Amazon Rainforest Tour – Tages- und Nachtwanderung

Der erste Tag ist vorbei, wie krass, mir fehlen echt die Worte das zu beschreiben. Hier ist es wie auf einem anderen Planeten. Es hat die ganze Nacht geschüttet. Als ich in der Nacht mit meiner Stirnlampe bewaffnet auf der Toilette war, habe ich eine Cockroach gesehen – aaaaah! 😱 Geschlafen habe ich trotz des tollen Konzertes draußen nicht so gut, vielleicht aus Sorge um die vielen Beinchen unter meiner Decke 😂

Um 18.30 Uhr wird es hier dunkel und damit meine ich pechschwarz. Hier gibt es kein Licht, nichts, in der Hütte schon, ein paar kleine Lampen, aber draußen ist es zappenduster. Ich muss zum Essen mit der Stirnlampe laufen. Abends wird der Generator abgeschaltet, da gibt es keinen Strom, kein Licht, nichts. Ich habe nur meine Lampe, die ich auch mitnehmen muss, wenn ich nachts mal auf die Toilette muss.

Geduscht habe ich mit Solar Shower, das sind Beutel mit Wasser, die werden draußen während des Tages aufgehängt. Solch einen Beutel bekommt man Abends ins Bad gehängt, der hat einen kleinen Schlauch und damit kann man dann duschen. Das Duschgel ist biologisch abbaubar ist, es gibt Spender am Waschbecken und in der Dusche. Super, und es riecht gar nicht schlecht 😎

Heute am frühen Morgen haben wir uns mit dem Kanu auf den Weg zu einer Salzlecke gemacht. Die mineralreiche Erde, die dort vorkommt, benötigen die Papageien als nährreiches Futter. Normalerweise kann man dort sehr gut Aras, Papageien und Sittiche beobachten, aber da es die ganze Nacht geregnet hatte und auch während unserer Tour weiter nieselte, waren leider keine Tiere zu sehen.

Danach waren wir auf einer Hiking-Tour durch den Dschungel unterwegs. Omar, der Guide aus Quito und Diego, ein Achuar haben mich auf jedem Trip begleitet. Jede Exkursion in den Dschungel wird von einem Achuar geführt. Ohne diesen würde man wahrscheinlich kein einziges Tier zu Gesicht bekommen. Sie wissen genau, wo sich die Tiere aufhalten, zeigen dir Vögel in einer Ferne, die dir sonst nie aufgefallen wären. Das ganze geht natürlich nur mit Fernglas, ohne würde man im Dschungel kaum ein Tier näher beobachten können. Gummistiefel gehörten auch zu unserer Ausrüstung, teilweise geht es durch ziemlich matschiges Gebiet und außerdem können dir die Tiere, was auch immer dort am Boden krabbelt, nichts anhaben. Sehr gute Idee, selbst die Achuar tragen die Teile. Omar hatte ein Buch dabei und zeigte mir darin jedes Tier, das wir gesehen haben. Das wirklich Außergewöhnliche und Schöne dabei war, dass die beiden sich wie Kinder freuten, wenn sie irgendwelche Tiere entdeckten, auch wenn sie wahrscheinlich schon hunderte davon gesehen hatten. Sie waren genauso begeistert wie ich selbst. Toll!  Kapawi Ecolodge - DschungelwanderungAuf unserer ersten Tour haben wir Giant Ants entdeckt, sehr gruselig, Omar ließ sie auf seinen Armen und Händen krabbeln und fragte mich, ob ich sie mal halten will, so als ob es ein knuffiges Pandabärchen wäre. Nun ja, ich bin jetzt nicht so der Fan von Ameisen, bei mir stehen die in der Ekel-Rangliste sogar noch über den Spinnen, dann vielleicht ein anderes Mal. 😂Kapawi Ecolodge - RiesenameiseDann haben wir Lemon Ants gesehen Die essen irgendein toxisches Zeugs und schmecken deshalb nach Zitrone wenn man sie isst. Omar hat es getan, ich bin ja Gott sei Dank Vegetarier 😂 Es gibt dort eine so unglaubliche Vielfalt und Tiere, die ich noch nie im Leben gesehen habe.Kapawi Ecolodge - DschungelwanderungDann kamen wir an einem Baum voller Bullet Ants vorbei und mir wurde eindringlich geraten, den bloß nicht anzufassen. Die Hormiga bala oder auch Hormiga 24 horas genießt das zweifelhafte Privileg, durch ihren Stich den schlimmsten und höchstmöglichen Schmerz beim Menschen hervorzurufen. Ich habe da mal mit meinem iPad den notwendigen respektvollen Abstand eingehalten. 😂Kapawi Ecolodge - Bullet AntLaut dem ‘Schmidt Sting Pain Index’, einer Skala, die von einem amerikanischen Insektenforscher erstellt wurde und die die Intensität von Insektenstichen einordnet, wird ein Stich der Ameise mit dem höchstmöglichen Schmerzfaktor 4+ eingeordnet. Der Index wird wie folgt beschrieben: “Reiner, intensiver, strahlender Schmerz. Als ob man über glühende Kohlen läuft und dabei einen sieben Zentimeter langen, rostigen Nagel in der Ferse stecken hat”. Klingt jetzt nicht so danach, als ob man das mal erleben müsste. Der Forscher hat das aber tatsächlich getan. Er hat sich von 150 Vertretern verschiedener Insektenarten aus aller Welt stechen lassen und die Schmerzen je nach Intensität in vier Stufen eingeordnet. Die Bullet Ant liegt auf der höchsten Skala. Der Schmerz kann bis zu 24 Stunden andauern – völlig crazy!
Bei einigen indigenen Stämmen ist es noch heute üblich, die Bullet Ant für ihre Rituale zu nutzen. Diese symbolisieren den Übergang eines Jungen zu einem erwachsenen Mann. Dabei werden ca. 200 Ameisen betäubt und mit dem Stachel nach unten in einen Handschuh aus Pflanzenfasern eingewebt. Die Tiere sind quasi gefangen in dem Handschuh und wenn sie erwachen f*cking angry. Der Junge muss seine Hände nun in die Handschuhe stecken, die er bis zu 10 Minuten tragen muss. Um ihn von den Schmerzen abzulenken, führt ihn der Schamane in einen rituellen Tanz ein. Der Vorgang gilt als Mutprobe. Jungen, die den Schmerz der Stiche ertragen, können Führungspositionen im Stamm erreichen. Wie sagt man, no pain, no gain! OMG!

