Neben Jardín ist Salento eines der schönsten, buntesten und freundlichsten Kolonialdörfer im grünen Kaffeedreieck von Kolumbien. Der Ort mit ca. 7.200 Einwohnern hat seinen typischen kolonialen Charme erhalten und besticht mit seinen liebevoll gestalteten, farbenfrohen Häusern. Der verschlafene kleine Ort bietet sich als Ausgangspunkt zu einer Wanderung in das Valle de Cocora an, in dem die größte Palmenart der Welt, die Quindio-Wachspalme, beheimatet ist. Die Wachspalme ist der Nationalbaum und das Wahrzeichen von Kolumbien.
Es ist schon ein echter Umstand um von Jardín nach Salento zu gelangen. Zuerst geht es in 3 Stunden von Jardín nach Riosucio. Dort muss man in einen anderen Bus umsteigen, der einen in 3 1/2 Stunden nach Pereira bringt. Dort ist wieder Umsteigen angesagt und man fährt mit dem letzten Bus 40 Minuten nach Salento. Als ich am Morgen um 7:30 Uhr an der Bushaltestelle ankam, waren fast nur Backpacker zu sehen. Wir haben unser Gepäck eingeladen und draußen auf die Abfahrt gewartet. Unser Bus sah aus, als würde er gleich auseinander fallen. 🤣Gegen 8:15 Uhr sind wir losgefahren. Und wieder wurde es abenteuerlich. 🤪 Die Straßen waren teilweise so eng, dass die Pflanzen an den Hängen gegen die Scheiben klatschten. Grosse Klasse! 🤣 Über Serpentinen und Schotterpisten fuhren wir Richtung Riosucio. Als wir nach 3 Stunden dort ankamen, warteten wir alle am Schalter, um unser nächstes Busticket zu kaufen. Dort hieß es plötzlich, ein Mini-Van würde alle Backpacker direkt nach Salento bringen. Wie cool! Wir haben die Tickets gekauft und auf die Abfahrt gewartet. Hier habe ich ein nettes Pärchen aus Frankreich getroffen, die seit 5 Monaten unterwegs waren. Sie haben mir Tipps für Cartagena gegeben, meinem nächsten Stop nach Salento.
Um 12:00 Uhr sind wir weiter gefahren und kamen gegen 16:00 Uhr in Salento an. Wie in Jardín auch, habe ich mich in dem kleinen Dorf sofort wohlgefühlt. Die Atmosphäre und die Stimmung dort ist großartig, sehr Backpacker-, Hippie- und Cowboy-Like. Was für eine Mischung! 😆 Mein Hostel lag diesmal etwas abseits des Trubels auf der Plaza. Dafür musste ich aber einen kleinen steilen Berg erklimmen bzw. sehr steil nach unten laufen. Nachdem ich alles geordnet hatte, bin ich zum „Punto Veggie“ gelaufen, dem angeblich besten vegetarischen Restaurant in Salento. Dort habe ich eine Pasta mit Gemüse gegessen und einen leckeren Erdbeer Banane Smoothie getrunken. Nach dem Essen war ich ziemlich müde und bin noch ein bisschen durch die Straßen gewandert, bevor ich zum Hostel zurückgelaufen bin.
