Die Atacama Wüste ist ein Paradies für Astronomie Freaks. Nicht umsonst stehen hier die größten Teleskope der Welt. Das ganze Jahr über ist der Himmel fast wolkenlos, die Lichtverschmutzung ist durch die dünne Besiedelung sehr gering und die Luftfeuchtigkeit liegt bei unter 10 %. Die Anden bilden im Osten ein fast unüberwindliches Hindernis für Regenwolken, die aus dem Amazonasbecken heranziehen. Im Westen sorgt der kalte Humboldtstrom dafür, dass die vom Pazifik kommenden Wolken abregnen, bevor sie die Küste erreichen. Daher herrschen dort ideale Bedingungen für eine Sternbeobachtungstour. Die meisten von uns haben einen solchen spektakulären, sternüberfluteten Nachthimmel wie er täglich über der Atacama Wüste erscheint noch nie gesehen. Ich auch nicht, 😊 daher hatte ich für den Abend eine Tour mit Time Travel Atacama gebucht.
Nach der gestrigen anstrengenden Bike Tour hatte ich beschlossen, heute einen Chillo Tag einzulegen. Meine Erkältung war noch nicht wirklich besser, der Husten war extrem nervig. Zudem musste ich Wäsche waschen, die nächsten Tage planen, Hotels und Busverbindungen heraussuchen. Meine Lieblingstätigkeiten. 🤪 Es ist gar nicht so einfach, weil man immer alles perfekt haben möchte, die perfekte Tour, die perfekte Busfahrt, das perfekte Hotelzimmer, das perfekte Foto mit der perfekten Frisur. 🤣 Da muss ich immer an Wabi-Sabi denken, das eng mit dem Zen-Buddhismus verbundene japanische Konzept der Wahrnehmung von Schönheit. „The Perfection is in the Imperfection“. Nichts bleibt, nichts ist abgeschlossen und nichts ist perfekt. Wie passend, dass mir meine Schwester ein tolles Buch empfohlen hat, dass ich mir leider aufgrund der grottigen Internet Verbindung noch nicht auf mein iPhone laden konnte. „The Gifts of Imperfection“ von Brené Brown.
Perfectionism is not the same thing as striving to be your best. Perfectionism is not about healthy achivement and growth. Perfectionism is the believe that if we live perfect, look perfect and act perfect, we can minimize or avoid the pain of blame, judgement and shame. It‘s a shield, a twenty-ton shield that we lug around thinking it will protect us when, in fact, it‘s the thing that’s really preventing us from taking flight.
Spannendes Thema, ab jetzt will ich mal versuchen ein „Good-Enoughist“ zu sein anstatt eines „Perfectionist“. Und auch die Dinge um mich herum anders betrachten. Es reicht doch auch aus, ein Foto ohne Füße zu haben, oder? 🤣
Ich hatte mir lange überlegt, wie es von San Pedro de Atacama weiter geht. Ich hätte von Calama, einer Stadt ca. 100 Kilometer nördlich, einen Flug direkt nach Santiago de Chile buchen können. Die schnellste Möglichkeit, um in den Süden zu kommen. Da ich mir aber gerne ein paar Städte und Sehenswürdigkeiten an der Küste anschauen wollte, gab es noch die Option, ein Auto zu mieten. In San Pedro gibt es die Firma Wicked Campers, die tolle Camper, Vans und Jeeps vermieten. Leider für mich alleine preislich nicht machbar. Also schon machbar, aber ich wollte das viele Geld nicht ausgeben. Cool wäre es auf jeden Fall gewesen, mit solch einem Bus durch die Gegend zu sausen. Dann hatte ich mir überlegt, ein normales Auto zu mieten. Ein Roadtrip durch die Wüste, Thelma and Louise like. Aber wo ist Louise? 🤣 Leider auch zu teuer ohne meine Beifahrerin. Also habe ich mich für die ökonomischste Variante entschieden, weiter mit dem Bus zu reisen.
