Das kleine Dorf Guatapé liegt knapp zwei Stunden östlich von Medellin am Ufer des riesigen Stausees „Embalse Peñol-Guatapé“ und bietet sich für einen Tagesausflug von Medellín an. Bekannt ist Guatapé für die kunstvoll geschmückten Sockel, Fassaden, Fenster und Türen der bunt bemalten Häuser im Kolonialstil. Lonely Planet bezeichnete Guatapé als buntestes Dorf der Welt. Eine bekannte Sehenswürdigkeit außerhalb von Guatapé ist „El Peñón de Guatapé“, der Fels von Guatapé. Der gigantische Monolith ist 220 m hoch. Über mehr als 700 Stufen erreicht man die Spitze, von der man eine atemberaubende Aussicht auf die einmalige Landschaft hat. Um den Stausee zu bauen, wurde das komplette Tal geflutet. Heute befinden sich im See unzählige kleine Inseln mit zahlreichen Fincas und Wochenendhäusern.
Am Tag zuvor hatte ich mich bereits erkundigt, wie ich am besten in die bunte Stadt Guatapé komme. Mit der Metro ging es zuerst zur Estación Caribe. Dort liegt das nördliche Busterminal. Am Schalter 9 oder 14 kann man die Fahrkarten nach Guatapé kaufen, die Busse fahren ca. alle 20 Minuten.
Busfahren in Kolumbien ist ein Abenteuer und absolut gewöhnungsbedürftig. Die Busse, oftmals Microbusse, sind die schlechtesten, mit denen ich bislang gefahren bin. Verrostet, klapperig und ziemlich verdreckt. Dazu sind sie vollgepackt mit Einheimischen, Touristen und allem möglichen Gepäck, von Koffern, Rucksäcken, Taschen, Kinderwagen bis hin zu Paketen, Sackkarren und was weiß ich noch alles. 🙈 Beinfreiheit kann man absolut vergessen, alles ist extrem eng und die Knie hängen am Sitz des Vordermanns. 🙈 Zusätzlich hat man das Gefühl, dass die Teile bald auseinander fallen. Bei unserem Bus ließ sich die Tür nur mit der Hand schließen und ging nicht komplett zu. Das Gepäckfach konnte man nur mit Hilfe eines Schraubenziehers öffnen. 🤣 Aber es kann eigentlich nichts passieren, Jesus fährt immer mit.Die Straßen sind eine einzige Katastrophe. Oft geht es über Feldwege, die voller Schlaglöcher sind. Wenn man auf einer asphaltierten Straße unterwegs ist, fahren sie in einem Affenzahn über die Serpentinen. Vielen, besonders den Touristen, wird schlecht. 🤢 Die Busfahrer gehen da ganz entspannt mit um und verteilen Kotztüten. 🤣 „Bei Übelkeit verlangen Sie nach einer Kotztüte oder Brechbeutel“. 🤣Nach ca. 1,45 Stunden lockerer Fahrt 🤣 sind wir am Felsen, „El Peñol“ angekommen. Dort bin ich ausgestiegen, weil ich am frühen Morgen noch fit war für die über 700 Stufen. 🤣 Der Felsen ist ein echtes Monster. Man bekommt ihn kaum auf ein Foto. Er ist ca. 200 m hoch, ungefähr 70 Millionen Jahre alt und durch eine Vulkaneruption entstanden. Der wie ein riesengroßer Hinkelstein aussehende Felsen besteht aus geschätzten 10 Millionen Tonnen Gestein. Ein Wahnsinns-Klotz. 😱 Es gibt mehrere Felsspalten, eine davon wurde für den Bau der Treppe genutzt. Im Jahr 1940 wurde der Monolith zum Nationaldenkmal deklariert.Nachdem ich ca. 5 Euro Eintritt bezahlt hatte, ging die Plagerei los. 🤣 Anfangs noch guten Mutes bin ich die Treppen hochgehechtet. Nach der Hälfte waren die Beine schon müde. 🤣 Bei Stufe 423 hatte ich keine Lust mehr. 🤣 An der Stufe 546 angelangt, habe ich das ganze Treppengedöns verflucht und bei 580 habe ich überlegt, ob sich das auch tatsächlich lohnt? 🤣 Aber ich bin erwartungsfroh weitergelaufen und nach ein paar „wenigen“ Stufen mehr, war ich am Ziel angekommen! Wow! Was für ein grandioser Rundblick über die gesamte Region mit ihren grünen Bergen, den blauen Seen und dem Stausee. Unfassbar schön! Die Kolumbianer sagen, es sei die beste Aussicht der Welt! Vielleicht ein wenig übertrieben, aber es ist definitiv ein phantastischer Panoramablick!An klaren Tagen kann man bis zu 500 km weit blicken! Wahnsinn! Grandios! Dafür hat sich der Aufstieg auf jeden Fall gelohnt. 😉 In den 1970er Jahren entschied die damalige Regierung in dem Tal einen Staudamm zu errichten. Dazu wurden 6.365 Hektar Fläche überschwemmt, dort, wo früher das Dorf El Peñol lag. Die Bewohner mussten mit ansehen, wie ihre Welt langsam und still versank. Das kleine Örtchen El Peñol wurde oberhalb des Tals in der Nähe von Guatapé neu aufgebaut. Heute versorgt der Staudamm mit seiner Wasserkraft etwa 40% des kolumbianischen Strombedarfs. Zusätzlich wurde durch die Überschwemmung eine spektakuläre Landschaft geschaffen.
