Rio Airport sucks

Der Flughafen Antônio Carlos Jobim in Rio de Janeiro ist einer der wichtigsten und größten Flughäfen von Brasilien. Beschrieben wird er jedoch häufig als einer der schlechtesten und chaotischsten Flughäfen der Welt. Die Wartezeiten an den Check-In Schaltern und den Sicherheitskontrollen sind extrem lange. Auch die Passkontrolle benötigt länger als an anderen Airports. Schon die Anfahrt aus der Stadtmitte, obwohl es nur ca. 22 km sind, kann sich über Stunden hinziehen, wenn man in der Rush Hour unterwegs ist. Und wenn man dann mal angekommen ist, kann man nur hoffen, dass alles gut geht…

Mein Flug von Rio de Janeiro nach Medellín mit Zwischenstopp in Panamá City und Bogota startete in der Nacht um 2:30 Uhr. Nachdem ich von meinem missglückten Besuch des Zuckerhuts zurückkam, habe ich meinen Rucksack gepackt, was sehr lange gedauert hat, da ich alles inspiziert und jedes Kleidungsstück ausgeschüttelt und nach links gedreht habe, um sicher zu sein, dass sich darin nicht eine oder sogar mehrere dieser Monster Kakerlaken befinden. 🙈 Meine treue Northfake Jacke blieb in Rio mit ein paar anderen Kleinigkeiten, die für die heißen Gegenden in Kolumbien unnütz waren. Das Gewicht meines großen Rucksacks lag derzeit bei 14 kg, es war an der Zeit etwas auszumisten und Platz zu schaffen. Danach war die Zeit zu knapp, um mich noch für einen Moment hinzulegen. Daher habe ich bereits für 23:00 Uhr ein Uber bestellt. Da die Hauptverkehrszeit schon vorüber war, kamen wir gut durch und waren bereits um 23:30 Uhr am Flughafen. Der Uber Fahrer hat mich am Terminal 1 aussteigen lassen und sagte etwas, das man als international deuten konnte. 🤣 Okay! Also habe ich mir meine beiden Rucksäcke umgehängt und bin Richtung Eingang gelaufen. Als ich durch die Tür trat, war dort von einem Flughafen nicht besonders viel zu sehen. Geschlossene Büros, komische Gänge und kein Mensch weit und breit. Na großartig! 🤣

Nachdem ich eine Weile gelaufen bin und weder Schilder noch sonst etwas entdeckt habe, kam mir ein Arbeiter entgegen, den ich auf spanisch angesprochen habe, wo ich mich denn in Herrgotts Namen befinde. Er antwortete mir – natürlich auf portugiesisch! 🙈 Nun gut, weiter geht’s! Die zweite Person, die ich getroffen habe, war eine Frau und ich sagte nur Terminal, das hat sie wohl verstanden und in eine Richtung gedeutet, die ich dann mal eingeschlagen habe. Irgendwann wurde das ganze Flughafen-mäßiger 🤣 und ich hatte die Check-In Schalter entdeckt. Gut, dass ich so früh war. Am Schalter von Avianca habe ich mich dann angestellt und kam relativ schnell an die Reihe. Prima, dass ging ja flott und ich konnte meinen großen Rucksack endlich loswerden und noch in Ruhe eine Kleinigkeit essen. Die Frau am Schalter hat ewig in ihr System gehackt und meinen Pass sehr lange – zu lange – angeschaut. Dann hat sie mit ihren Kollegen gesprochen und mir den Pass wieder in die Hand gedrückt mit den Worten, dass ich leider nicht mitfliegen könnte, da mein Name nicht im System sei! Whaaat?? Ich glaube, ich spinne, kann doch nicht sein. Ich war freundlich, so wie es meine Art ist 🤣 und habe ihr erklärt, dass das wohl ein Missverständnis ist. Ich habe ihr meine Buchung im iPhone gezeigt und ihr erklärt, dass ich zwei Anschlussflüge habe und zusätzlich ein gebuchtes Hostel. Dass ich auf jeden Fall den Flug bekommen muss. Sie ließ sich nicht beirren und meinte, ich müsse mit der Agentur sprechen, mit der ich gebucht habe. Sie könne nichts tun für mich! Kann doch nicht sein! 😡 Ich kriege die Krise. Ich habe ihr erklärt, dass das nicht möglich ist und dass ich einen bezahlten Flug habe. Sie ließ sich nicht erweichen und bat mich, die anderen Leute vorzulassen, damit sie weiter einchecken kann. Ich hasse Rio! 🤣 Also habe ich Platz gemacht und versucht, lastminute.de in Deutschland zu erreichen. Erst einmal hatte ich keine Wifi Connection, die es dann aber, dem Himmel sei Dank, umsonst gab. Nur war lastminute.de um diese Uhrzeit nicht zu erreichen. Also wieder zurück zum Check-In Schalter. Diesmal war ich ein wenig unfreundlicher. 🤣 Ich habe ihr erklärt, dass ich in Alemania niemanden erreichen kann und dass sie nicht sehr hilfsbereit sei. Sie meinte, sie könne jetzt nichts tun. Der Flug sei komplett ausgebucht. Ich solle in 1 Stunde nochmal kommen. Wenn ich Glück hätte, könnte ich mitfliegen, wenn nicht alle Passagiere erscheinen. 🙈 Was für ein Mega Shit! Also habe ich etwas ekliges gegessen 🤣 und eine Stunde gewartet. Danach stand ich wieder am Schalter und die Frau war jetzt wirklich bemüht, mir zu helfen. Sie hat lange auf ihrer Tastatur herum geklimpert und es dann irgendwann tatsächlich geschafft, einen Platz für mich für alle 3 Flüge zu finden, bis wir an die zweite Hürde gelangten. Die Fluggesellschaft lässt mich nicht nach Kolumbien einreisen, wenn ich keine Ausreise vorweisen kann. 🙈 Daher musste ich in Windeseile einen Flug buchen, damit ich es noch in den Flieger schaffe. Der Flug hat mich mit Reiserücktritt Versicherung 170 Euro gekostet, die ich aber nicht komplett erstattet bekomme. 50 Euro werde ich wohl in den Wind schießen müssen. Egal, Hauptsache ich verliere meine Anschlussflüge nicht. Mittlerweile war die Zeit knapp, es war schon kurz vor dem Boarding. Kurze Zeit später hielt ich all meine Tickets in den Händen und sprintete über den gesamten Flughafen zum Gate! 🙈 Fix und alle kam ich dort an. Uff! Was für ein Sch*** Das habe ich noch nie erlebt. Gebuchter Flug und kein Name im System! Aber alles ist nochmal gut gegangen! Und ich war Richtung Panamá – Bogota – Medellín unterwegs!

