Puerto Montt ist eine Hafenstadt in der Region Los Lagos und eine der letzten größeren Städte auf dem chilenischen Festland bevor man in die endlosen Weiten von Patagonien eindringt. Nicht umsonst wird sie auch als Eingangstor nach Patagonien bezeichnet. Die Stadt ist umgeben von wunderschöner Natur, Wälder, Seen, Flüsse, Inseln und Vulkane. Sie wurde 1853 gegründet und bei einem schweren Erdbeben 1960 stark zerstört. Viele Einwanderer kamen aus Deutschland und der Einfluss ist heute noch erkennbar, sei es in der Architektur, im kulturellen Leben oder in der chilenischen Küche. Die Region um Puerto Montt ist extrem regenreich, die Temperaturen sind das ganze Jahr über eher kühl. Absolut nichts für Sonnenanbeter. 🤪
Nachdem ich von der Osterinsel zurück kam, habe ich den nächsten Tag in Santiago dazu genutzt, meine weitere Reise zu organisieren. Der Süden von Chile ist nicht einfach zu planen. Die Strecken sind weit und man muss sich entscheiden, wie und wohin man weiterreisen möchte. Ich hatte mir vorgenommen, zuerst nach Puerto Montt zu fahren, da die Stadt eine gute Ausgangsbasis für das Chiloé Archipel und Patagonien ist. Ich war wieder bei Paola untergekommen, die mir sofort angeboten hatte, meine komplette Wäsche zu waschen. Extrem nette Frau. 😊 Zusätzlich hatte sie mir eine Menge Tipps für Puerto Montt und die Region gegeben, da sie aus der Gegend stammt. Großartig! Bei ihr gab es außerdem super schnelles WLAN und ich konnte meinen Flug und das nächste Airbnb problemlos buchen.
Am Tag der Abreise musste ich um 4.00 Uhr aufstehen. Die günstigsten Flüge gibt es natürlich immer früh morgens. In Puerto Montt bin ich gegen 8:30 Uhr gelandet. Dort habe ich mich direkt am Flughafen nach einem Auto umgesehen. In Patagonien kommt man ohne Gefährt kaum weiter. Ich habe Preise verglichen und letztendlich das günstigste Auto gebucht, Tagespreis: 23 Euro. Das Auto war ein kleiner Nissan, nicht betankt und nicht geputzt. 🙈 Na super! Aber der leere Tank wurde vermerkt. Danach habe ich das Haus gesucht, das ca. 10 Minuten außerhalb von Puerto Montt liegt. Es waren ganze 14 Grad, super kalt für meine Verhältnisse. Von Santiago kommend mit 30 Grad war das eine leichte Umgewöhnung. 🤣 Als ich ankam, hat mich Margarita gleich begrüßt und mir das Haus gezeigt. Es wurde 1914 von einem Deutschen gebaut. Daher steht es heute noch. 🤣 Mittlerweile befindet es sich im Besitz der Enkel, die es an Margarita vermietet haben. Margarita lebt dort mit ihrem Mann, ihrem kleinen Sohn, zwei riesigen Deutschen Schäferhunden und einem Terrier. Seit diesem Jahr betreiben sie dort ein Hostal. Das Haus ist riesig und kalt. Die Tapeten in meinem Zimmer sind noch die ursprünglichen. Ob das jetzt so gut ist, lasse ich mal dahingestellt. 🤣 Und irgendwie habe ich es mit Klodeckeln. Dieser hier ist ein ganz besonderes Exemplar. 🤔 🤣 Also dann kann man ihn auch ganz weglassen, oder? 🤣 Aber es gibt einen Heizlüfter im Zimmer, immerhin werde ich nicht erfrieren. Das Haus liegt völlig abseits, mitten in der Natur.