Wie schlimm solch ein Schmerz ist, kann man in diesem Video von Hamish and Andy sehen. Die beiden sind ein australisches Comedy Duo und Hamish wollte das Ritual für mal am eigenen Leib erfahren und für ihre TV-Show aufzeichnen. Eine schlechte Idee, er musste danach 8 Stunden im Krankenhaus behandelt werden.

Sogar die härtesten Männer bringt der Schmerz zum Weinen.

Danach hat mir Diego die unglaubliche Pflanzenvielfalt gezeigt und mir erklärt, wie die Achuar diese als Heilmittel nutzen. Schon seit Jahrhunderten dient der Regenwald für sie als Apotheke, sie haben wesentlich mehr Heilmittel als wir zur Verfügung. Auch bei uns enthält bereits jedes vierte Medikament eine “Regenwald-Zutat”. Umso mehr müssen wir darauf bedacht sein, den Regenwald zu erhalten.

Die Stelzenpalme oder Pambil Palm steht auf bis zu 2 Meter langen Stelzwurzeln. Daher hat sie im Volksmund auch den Namen “Laufende Palme“ oder “Wanderpalme“ erhalten. Man findet immer wieder Einheimische, die darauf schwören, dass diese interessanten Bäume ihren Standort beliebig wechseln können, um beispielsweise aus dem Schatten großer Baumriesen heraus an die Sonne zu gelangen. Spannend, auch wenn das vielleicht nicht ganz ernst zu nehmen ist!Kapawi Ecolodge - Pambil TreeUnser Weg führte uns danach zu dem heiligen Kapok Baum. Dort nahm Diego, als er 10 oder 11 Jahr alt war, Kontakt mit Arutam auf, dem spirituellen Führer der Achuar und tauchte in das spirituelle Herz seiner Kultur ein. Er verbrachte drei Tage alleine im Wald mit halluzinogenen Pflanzen, die es ihm ermöglichten, Arutam zu treffen. Arutams Geist ist in diesem Baum und in vielen anderen Formen verkörpert und erscheint den Achuar in ihren Träumen. Diese Aussage stammt aus einer Erzählung über die Achuar:

Es gab eine Zeit, in der alle Lebewesen menschlich waren. Aber durch ihr gutes oder auch schlechtes Verhalten verwandelte sie Arutam in verschiedene Tiere und Pflanzen. Aus diesem Grund betrachten wir sie als unsere Brüder.

Kapawi Ecolodge - Kapok BaumDer Kapok Baum ist ein mächtiger Baum, der eine Höhe bis zu 75 Meter erreicht und damit einer der grössten Bäume des tropischen Regenwaldes ist. Sie überragen das Blätterdach der anderen Bäume und werden aus diesem Grund auch Baumriesen genannt. Der Stamm ist grün und wird im Alter von Brettwurzeln gestützt. Diese sind rippenartig und können bis zu 10 Meter hoch werden. Was für ein Gefühl, dort zu stehen. Der Ort strahlte eine unglaublich Magie aus. Hier habe ich mich der Natur so tief verbunden gefühlt wie noch nie.

Nachts erwacht der Dschungel so richtig zum Leben, unglaublich, was da abgeht, welche Geräusche man da wahrnimmt. Es scheint dort noch eine andere, geheimnisvolle Welt zu existieren. Es gibt Froschkonzerte, irre Insekten, die leuchten, jede Menge Vögel und Affen. Leider haben wir keine Anaconda gesehen, aber es war auch so eine absolut faszinierende Erfahrung. Während der Fahrt mit dem Kanu sind uns Kaimane begegnet, scary, wenn nur die Augen aus dem Wasser schauen. Wasserschlangen waren unterwegs und unser Boot war voller fliegender Fische, die während unserer Fahrt aus dem Wasser geschnellt und in unserem Boot gelandet sind. Was für ein Anblick, als die Taschenlampen den Weg ausgeleuchtet haben und der Fluss, rings um das Boot herum, voller silberner, glitzernder und springender Fische war. Wow! Völlig crazy, so etwas kann man nur hier erleben.

Als wir zurück kamen, habe ich erst einmal mein Zimmer mit der Taschenlampe ausgeleuchtet. Was ich da im Dschungel gesehen hatte, wollte ich auf keinen Fall in meinem Bett liegen haben. Es gab zwar das große Moskitonetz, das komplett über das ganze Bett gespannt war, getraut habe ich der Sache jedoch nie – lieber ganz auf Nummer Sicher gehen. 😂