Am nächsten Morgen habe ich im „Punto Veggie“ gefrühstückt und dort Tammy kennengelernt, eine Yogalehrerin aus Australien. Wir haben uns auf Anhieb gut verstanden und beschlossen, uns zusammen die Stadt anzuschauen und Morgen gemeinsam in das Valle de Cocora zu wandern, um die größten Wachspalmen der Welt zu sehen. Tammy hatte in Australien ihren Job gekündigt, reiste 6 Monate durch Thailand (ihr Geburtsland), war für kurze Zeit in Südamerika unterwegs und hatte danach über Workaway eine Stelle in Hawaii angenommen. Zuerst liefen wir durch die Calle Real mit vielen Souvenirgeschäften, Restaurants und Cafés. Von der Calle Real führen Treppen auf den Aussichtspunkt Alto de la Cruz, die wir dann erklommen haben. Dort oben hat man einen phantastischen Blick auf das umliegende grüne Tal und auf das kleine Dorf Salento. Was für eine schöne Landschaft. Auch wenn das Dorf nicht sehr groß war, gab es an jeder Ecke etwas zu entdecken. Viele kleine Geschäfte mit tollem Kunsthandwek, Cafés, mit dem besten kolumbianischen Kaffee, den ich bislang getrunken hatte und tolle Fotomotive. Diese kleine Bank hätte ich sofort gekauft, aber sie hat leider nicht in den Rucksack gepasst. 😡🤣Mit diesem „Willy“ konnte man sich fotografieren lassen. Aber ich fand, er war auch alleine für sich ein Foto wert. Nachdem wir die ca. 250 Stufen wieder nach unten gewandert sind, haben wir ein Schild entdeckt mit einer Wanderung, die 2,5 km lang sein soll und haben uns entschieden, den Weg zu laufen. Nachdem wir über eine Stunde unterwegs waren und keinerlei Hinweise zu finden waren und auch kein Ende des Weges in Sicht sind wir zurückgelaufen. Das mit den Entfernungsangaben ist hier nicht immer so stimmig. 🤣 Auf dem Rückweg hatten wir uns für den Nachmittag auf einen Ausritt verabredet. 🤣 Die Pferde lassen mich einfach nicht los. Tammy hat seit Ewigkeiten auf keinem Pferd mehr gesessen und war anfangs nicht sonderlich begeistert. Aber sie meinte auch, in Salento müssen wir das auf jeden Fall machen. Hier reitet jeder. 🤣
Zum Mittagessen war ich diesmal in einem kleinen Restaurant in der Nähe meines Hostels, das auch vegetarische Gerichte auf der Karte hatte. Das Teil war gerammelt voll mit Einheimischen und keinem einen Touristen, außer mir. Ich habe eine Art Tortilla mit Gemüse gefüllt bestellt. Das Teil war riesig und das Gemüse schwamm in einer Soße. Also wirklich lecker war das nicht, aber man muss ja auch mal andere Dinge ausprobieren. 🤣Im Hostel habe ich dann alles für unseren Ausritt organisiert. Wir hatten 1 1/2 Stunden gebucht, es war die kürzest mögliche Zeit. Um 16:00 Uhr stand der Gaucho pünktlich mit den beiden Pferden vor dem Hostel. Ich habe das größere Pferd bekommen, es hieß Bronco. Als ich aufgestiegen bin, habe ich das erste Mal genossen. Es sollte nicht das letzte Mal gewesen sein. 🤣 Unsere Pferde waren wie siamesische Zwillinge, ständig liefen sie Seite an Seite, manchmal so eng, dass unsere Beine zwischen ihnen eingequetscht wurden. 🤣 Anfangs waren wir noch ziemlich unsicher. Bei mir hat sich das nach kurzer Zeit gelegt, ich bin ja auch schon eine erfahrene Reiterin. 🤣 Tammy sah während der gesamten Strecke nicht sehr glücklich aus. 🤣 Auf dem Hinritt (heißt das so?) 🤣 sind wir durch die dicksten Schlammlöcher gelaufen und an einem Wasserfall vorbeigekommen. Ab und an sind die Pferde von einem gemächlichen Schritt in einen gefährlichen Trab 🤣 übergegangen, dann hieß es: gut festhalten. Nach einer Weile hat es angefangen zu regnen und wir mussten Ponchos überziehen. Leider waren die etwas kurz, so dass meine Hose ab dem Knie völlig durchnässt war. So ein Ausflug auf dem Pferd ist schon ein Riesen Spaß! 