Um 14:00 Uhr bin ich in Medellín gelandet. Ich hatte ein Zimmer über Airbnb bei Luz gebucht, die in der Nähe des Viertels Poblado wohnt, dem touristischsten Part der Stadt. Wir hatten verabredet, dass ich mit dem Taxi bis zum Hotel Ibis fahre und sie mich von dort abholt. Luz ist eine typische Kolumbianerin. Sie ist Ende 50, sieht aber aus wie Mitte 40. Sie war immer schick angezogen, geschminkt und extrem nett und hilfsbereit. Die Kolumbianerinnen achten extrem auf ihr Äußeres! Es war das erste Land, das ich besucht habe, in dem die Frauen super hübsch waren und die Männer eher hässlich. 🤣 In Chile und Argentinien war es eher umgekehrt und in Peru und Bolivien waren beide ziemlich hässlich. 🤣🙈

Wir fuhren nur 5 Minuten mit ihrem Auto bis zu ihrer Wohnung, die in einem Hochhaus lag, einem Torre. Medellín Wohnhäuser Rund um das Hochhaus waren endlose weitere Torres. 🤣 Das scheint in Lateinamerika tatsächlich die beliebteste Art des Wohnens zu sein. Mit Pförtner, größtmöglicher Sicherheit und Garage. Ihre Wohnung war sehr schön, wenn auch mit Weihnachtsdekoration vollgestopft. 🤣 Sie hat mir gleich angeboten, dass ich meine Wäsche bei ihr waschen kann und mir Tipps gegeben für Restaurants und Supermärkte. Danach bin ich etwas essen gegangen und habe das erste Club Colombia getrunken. Was für eine Wohltat, das hatte ich mir verdient, nach all dem Rio-Stress. 🤣Medellín - Club ColombiaGegessen habe ich im Restaurant Crepes & Waffles, einer Restaurant Kette in Südamerika, die tolle Crepes Gerichte haben, Suppen, leckere Desserts und eine phantastische Salatbar. Das Unternehmen beschäftigt übrigens fast ausschließlich alleinerziehende Frauen. Toll! Medellín - Crepes & WafflesDanach hat mir Luz bei einem kleinen Spaziergang das Viertel gezeigt und ist danach zu ihrer Tochter gefahren, die vor ein paar Wochen ein Baby bekommen hat. Aufgrund einer Grippe lag das Kleine im Krankenhaus. Luz wollte zur Unterstützung bei der Tochter bleiben, so dass ich die Wohnung ganz für mich alleine hatte. Cool! Ich war nochmal schnell im Supermarkt, um mir etwas Obst und Wasser zu kaufen und habe mich danach ausgeruht. 

