Cartagena de Indias ist die karibische Perle Kolumbiens. Umrahmt von einer bezaubernden Bucht liegt die Stadt im Norden Kolumbiens an der Karibikküste. Sie wurde 1533 von den Spaniern gegründet und gehörte bereits im 16. Jahrhundert zu den wichtigsten Hafenstädten Südamerikas. Aufgrund ihrer ummauerten Altstadt mit den Vierteln Centro, San Diego und Getsemaní gilt sie als die schönste Kolonialstadt Südamerikas. Man findet hier malerische, kopfsteingepflasterte Straßen, bunte Häuser mit blumengeschmückten Balkonen, wunderschöne Plätze und imposante Kirchen und Kathedralen. Seit 1984 gehört das historische Zentrum zum UNESCO Weltkulturerbe. In Cartagena leben fast eine Million Einwohner. Nach Bogotá, Medellín und Cali ist sie die viertgrößte Stadt des Landes. Gemessen an der Anzahl der jährlichen Touristen ist sie allerdings Spitzenreiter.
Um 16:00 Uhr bin ich von Salento mit dem Bus nach Pereira gefahren. Die Bustickets sind schon echt große Klasse! 🤣 Als ich am Busterminal in Pereira ankam, ging es weiter mit dem Taxi zum Flughafen, das ich mir mit drei weiteren Backpackern geteilt habe, die auch nach Cartagena wollten. Ein Pärchen aus Canada und ein Amerikaner. Um 20:30 Uhr startete die Maschine und pünktlich um 21:30 Uhr sind wir in Cartagena gelandet. Ich hatte dort ein Zimmer über Airbnb gebucht, das fast ein eigenes Apartment war, mit eigenem Bad, einer kleinen Mini-Küche und einem separaten Eingang. Das Haus lag im Viertel Manga, ca. 20 Minuten zu Fuß vom historischen Zentrum entfernt. In der Nähe gab es mehrere Supermärkte, die 24/7 geöffnet hatten. Da es schon fast 23:00 Uhr war, habe ich noch Wasser eingekauft und ein paar Kleinigkeiten zu essen und bin schlafen gegangen.
Am nächsten Morgen bin ich aufgestanden und habe geduscht. Das Wasser war kalt, 🙈 aber das scheint in Cartagena üblich zu sein. Hier herrscht eine Affenhitze und es ist super drückend und schwül. Nach dem milden, gemäßigten Klima in der Kaffeeregion fast ein Schock! 🤣 Zuerst bin ich Richtung Altstadt gelaufen. Die Kolonialbauten auf dem Weg dorthin waren schon extrem schön und mit dem Kontrast zum blauen Himmel ein tolles Fotomotiv. In Cartagena habe ich während meines 3-tägigen Aufenthalts kaum eine Wolke am Himmel gesehen. Crazy!Als ich auf der Stadtmauer entlang gelaufen bin, hat mich gleich ein Straßenverkäufer angesprochen, der mir eine Bootstour auf eine der zahlreichen Inseln in der Nähe verkaufen wollte. In Cartagena gibt es an jeder Ecke Straßenverkäufer. Sie bieten Hüte, Zigaretten, Obst, Touren und jede Menge Drogen an. 🙈 Bei jedem Zigarettenhändler liegen unter den Zigaretten kleine Tütchen mit weißem Pulver. Was das wohl sein mag? 🤣
Als ich später im Apartment war, habe ich die Touren-Preise verglichen. Da sie bei fast allen Anbietern gleich waren, habe ich bei meinem Straßenverkäufer Amos über Whatsapp eine Tour für den morgigen Tag gebucht. Ich hatte mir die Isla Bendita Beach ausgesucht, die im Herzen des „Parque Nacional Natural Islas De Rosario y San Bernardo“ liegt. Die Insel ist super klein, hat einen phantastischen Strand und kristallklares Wasser. Die Tour war mit 50 Euro nicht günstig, beinhaltete aber die ca. 45-minütige Überfahrt mit dem Boot und ein Mittagessen. Ich hatte lange die verschiedenen Inseln verglichen und war gespannt, ob ich mit Bendita Beach eine gute Wahl getroffen hatte.