🤣 Die Mähne von Bronco sah nach dem Regen auch etwas zerrupft aus. 🤣Aber ich hatte mega viel Spaß, obwohl ich an einer Tour niesen musste. 🤣 Die Landschaft war sensationell schön. Ich hätte ewig auf Bronco sitzen bleiben und auf die Berge und das Tal schauen können. Dem Pferd wäre es bestimmt bald langweilig geworden. 🤣 Ein Ritt in den Sonnenuntergang, Wahnsinn! Ein echt glücklicher Moment, den muss man genießen! Tammy hatte mittlerweile mit unserem Gaucho das Pferd gewechselt, sie war nicht so happy mit ihrem, der ihr unruhig erschien. Auf dem Rückritt 🤣 bin ich die meiste Zeit vorneweg geritten, Bronco war okay damit, sein Zwilling war ja auch nicht mehr der selbe. 🤣
Für den Abend hatten wir uns auf eine Partie „Tejo“ verabredet, dem explosiven Nationalsport Kolumbiens. Wir wollten uns um 19:00 Uhr an der Kirche an der Plaza treffen. Nachdem ich geduscht hatte, meine ganzen Klamotten rochen nach Bronco, 🤣 habe ich mich etwas ausgeruht und bin danach zur Kirche gelaufen. Von Tammy keine Spur. 🤔 Nachdem ich die kolumbianische Viertelstunde gewartet habe, obwohl Tammy ja Australierin ist, 🤣 bin ich zurück zum Hostel gelaufen, da es auf der Plaza nirgendwo eine Intenet Verbindung gab. Ich habe ihr eine Message geschrieben, dass ich schon mal in die Tejo Bar laufe und sie nachkommen kann. Als ich dort ankam, war ich der einzige Gast! 🤣 Haha, so lässt sich schwer spielen. Ich habe mir ein Bier bestellt und mich auf einen der vielen freien Stühle gesetzt. Kurz danach kam eine Gruppe von jungen Leuten, die einen Mitspieler benötigt haben. 😊 Sehr cool! Das Spiel ist einfach mega lustig, ich überlege, ob ich in Frankfurt eine Tejo Bar aufmache, was für ein Spaß! 😎 Kolumbianische Indios spielten schon vor 500 Jahren Turmequé, den Vorläufer des heutigen Tejo. Heutzutage wird hauptsächlich in Kolumbien, aber auch in Ecuador und Venezuela gespielt. Tejo ist eine Mischung aus Boule und Bowling. Man sucht sich einen fetten, schweren Stein aus einer Kiste aus und versucht aus ca. 15 m Entfernung oder auch weiter entfernt, einen 12-15 cm großen Metallring (Bocín) zu treffen, der im Zentrum eines Lehmkastens liegt. Am Rande dieses Ringes liegen vier sogenannte Mechas, mit Schwarzpulver gefüllte Papiertaschen, die – wenn man sie trifft – beim Aufprall des Tejos explodieren. 🤣Was für ein lustiges Spiel! Der Tejo selbst wiegt bis zu 1,5 Kilogramm, was das Treffen des Zieles nicht einfach macht. Wer zuerst 21 Punkte erreicht hat, hat gewonnen. Es gibt Punkte für den Stein, der am nähesten zum Metallring liegt, wenn man die Mitte des Metallringes trifft und wenn es explodiert. Die Gruppe war total nett, Leute aus Holland, Belgien, Frankreich (was sonst) 🤣 und den USA. So ein Spiel kann schon dauern, besonders wenn man Anfänger ist. Man trinkt ein paar Bier und dann wird es immer lustiger. 🤣 Am Ende unseres Spiels kam Tammy mit einem jungen Typen die Tür herein, der ihr den Weg zur Tejo Bar gezeigt hatte. Sie hatte vergessen, wo wir uns verabredet hatten und war dann Essen gegangen. 🙈 Das nächste Spiel haben wir dann zu 8 gespielt. Ein mega lustiger Abend!
Am nächsten Morgen hatte ich mich mit Tammy um 7:30 Uhr bei den Willys an der Plaza verabredet. Sie bringen einen zu verschiedenen Zeiten in das Cocora Valley zum Ausgangspunkt der Tour. Wir wollten eine der ersten sein, die aufbrechen. Davor wollte ich noch frühstücken gehen, damit ich nicht mit leerem Magen aufbreche. Es gibt ein Restaurant in Salento, das „Brunch de Salento“, das wohl jeder Backpacker kennt. Sie öffnen bereits um 6:15 Uhr, haben viele vegetarische Gerichte auf der Karte, riesengroße Portionen und bieten auch Lunch-Pakete an. Dort habe ich Tammy schon getroffen, die bereits vor ihrem Frühstück saß.