Am nächsten Morgen habe ich in einem Café in der Nähe gefrühstückt. Sehr guter kolumbianischer Kaffee und ein Stückchen mit Guayaba. Sehr lecker und sehr süß. 🤣 Medellín Frühstück Danach habe ich mir Medellín zu Fuß angeschaut. Zuerst war ich im touristischen Viertel Poblado. Dort gibt es eine Menge toller Street Art und viele Restaurants, Bars und Cafés.Medellín Street ArtMedellín Street ArtMedellín hat mir auf Anhieb gefallen. Eine moderne, lebendige Stadt, sehr sauber mit einem tollen Flair. Die Menschen dort sind extrem freundlich und offen, das war wirklich auffällig. In einem kleinen Laden, „La Jugosa“ habe ich mir einen Fruchtsalat mit Eis bestellt. Als er ankam, dachte ich, witzig, es sieht aus wie ein Spaghettieis bei uns. Außer, dass die Spaghettis aus Käse waren anstatt aus Eis. 🤣 Sehr seltsame Zusammensetzung. Es hat nicht schlecht geschmeckt, aber ohne wäre mir lieber gewesen. 🤣Medellín JugosaDanach habe ich an einer Free Walking Tour teilgenommen. Noch heute kämpft Medellín mit dem Stigma der Narcos-Drogen- und Killer-Hochburg. Viele Besucher aus dem Ausland, die die Serie „Narcos“ gesehen haben, wollen sich in Medellín auf die Spuren von Pablo Escobar begeben. Viele Agenturen bieten daher Escobar Touren an. Diese führen fast alle zu einem seiner Wohnhäuser, zu dem Ort, an dem er erschossen wurde und zu seinem Grab. Er ist zu einer Touristenattraktion geworden und dieser Kult um ihn gefällt nicht jedem. Die Menschen in Medellín reden nicht gerne über die Vergangenheit, aber viele haben Angehörige verloren und sie sehen in Escobar nichts anderes als das personifizierte Böse. Es gibt aber auch Leute, die ihm nachtrauern. Diese wohnen im Armenviertel, das von Escobar finanziert wurde und bis heute seinen Namen trägt. Woher das Geld kam ist für sie zweitrangig. Sie sehen in ihm nur den Wohltäter, den Robin Hood, der vielen ein Dach über dem Kopf gab. Auch viele männliche Jugendliche verehren ihn heute noch. Sie wollen so schnell reich werden wie er und laufen mit dem Konterfei von Escobar auf einem T-Shirt durch die Stadt. 🙈 Auf der Free Walking Tour hat unser Guide den Namen Escobar nicht einmal ausgesprochen, sie hat ihn immer nur „Criminal“ genannt. Sie hat ihren Onkel in dieser Zeit verloren und die Mine ihres Vaters versteinert heute noch, wenn er den Namen hört. Ich habe lange überlegt, ob ich an einer Escobar Tour teilnehme, an einer, die nur die Fakten erzählt und nichts glorifiziert. Auch ich habe die Serie Narcos gesehen und war fasziniert von der Geschichte. Am Ende habe ich mich jedoch gegen eine Tour entschieden aus Respekt vor den Menschen in Medellín und den Opfern.

Danach waren wir mit der Tour auf dem Plaza San Antonio. Dort explodierte im Jahr 2008 eine Autobombe, die mindestens 30 Menschen tötete und über 200 verletzte. Die linke Guerillagruppe FARC war für das Bombenattentat verantwortlich. Die Bronzefigur des Künstlers Fernando Botero wurde dabei komplett zerrissen. Heute steht sie Seite an Seite mit einer gleichen Figur als Denkmal und Mahnmal auf dem Platz. Medellín - Plaza San Antonio Danach haben wir einen Abstecher zum Plaza Cisneros gemacht, der auch als Lichterpark bekannt ist. Hier steht neben echtem Bambus auch ein künstlicher Wald aus über 300 schmalen Lichtsäulen, die 24 m hoch sind.Medellín - Plaza CisnerosSie sollen zeigen, wie groß die Veränderung und Transformation war, die in Medellín stattgefunden hat. Früher war der Plaza Cisneros einer der schlimmsten Plätze der Stadt voller Gangs, Waffen und Drogen. Heute ist er zu einem Ort der Hoffnung auf eine bessere Zukunft geworden. Medellín - Plaza CisnerosDanach liefen wir Richtung Downtown oder El Centro, ein ziemlich wuseliger und voller Stadtteil, mit vielen Straßenverkäufern und Geschäften. Tagsüber ist es dort extrem voll, hier muss man ganz besonders auf seine Wertsachen aufpassen. In der Nähe befindet sich der Plaza Botero, ein großer Park, in dem über 20 Figuren des kolumbianischen Künstlers Fernando Botero ausgestellt sind. Sein Thema ist der Mensch und er zeigt ihn meist in überzeichneten Proportionen. Alle seine Figuren sind dick, sehr dick. 🤣Medellín - Plaza BoteroDie Bronzefiguren hat er allesamt seiner Heimatstadt geschenkt. Man spricht hier von einem Wert von umgerechnet ca. 8 Mio. USD! Wahnsinn! Botero hat einmal gesagt, er hat nie eine dicke Frau gemalt: „Ich gebe allem Volumen: einem Tier, einem Mann, einem Pferd, einer Landschaft, was es auch sei. Großzügigkeit und Üppigkeit stehen für mich in enger Verbindung mit der Sinnlichkeit.“Medellín - Plaza BoteroNach der langen Tour war ich müde und bin Richtung Airbnb zurückgelaufen. Bei Crepes & Waffles habe ich noch eine leckere Gemüsesuppe mit frittierten Bananenscheiben gegessen.Medellín - Crepes & WafflesAm nächsten Morgen hatte ich mich für eine Exotic Fruits Tour angemeldet, die uns in den Mercado Minorista führte. Um dorthin zu gelangen, musste ich durch ein paar zwielichtige Viertel laufen, die nicht so toll aussahen. Hier war ich ziemlich schnell unterwegs. 🤣