Nach der Bekanntschaft mit Amos, dem Promotor Turístico, wie er sich schimpfte, 🤣 bin ich durch das Haupttor des „Torre del Reloj“ (Uhrenturm) zum historischen Zentrum gelaufen, dem ursprünglichen Eingang zur befestigten Stadt. Cartagena war einst Umschlagplatz für Gold, Silber und Edelsteine. Aufgrund dieses Reichtums wurde die Stadt immer wieder von Piraten überfallen und geplündert. Um sich zu schützen, ließen die Spanier von Sklaven aus Afrika eine riesige Wehranlage inklusive Befestigungen vor den Toren der Stadt errichten. Zusätzlich bauten sie einen kilometerlangen Schutzwall. Wer von Cartagena spricht, der meint das „Centro Historico“, die hinter der 13 km langen Stadtmauer (Las Murallas) gelegene Altstadt mit ihren wunderschönen Kolonialbauten und Plätzen und nicht das neue Zentrum „Bocagrande“ mit seinen hässlichen Wolkenkratzern. Die „Plaza de los Coches“ war einst der größte Sklavenmarkt Südamerikas. Afrikanische Sklaven wurden hier versteigert und in die USA verschifft. Heute werden unter den Torbögen Süßigkeiten verkauft. Es ist schon ein komisches Gefühl, wenn man solche Plätze betritt und darüber nachdenkt, was hier früher stattgefunden hat. Nach der Lauferei in der krassen Hitze war ich froh, für einen Moment ein klimatisiertes Restaurant aufsuchen zu können. Im Crepes & Waffles habe ich einen leckeren Salat gegessen, den man sich an der Salatbar selbst zusammenstellen kann. Über Quinoa, Palmherzen, Kichererbsen, Mais, Tomaten mit Zwiebeln, Rote Beete, Paprika, Karotten, Gurken, Sesam, Nüsse, gibt es hier alles, was das Salatherz begehrt. 🤣 Lecker!Am Nachmittag musste ich zurück zum Apartment und dringend eine Wäscherei suchen, da ich kaum mehr frische Wäsche hatte. 🤣 Ich habe im Internet recherchiert und bin auf „Beer&Laundry“ gestoßen, einem kleinen Laden im hippen Viertel Getsemaní. Dort kann man man wunderbar essen und trinken während man auf seine Wäsche wartet. Genial! Die Besitzerin war extrem freundlich und hat mir viele Tipps für die Stadt gegeben. Die Pizza hat auch sehr gut geschmeckt und nachdem ich gegessen hatte, war meine Wäsche fertig! Was für ein toller Service und eine mega coole Idee!Von Getsemaní bin ich am Abend zurück zum Apartment gelaufen und habe für meine morgige Fahrt zum Bendita Beach alles vorbereitet.
Als ich am nächsten Morgen zur verabredeten Zeit am Hafen von Cartagena eintraf, war es dort bereits super voll. 🙈 Alle warteten auf ihre Bootstour. Zuerst wurden die Leute auf die einzelnen Inseln verteilt. Für Bendita Beach hatten sich ca. 50 Leute angemeldet. Wir haben bezahlt, bekamen ein Armbändchen und wurden auf mehrere Boote aufgeteilt. Dann ging die wilde Fahrt los. Ein toller Spaß, aber manchmal eine harte Angelegenheit, wenn die Boote über die Wellen bretterten. Nach ca. 45 Minuten habe ich schon von weitem die Insel gesehen und wusste sofort, dass ich die richtige Entscheidung getroffen hatte. Super klein, keine Hotels, ein toller weißer Sandstrand und kristallklares Wasser, mega, mega schön. 😁Die meisten Leute sind direkt vom Boot zum Strand gelaufen und haben sich ihren Platz gesichert. Ich habe mir zuerst die Insel in Ruhe angeschaut. Es gab eine kleine Bar, die Cocktails und andere Getränke im Angebot hatten, eine große Küche, in der sie später unser Mittagessen zubereitet haben und einen großen, überdachten Aussenbereich mit Tischen und Stühlen für das Mittagessen. Auf einer Seite des Strandes waren Bali-Betten aus Holz mit einer Matratze aufgestellt. Die waren natürlich sofort belegt. 🙄 In der Mitte der Insel standen viele Bäume, in denen ich kleine Äffchen entdeckt habe. Wie cool!Es waren Lisztaffen, die wegen ihrer Haarpracht bei uns nach dem Komponisten Franz Liszt benannt wurden, dessen Frisur ähnlich aussah. Im englischen heißen sie „cottentop“ (Baumwollschopf), gefällt mir viel besser. 🤣Der Lisztaffe wiegt nicht mal ein Pfund und ist vom Aussterben bedroht, da seine Lebensräume zerstört werden. Die seltenen Äffchen haben ein beachtliches Repertoire von ca. 40 verschiedenen Kommunikationslauten. Jeder dieser Laute hat eine feste Bedeutung. Damit können sie z.B. Neugier, Angst, Warnungen und Freude zum Ausdruck bringen. Klasse, so ein Tier in freier Wildbahn zu sehen. 😊Nachdem ich die Äffchen ungefähr 30 Minuten beobachtet und die gesamte Insel in ca. 10 Minuten umrundet hatte, 🤣 war es Zeit für eine Abkühlung. Was für eine phantastisch schöne Insel. Hier kam man sich vor wie Robinson Crusoe. Ich war über eine Stunde im Wasser und habe mich treiben lassen. 😊 Der kleine Strand am Ende der Insel war fast menschenleer. Hier gab es keinen Schatten und die meisten Leute haben weiter unterhalb gelegen. Gegen 12:30 Uhr gab es Mittagessen, frischen, frittierten Fisch.Ich habe ein vegetarisches Gericht bekommen, das erstaunlich lecker war. Danach hatten wir noch genügend Zeit um zu schwimmen oder faul am Strand zu liegen. Ich habe fast die gesamte Zeit im Wasser ausgenutzt. Ein super toller Tag auf einer absoluten Traum Insel, die sauber war, ohne große Infrastruktur, mit kleinen Liszt-Äffchen und einem Puderzucker Strand mit kristallklarem Wasser. 😊 Was will man mehr?