Ich habe mir ein Lunch-Paket für den Weg bestellt und einen Käse Toast gegessen, von dem die Hälfte noch in das Lunch-Paket gewandert ist, weil es zu viel war. Mein Rucksack war voll mit Essen und Wasser und wog gefühlt eine Tonne. 🤣 Danach sind wir zur Plaza gelaufen, wo die Willys schon gewartet haben. In den Teilen haben 8 Leute Platz, 4 auf jeder Sitzbank. Sie nehmen jedoch oft 12 Leute mit, wobei die letzten auf den Trittbrettern hinten am Wagen stehend die ca. 20-minütige Fahrt verbringen müssen. 🤣Als wir am Eingang des Cocora Valleys ankamen, haben wir unseren Startpunkt gesucht. Es gibt mehrere Optionen zu den Wachspalmen zu gelangen. Im Uhrzeigersinn oder in entgegengesetzter Richtung. Wenn man im Uhrzeigersinn läuft, ist man relativ schnell bei den Palmen, muss jedoch auf dem Rückweg extrem lange bergab laufen. Daher hatten wir entschieden, wir laufen entgegengesetzt, also eher ich, da Tammy nicht wirklich einen Plan hatte. 🤣Das Valle de Cocora befindet sich mitten in der grünen Kaffeezone in einer Höhe zwischen 1.800 und 2.400 m und gehört zum Parque Nacional Natural los Nevados. Bekannt ist der Park durch die hier vorkommende Wachspalmenart „Palma de Cera“. Diese kann bis zu 60 m hoch werden und zählt damit zu den größten Palmen der Welt. Der Trek gegen den Uhrzeigersinn ist ingesamt 12 km lang und beginnt unten im Tal entlang eines kleinen Baches, der eingebettet ist in saftig grüne Berge und Hügel. Von dort konnten wir schon die riesigen Wachspalmen erblicken. Leider hatten wir etwas Pech mit dem Wetter, da es an dem Tag sehr bewölkt war.Die Wanderung im Valle de Cocora gehört zu den schönsten und beliebtesten Wanderungen in Kolumbien. Die Landschaft ist atemberaubend schön. Tammy hatte jedoch ein beachtliches Tempo vorgegeben. Wow, war die Frau schnell unterwegs. 🤣 Nach dem ersten Teilstück der Stecke gelangt man in ein komplett anderes Ökosystem, einem mystischen Nebel- und Zauberwald. Immer wieder führten kleine Hängebrücken über die Bäche.Der Weg wurde steiler und führte nur noch bergauf. Auf der Höhe von 2.860 m hatten wir die Finca La Montaña erreicht. Normalerweise hat man dort einen sensationell schönen Ausblick. Leider haben wir an diesem Tag nicht besonders viel gesehen außer – Wolken! 🤣Wir haben dort Rast gemacht und eine Kleinigkeit gegessen. So habe ich ein bisschen Gewicht meines Rucksacks loswerden können. Den Müll mussten wir jedoch wieder einpacken, es gab dort keinen Abfalleimer. 😆
Vom höchsten Punkt des Treks liefen wir dann durch ein Waldstück wieder bergab. Allmählich lichtete sich der Wald und wir kamen im Tal der Wachspalmen an. Gigantomanisch! Wow! Die Teile sind mega riesig gross. Toll! Man fühlt sich wie ein kleiner Floh wenn man vor den riesigen Palmen steht und nach oben schaut. 🤣 Gut, dass die keine Nüsse tragen. Wenn einem aus 60 m so ein Teil auf den Kopf fällt, wird man in die Erde eingestampft. 🤣Leider lag das Tal fast komplett im Nebel, mit strahlend blauem Himmel sieht die ganze Szenerie bestimmt noch phantastischer aus. Als wir den Ausgangspunkt wieder erreicht hatten, warteten schon einige Willys auf uns. Diesmal hatten wir uns für das Trittbrett entschieden und haben uns mit zwei netten Jungs auf der super holprigen Schotterpiste den Wind ins Gesicht blasen lassen. Sagenhaft!Für den Rest des Tages war Ausruhen angesagt. Essen hatte ich noch genügend im Rucksack, so dass ich am Abend auch nicht mehr in das Dorf laufen musste.
Am nächsten Morgen habe ich bei „Brunch de Salento“ gefrühstückt. Es gab leckeren Kaffee und einen „Bären Pfannkuchen“. 🤣 Ich habe nur das Gesicht gegessen, die Ohren habe ich einfach nicht mehr herunter bekommen. 🤣 Was für ein riesig großer Pfannkuchen. 😱Danach war ich auf der Plaza an einem sehr coolen Obststand und habe Mango Verde versucht. Davon hatte ich gelesen und es sollte super lecker sein. Mango Verde ist unreife Mango (hätte mir der Name ja schon sagen können) und die fand ich alles andere als lecker. 🤣Ich hatte noch ein paar Stunden in Salento zur Verfügung, bevor ich mit dem Bus ca. 40 Minuten nach Pereira fahren musste und von dort mit dem Taxi zum Flughafen. Mein Flieger nach Cartagena, der Hafenstadt an der Karibikküste, startete um 20:30 Uhr.
Mit seinen malerischen, bunten Strassen ist Salento ein absolut sehenswerter Ort. Auch für Ausflüge in die einzigartige Natur bietet es sich als gute Ausgangsbasis an.Ich weiß nicht, welches Dorf schöner war, Jardín oder Salento. Salento oder Jardín? 🤣 Mir haben beide extrem gut gefallen. Sie gehören auf jeden Fall zu den schönsten Dörfern in ganz Kolumbien.