Auf der Tour waren auch Julia und Jamal dabei, ein total nettes Paar aus Deutschland. Außerdem noch ein Paar aus den USA und ein Paar aus Kolumbien. Wir haben insgesamt 16 Früchte probiert, davon eine exotischer als die andere, über Granadilla, Lulo, Tomate de Árbol zu Pitahaya und Mangostino.Medellín - Exotic Fruits TourMedellín - Exotic Fruits TourDie meisten waren lecker. Ich liebe Pitahaya und Mangostino. Von der Drachenfrucht, der Pitahaya sollte man nicht so viel essen, weil sie stark abführend wirkt. 🤣Medellín - Exotic Fruit Tour - Pitahaya Medellín - Exotic Fruits Tour - MangosteenManche waren arg komisch, die Algarroba fühlte sich wie Pulver im Mund an 🤣 und Borojó hat auch nicht wirklich gut geschmeckt. Die Früchte sind spottbillig und super frisch, ein absoluter Traum, was hier alles wächst. Medellín - Exotic Fruits Tour - AlgarrobaDanach konnten wir noch an einem Stand das typische Frühstück in Kolumbien probieren. Arepas (Maisfladen) mit Käse. Sehr sehr lecker. Medellín - Arepa con QuesoZum Schluss haben wir noch einen Frucht Shake getrunken. Hier hatten wir die Wahl aus all den Früchten, die man im Markt findet. Ich habe einen Mango Shake getrunken, meine Lieblingsfrucht. 😊 Die Tour war echt super, mal etwas ganz anderes. 

Der Minorista Markt ist riesig. Neben Früchten wird dort alles verkauft, was man benötigt oder auch nicht. 🤣 Von Kochtöpfen über Hüte, Taschen, Fleisch, Fisch bis hin zu Kleidung, Werkzeug, Kräuter, etc. Es gibt dort sogar kleine Kabinen, in denen man sich schnell mal die Haare schneiden lassen kann. Ich habe für einen kurzen Moment drüber nachgedacht. 🤣Medellín - Minorista Peluquería Apropos Haare! Mein Shampoo war leer, leider habe ich in den Drogerien und Farmacias nur große Flaschen Shampoo gefunden, die ich ungern mitschleppen wollte. Daher hatte ich entschieden, dass ich mich der „no (sham) poo“ Gruppe anschließe und mein Haar ab jetzt nur noch mit Wasser wasche. Das Haar ist ganz und gar nicht happy damit, ist es doch die tägliche Chemiekeule gewohnt. Ich werde das beobachten und über den weiteren no poo Vorgang berichten. 🤣

Mein Bauch war so voller Früchte, dass ich noch eine Weile durch die Gegend spaziert bin und erst spät am Nachmittag etwas gegessen habe. In Medellín gibt es eine große Auswahl an tollen Restaurants, auch viele vegetarische. Ich habe bei Dharma gegessen, einem kleinen, veganen Restaurant, das ein Mittagsmenü anbietet. Es gab eine Gemüsesuppe und einen Auflauf mit Gemüse und Nüssen. Alles frisch zubereitet. Und dazu einen Fruchtsaft. Alles zusammen für 4 Euro! Toll! Medellín - Restaurant DharmaMedellín - Restaurant DharmaEin toller 2. Tag in Medellín neigte sich dem Ende zu. Ich war müde und fertig vom vielen Laufen. Ab morgen geht es mit der Metro weiter. Und hinauf in das ehemals gefährlichste Viertel der Stadt, die „Comuna 13“.