Am nächsten Tag wollte ich mir in Cartagena das hippe Viertel Getsemaní näher anschauen, das ich schnell zu meinem Lieblingsviertel auserkoren hatte. Im Café Stepping Stone habe ich gefrühstückt. Ein Gericht, das sich „El Verde“ nannte, mit mariniertem Käse, gegrillter Zucchini, Frühlingszwiebeln, Grünkohl, Avocado und einem pochierten Ei in einem Limetten-Kräuter-Dressing. Mal etwas ganz anderes und sehr lecker! Dazu einen guten Kaffee und eine Flasche Absolut Vodka – mit Wasser gefüllt. 🤣In Getsemaní ist eine Straße bunter als die andere. Es gibt mega coole Street-Art, sehr freundliche Menschen, wundervolle Galerien und tolle Bars und Restaurants. Hier fühlt man sich sofort willkommen. Man hat den Eindruck, dass es niemanden interessiert, wer man ist oder wo man herkommt. Es werden keine Unterschiede gemacht, egal ob Einheimischer oder Tourist, arm oder reich. Hier finden alle Menschen zusammen. Ein tolles Gefühl!In der Bar „Cuba“ habe ich Mittags (!) 🤪 einen Mojito getrunken. Was für ein „cooler“ Ort im wahrsten Sinne des Wortes. Hier kann man an einem kleinen Swimmingpool die Füße und Beine nach dem langen Laufen erfrischen. Eine tolle Idee. Direkt am Ende des Pools gab es eine Bühne, auf der am Abend Live-Music gespielt wird. Ich saß am Pool und habe mich mit einem Paar aus Israel unterhalten, die 4 Wochen Urlaub in Kolumbien machten. Super nett. Der Mojito war übrigens Weltklasse! Er hat geschmeckt wie auf Cuba, na ja, kein Wunder, der Name der Bar spricht für sich. 😊
Nach der Abkühlung – innerlich wie äußerlich – 🤣 habe ich mir die Street-Art in den Straßen angeschaut, die absolut sehenswert ist. Aber auch die kleinen bunten und blumengeschmückten Gassen haben extrem viel Charme.Ich bin stundenlang durch das Viertel geschlendert und auf dem Rückweg nach Manga über den Parque del Centenario gelaufen. Hier kann man riesige Iguanas beobachten und manchmal auch Faultiere sehen. Aber nur manchmal. 🤣Den letzten Abend in Cartagena habe ich mit einem Bier am Fuerte de San Sebastián del Pastelillo verbracht, einer kleinen Festung am westlichen Ende von Manga. Sie wurde Mitte des 16. Jahrhunderts als einer der ersten Verteidigungsposten der Stadt errichtet. Heute beherbergt das Fort den Club de Pesca, einen Jachthafen für einheimische und ausländische Boote, sowie das Restaurant Club de Pesca, das zu den besten und teuersten Fisch-Restaurants der Stadt gehört. Ansonsten gibt es dort nicht viel zu sehen. Aber man kann von der Fortanlage den Sonnenuntergang über dem Viertel Bocagrande erleben, ein gehobenes Barrio, das mit seinen vielen Hochhäusern ziemlich hässlich und unpersönlich wirkt. Der Sonnenuntergang war trotzdem schön. 😊Die Tage in Cartagena haben mir super gefallen. Es ist zwar ziemlich touristisch, aber das bunte Treiben in den Straßen, das hippe Viertel Getsemaní und das besondere karibische Lebensgefühl machen die Stadt zu einem absoluten Must-See in Kolumbien.
Schon Kolumbiens berühmtester Schriftsteller und Nobelpreisträger Gabriel García Márquez war begeistert von der Stadt. “Ein Spaziergang durch die Straßen von Cartagena bei sanftem Abendlicht reicht aus, mich wie neugeboren zu fühlen”, sagte er einst.
Morgen geht es mit einem Shuttlebus mit „Transportes Marsol“ von Cartagena nach Santa Marta, meinem nächsten Ziel in Kolumbien.