2.100 m Höhe absteigen. Das Tal in Cabanaconde sah noch harmlos aus.Doch der Abstieg wurde bald zur Qual. Die 1.000 m nach unten führten über sehr große Steine und Geröllwege. Man musste extrem aufpassen, dass man nicht umknickt, wegrutscht oder stürzt.Das ist kürzlich erst einer jungen Touristin passiert, die gestolpert und mehrere Meter nach unten über die Steine gefallen ist. Sie hat sich Abschürfungen bis auf die Knochen zugezogen. Echt krass!Es war eine absolute Tortur und das Schlimmste für die Knie, was man sich vorstellen kann, besonders für über 50jährige Knie. 🤣 3 1/2 Stunden bergab, insgesamt 9 km und das bei einer Affenhitze von ca. 30 Grad. Ich dachte, ich packe es nicht. Meine Knie haben dermaßen gezittert, es war extrem anstrengend. Das Tal selbst, die Landschaft ist Faszination pur. Hier hat sich der Colca Fluss über Millionen Jahre hinweg seinen Weg tief durch das Gebirge gebahnt und eine atemberaubende Landschaft geformt.
Wir kamen am Mirador San Juan de Chucco vorbei und an einer Hängebrücke, bis wir unser erstes Etappenziel, die Colibri Lodge, erreicht haben. Wir waren alle ziemlich am Ende.Wir waren insgesamt 13 Leute, ein Pärchen aus Deutschland auf einjähriger Weltreise, die 64-jährige Mutter von ihr, die die beiden für 6 Wochen besucht, zwei weitere junge deutsche Mädels, ein junges Pärchen aus der Schweiz, eine Holländerin, ein Pärchen aus Manchester, England, ein weiteres Paar, Amerikaner und Peruanerin, und unser Guide Magic Mike.
Nach dem Mittagessen, es gab Gemüsesuppe und Reis mit Pommes und einer roten Sosse (für die Vegetarier) (alles fast kalt) 🤪 haben wir die Zimmer zugeteilt bekommen. Ich war mit den beiden jungen deutschen Mädels und der Holländerin in einem Zimmer. Quasi ein 4-Bed-Dorm. Das Zimmer war, nun ja, ziemlich übel. Der Boden war wie die Erde draußen, nur gefegt, 🤣 aber staubig und dreckig, die Wände unverputzt, die Matratzen, Kissen und Decken fleckig und siffig. Aber ich war die einzige, die das so gesehen hat und auch die einzige, die die ganze Nacht kein Auge zugemacht hat. 🤣 Alle anderen haben fest und tief geschlafen und waren begeistert. Hhmm? 🤣Die Toiletten und die Dusche war außerhalb. Die Dusche war die dreckigste in der ich jemals gestanden habe und das Wasser war saukalt, also nicht mal ein Fitzelchen warmes war dabei. ☠️Nach der krassen Nacht ging es am nächsten Tag nach einem Frühstück mit Brötchen und Ei weiter auf die nächste Etappe. 9 km zur Oasis, einem kleinen Ort mit ein paar Hütten und Swimmingpools direkt am Fuße des Canyons. Die Strecke war anstrengend, besonders nach einer schlaflosen Nacht und den noch immer wackeligen Knien vom Vortag. In der Oasis angekommen, konnten wir uns ausruhen und den Swimmingpool nutzen. Der war ziemlich dreckig und das Wasser ziemlich kalt. Ich habe das mal ausgelassen. 🤣 Ich hatte nicht mal Schwimmsachen, weil ich bislang noch keine gefunden habe. Die anderen hat der Dreck und das kalte Wasser nicht gestört. Sie haben sich die Zeit im Pool vertrieben. Ich habe in der Zwischenzeit versucht, ein bisschen Schlaf nachzuholen. Das Zimmer konnte ich mir diesmal mit einer netten Amerikanerin aus einer anderen Gruppe teilen. Sie ist nur 2 Wochen in Peru, war aber total begeistert von Land und Leute.