Nachdem ich mir dort alles in Ruhe angeschaut hatte, bin ich wieder abgestiegen und mit einem Tuk-Tuk, das ich mir mit anderen Touristen geteilt habe, nach Guatapé gefahren. Die Fahrt in das kleine 3 km entfernte Dorf dauert nur ein paar Minuten.
Nachdem wir dort ankamen, haben wir zuerst das Busterminal gesucht, um unsere Rückfahrkarten zu kaufen. Diesen Tipp hatte ich in einem Blog-Eintrag gelesen. Es kann passieren, dass später alle Busse nach Medellín ausgebucht sind und man im Ort übernachten muss.
Danach ging es auf Entdeckungstour durch das kleine Dörfchen. Es ist tatsächlich das bunteste, das ich jemals gesehen habe. Alles, aber auch alles ist quietschebunt, sogar die Tuk-Tuks. 🤣Im kleinen Örtchen ist es zur Gewohnheit geworden, die unteren Teile der Häuserfassaden, die sogenannten Zócalos, farbig zu bemalen. Einige der Kunstwerke haben einen Bezug zu der Geschichte des Dorfs, andere bilden alltägliche Gegenstände ab oder zeigen den Beruf des Eigentümers oder dessen Hobbies.Es gab aber auch andere interessante Kunst-Schöpfungen. 🤣Auch wenn Guatapé sehr touristisch ist, hat es mir dort gefallen. Wenn man etwas abseits in den Straßen außerhalb des historischen Zentrums unterwegs war, wurde es sehr viel ruhiger. Das Leben schien dort entspannt und relaxt, die Menschen waren extrem freundlich.
Zu Mittag gegessen habe ich bei Govindas, einem kleinen, veganen Restaurant mitten in der Stadt. Sehr lecker und voll günstig! 😉 Kolumbien gefällt mir. ✌️ Es gab ein Menü, das eine Karottensuppe, einen Beerensaft und als Hauptgericht, Reis mit Gemüse, Avocado, Quinoa mit Karotten und Platanos mit einer scharfen Tomatensalsa beinhaltete. Danach bin ich weiter durch die Straßen geschlendert und habe mir die Souvenirläden angeschaut. Sehr schicke Sachen und ganz wenig Ramsch oder Chinesenkacke. 🤣Da hätte ich wohl eine Menge eingekauft, wenn ich nicht mit Rucksack unterwegs wäre – gut so. 🤪
Auf dem Stausee kann man Bootstouren unternehmen oder Wasserski und Windsurfing entlang zahlreicher Inseln und Halbinseln betreiben.
Ich hatte beim Herumschlendern durch die Straßen ein Schild entdeckt. Ausritte auf einem Pferd, wie cool. Ich habe mich natürlich gleich angemeldet, aber erst einmal die kürzeste Zeit mit 15 Minuten gebucht. Man weiß ja nie. 😉 Der Gaucho hat mir auf das Pferd geholfen und dann ist das Tier losgelaufen. Der Gaucho aber war weg. 🤣 Und nun? Das Pferd ist gelaufen, keine Ahnung wohin. Irgendwann kamen wir auf eine Straße mit Tuk-Tuks und Autos. Ich hatte keine Ahnung, wie ich das Tier anhalte. 🙈🤣 Irgendwann kam der Gaucho von hinten angallopiert und hat gepfiffen. In diesem Moment legte mein Gaul los. OMG, ich habe mich auf dem Teil festgehalten, bin hoch und runtergehüpft wie mein Rucksack auf dem Buckel. Ich war so froh, als der Typ wieder weg war. Dann war ich wieder alleine und das Pferd lief wieder langsam. Dem Himmel sei Dank. 🤣 Irgendwann hat das Tier eine Gruppe von anderen Reitern entdeckt und sich angeschlossen. So kamen wir dann auch wieder zurück. (Ich finde, ich gebe echt eine gute Figur ab, man beachte die Haltung des Lenkrads). 🤣Am Startpunkt war niemand, außer einer Reihe von Pferden. Die anderen sind weiter geritten und ich habe das Teil fachmännisch geparkt und bin abgesprungen. Gut, dass ich nur 15 Minuten gebucht hatte. Ich hatte schon blaue Flecke vom Steigbügel und musste dauernd niesen. Ich glaube, ich habe eine Pferdeallergie. 🤣 Also sie sind nicht so meins, die Tiere. Ich finde sie ja toll, ich versuche es auch immer mal wieder mit ihnen, aber so ganz suspekt sind sie mir einfach nicht. 🤣 Ich finde, sie gucken auch immer ganz komisch. 🤣
Kurz vor Abfahrt des Busses habe ich noch schnell ein paar leckere Käse Empanadas an einem Stand gegessen. Um 19:00 Uhr hatte ich meine Rückfahrt mit dem Bus gebucht und ich war happy, dass ich mein Ticket schon in der Hand hielt. Mittlerweile hatte es angefangen zu regnen und die Schlangen vor den Schaltern waren endlos. Es war so voll an dem Busterminal, wir standen da wie Heringe aneinandergepresst und jedes Mal, wenn ein Bus los fuhr, bekamen wir die komplette Abgaswolke ab, große Klasse! 🙈 Aber es gab keine andere Unterstellmöglichkeit.
Um 21:00 Uhr war ich wieder in Medellín und ich war froh, als ich wieder in Luz Appartement war und in dem bequemen Bett lag. Ich hatte super viel Spaß auf dem Ausflug nach Guatapé. Es ist ein toller Tagestrip von Medellín aus, der absolut zu empfehlen ist und sich lohnt.
P.S.: Meine Haare sind immer noch sauer auf mich, sie hassen „no poo“. 🤣