Eine Fahrt von San Pedro de Atacama nach Valparaíso dauert 24 Stunden. 🤣 Ich lache mich kaputt. 24 Stunden in einem Bus. Das ist wie Wohnen im Bus. 🙈 Da ich mir gerne den Nationalpark Pan de Azúcar anschauen wollte, hatte ich mir überlegt, nach Chañaral zu fahren. Der Ort liegt dem Nationalpark am nächsten und von dort werde ich sicherlich eine Möglichkeit finden, bis zum Eingang des Parks zu kommen. Die Fahrt mit dem Bus nach Chañaral sollte 10 Stunden dauern, ein Klacks. 🤣 Ich habe das Busticket gekauft und ein mittelmäßiges Hotel gefunden, das aber ziemlich teuer war mit 35 € pro Nacht.
Damit waren die Vorbereitungen getroffen und ich konnte noch ein bisschen durch San Pedro de Atacama schlendern. Dabei habe ich das Meteoriten Museum entdeckt. So etwas gibt es? Großartig.Das Museum ist in einem Zelt untergebracht und mit viel Hingabe und Liebe zum Detail eingerichtet. Man findet Meteor-Fundstücke aus der Atacama Wüste in Vitrinen, erfährt über einen Audio-Guide (sogar in Deutsch) etwas über die Zusammensetzung und Herkunft von Meteoriten sowie zur Entstehung des Sonnensystems und der Erde. Zudem gab es zum Schluss noch einige große Meteoriten zum Anfassen. Die Dinger sind sogar magnetisch, faszinierend. Ein sehr cooles kleines Museum.
Danach habe ich in meinem Roots Café mit Bob Marley Musik einen leckeren Salat mit Falafel gegessen.Um 20:30 Uhr wurde ich im Hotel von Time Travel Atacama abgeholt. Wir waren eine kleine Gruppe von 8 Leuten, vorwiegend Touristen aus Brasilien. Ich war die einzige Europäerin. Wir fuhren mit dem Auto ca. 15 Minuten außerhalb der Stadt in die Wüste, zu dem kleinen Wohnhaus von Rodrigo, unserem Sternen Guide. Dort wurden uns auf einem großen Fernseher mit einer Powerpoint Präsentation Hintergrundinformationen zum Weltall vermittelt, dem Big Bang, dem Anfangspunkt der Entstehung von Materie, Raum und Zeit. Die Tour war auf spanisch, daher nicht ganz so leicht zu verstehen. Danach gingen wir nach draußen. Aufgrund der Kälte am Abend haben wir alle einen Poncho erhalten, sehr cooles Teil. Der hält unglaublich warm, vielleicht sollte ich mir einen mitbringen für die kalten Wintertage in Deutschland. 😎Leider war gerade Vollmond und aus diesem Grund sah der Himmel bei weitem nicht so aus, wie man das sonst aus der Atacama Wüste kennt. Aber, ich habe ja gelernt, es muss nicht alles perfekt sein. 🙏 Perfekt war das, was wir an diesem Abend gesehen haben. 😊 Zuerst wurden uns einzelne Sterne und Planeten mit dem Laserpointer gezeigt. Das war schon sehr interessant, weil man die selbst meistens gar nicht erkennen und identifizieren kann. Danach konnten wir durch ein Teleskop schauen. Das Teil war der absolute Hammer, mit eigenem Computer. Man gab den Stern oder Planeten ein, den man sich gerne anschauen wollte, drückte auf Enter und das Teleskop bewegte sich automatisch in die richtige Richtung, Wahnsinn, echt krasses Teil. Wir haben uns tolle Sterne angesehen und die Planeten Saturn, Jupiter, Mars und den Mond.Wir haben sogar Fotos mit unseren Smartphones durch das Teleskop machen können. Genial!Auf dem Foto des Mondes sieht man sogar die vielen kleinen Krater. Toll! Das begeistert mich ohne Ende. Zusätzlich haben sie tolle Musik zur Untermalung gespielt, unter anderem von Eddie Vedder und Pearl Jam. Das hat richtig gut gepasst. Insgesamt dauerte die Tour über 3 Stunden. Zwischendurch haben wir heißen Tee bekommen und mit Potter gespielt, dem süssen Hund von Rodrigo.
Die Tour war phantastisch, super informativ und spannend. Ein toller, magischer Blick in den Nachthimmel, auch wenn der Vollmond alles überstrahlt hat und wir lichtschwächere Gestirne oder auch die Milchstraße deswegen nicht sehen konnten.