Die Nacht war ein kleines bisschen besser. Ich habe wenigstens ein paar Stunden geschlafen, bevor wir um 4.30 Uhr zur letzten und schwersten Etappe aufgebrochen sind. 5 km und 1.000 Höhenmeter nach oben. Alle waren mit ihren Stirnlampen unterwegs, wir sahen aus wie eine Truppe auf dem Weg zum Mount Everest. 🤣Einige haben überlegt, ob sie sich einen Esel mieten und den „lazy way“ wählen. Die Peruanerin aus unserer Gruppe hat sich dafür entschieden, sie war schon nach dem ersten Tag fix und fertig. Anscheinend waren auch einige aus den anderen Gruppen auf Eseln unterwegs, denn uns sind viele auf dem Weg begegnet bzw. haben uns überholt. Da musste man immer höllisch aufpassen, dass genügend Platz ist und sich irgendwo an die Bergwand drücken. Teilweise war es so eng, da hatte man Glück, dass einem der Esel nicht auf den Fuß getreten ist. 🙈
Der Weg war extrem steil und schwer zu laufen. 3 Stunden nur nach oben und das ohne Frühstück. Wir hatten alle 2 Liter Wasser dabei und jede Menge Müsliriegel. Die Landschaft sah bei Sonnenaufgang noch spektakulärer aus.Leider konnte man das kaum richtig genießen, weil man so mit sich selbst beschäftigt war, konzentriert laufen musste, mit der Höhe zu kämpfen hatte und dem krassen Aufstieg über die vielen Steine. Keiner hat gesprochen, normalerweise waren wir immer in Grüppchen unterwegs und haben uns unterhalten. Auf der letzten Etappe kein Wort. 🤣Aber wir haben es geschafft. Glücklich und happy waren wir nach ca. 3 Stunden auf dem Gipfel.Nach einer weiteren halben Stunde Wanderung, diesmal auf flachem Gelände, sind wir in einem kleinen Ort angekommen. Hier gab es das obligatorische Brötchen-Ei-Frühstück, bevor wir uns dann im Bus Richtung Chivay aufgemacht haben. In dem Ort gibt es heiße Quellen, die wir besuchen wollten, als Entspannung nach den harten Tagen. Aber es war so heiss, dass ich auf die 40 Grad heißen Quellen gerne verzichtet habe. Ich habe es mir mit einer kühlen Inca Kola im Schatten gemütlich gemacht und ein bisschen mit einer Brasilianerin geplaudert. 😊
Auf dem Weg zum Lunch und Richtung Cabanaconde sind wir an den von den Inkas angelegten Terrassen vorbeigekommen, die noch heute zum Anbau von Kartoffeln und Gemüse genutzt werden. Ein grandioser Anblick.Gegessen haben wir dann in dem kleinen Ort Cabanaconde. Dort haben wir in einem Restaurant für 30 Soles (ca. 7.80€) ein tolles Buffet Essen bekommen mit vielen vegetarischen Optionen. Sehr lecker! Das haben wir dringend gebraucht.
Die Heimfahrt im Bus führte uns über den höchsten Punkt der Strecke mit 4.910 m. Dort war es so krass kalt, dass wir nur für einen kleinen Moment und für ein paar Fotos ausgestiegen sind. Danach konnten wir noch freilebende Lamas und Alpakas beobachten, bevor wir die Rückreise nach Arequipa angetreten sind.Verdreckt, verstaubt, müde und kaputt sind wir nach 3 stündiger Rückfahrt wieder im Hostel angekommen. Es war ein großartiger, wenn auch kein einfacher Trek. Jede Anstrengung wird aber von der unglaublichen Landschaft des Colca Canyons belohnt. Die steilen Schluchten, grünen Terrassen und mächtigen Berge sind einfach atemberaubend. Den Andekondor gesehen zu haben war für mich jedoch die Krönung des gesamten Treks.
Heute ist meine letzte Nacht im Flying Dog Hostel. Gott sei Dank. Hier geht schon wieder der Punk ab. Irgendeine Gruppe feiert lautstark. Ich gehe gleich schlafen, morgen geht es um 5.30 Uhr nach Cuzco, 12 Stunden Busfahrt. 🙈 Ich kann es kaum abwarten. 🤣