Mit dem Auto war ich jedoch super flexibel und konnte die ganze Gegend erkunden. Puerto Montt ist eine alte, etwas schäbig wirkende Hafenstadt, die aber gerade deshalb einen gewissen Charme hat. Besonders interessant war der Fischmarkt in Angelmó. Hier wird alles an Fischen und Meeresfrüchten verkauft, was das Meer zu bieten hat. Es gibt Krebse, Krabben, Meeraal, alle Arten von Muscheln, getrocknet, geräuchert oder roh, verschiedene Algenarten, Seetang und sogar Seeigel. Guten Appetit! 🤣Es gibt überall kleine Fischrestaurants, die Ceviche, frische Muscheln, Fisch, allerlei exotisches Meeresgetier und Curanto anbieten. Curanto ist ein Eintopf aus Muscheln, Fleisch, Huhn, Kartoffeln, Wurst und Gemüse. Es ist das typische Gericht im Süden Chiles. Für einen Vegetarier ist das jetzt nicht unbedingt das Schlaraffenland. 🤣 Am Ufer dösen Hunde und Seelöwen gleichermaßen und warten auf Essen und Fisch-Abfälle. 🤣Hauptwirtschaftszweig in Puerto Montt ist mittlerweile die Lachszucht. Nicht gerade zur Freude von Umweltschützern. Chile ist nach Norwegen das zweitgrößte Lachs Exportland der Welt. Die meisten Firmen sind jedoch in norwegischer oder japanischer Hand. In den Lachsfarmen herrschen katastrophale Zustände und die Lachsindustrie hat verheerende Auswirkungen auf das ganze Ökosystem. Lachs ist zu einem Rohstoff geworden und wird auch so behandelt. Zuchtlachs ist eines der giftigsten Lebensmittel der Welt, vollgepumpt mit Bakterien, Medikamenten und Pestiziden. Wer kann daher noch guten Gewissens Lachs essen? 🤔
Abgesehen vom ältesten Viertel Angelmó hat die Stadt noch eine schöne Strandpromenade. Ansonsten gab es nicht allzu viel zu sehen. Essenstechnisch war das ganz schwierig. Ich habe kein geeignetes Restaurant finden können. Daher bin ich weiter nach Puerto Varas gefahren, einer kleinen Stadt, ca. 20 Kilometer nördlich von Puerto Montt. Paola und auch Margarita hatten mir die Stadt empfohlen. Beide sind von Puerto Montt nicht besonders angetan, Puerto Varas wäre wesentlich schöner. Als ich ankam, hatte ich Probleme, einen Parkplatz zu finden. Überall war Parkverbot. 🙈 Die Stadt ist sauber, voller kleiner Geschäfte, aber auch irgendwie tot. Viele Restaurants hatten geschlossen und auf den Straßen war nicht wirklich viel los. Das Wetter war auch ziemlich bescheiden. Es war kalt und der Himmel komplett bewölkt. Die Stadt wurde Mitte des 18. Jahrhunderts von deutschen Einwanderern besiedelt. Davon sieht man heute noch eine ganze Menge. 🙈Mir hat die Stadt nicht besonders gut gefallen, da hat Puerto Montt sogar noch mehr Charme. Aber es kann natürlich auch am Wetter gelegen haben. Jede Stadt sieht bei Sonnenschein schöner aus. Essen ist auch dort ein echtes Übel. Es gibt fast nur Fisch und Fleisch. Außer man findet mal ein Restaurant, das Pizza oder Pasta anbietet. Aber gut schmeckt das selten. In Puerto Varas habe ich eine vegetarische Lasagne gegessen. Das Bild poste ich nicht, sie sah so schlecht aus, wie sie geschmeckt hat. 🙈
Als ich am Abend zurück kam, war das Rolltor zum Grundstück geschlossen und ich musste warten, bis Margarita zurück kam. In der Zwischenzeit kam ein australisches Pärchen mit dem Auto an und suchte nach einer Übernachtungsmöglichkeit. Wir haben uns lange unterhalten und sie haben mir erzählt, dass sie an einem Abend vergessen hatten, das Licht am Mietwagen auszuschalten und die Batterie am nächsten Morgen hinüber war. 🤣 Sie waren schon zwei Monate unterwegs und wollten nach Puerto Montt und Chiloé den Torres del Paine Circuit wandern. Wir haben ca. 1 Stunde gewartet, dann kam Margarita. Als ich in das Auto eingestiegen bin, ist das Teil nicht angesprungen. 🤪 Ich lache mich kaputt. Das ist doch nicht zu fassen. Dieser kleine Drecks-Nissan. 🤣 Wir haben dann mithilfe von Margarita‘s Mann versucht, das Auto anzuschieben und zu starten. Das hat nicht geklappt und wir mussten überbrücken. Das hat man nun vom Günstigsten. 🤣
Als ich am nächsten Morgen aufgewacht bin, war strahlender Sonnenschein. Nee, oder? Sonne? Yeah! Nach den gestrigen Stadtbesichtigungen wollte ich heute in die Natur und mir den Vulkan Osorno näher anschauen. Der Osorno ist 2.652 Meter hoch. Man kann auf einer asphaltierten Straße bis zu einer Basisstation fahren, die auf 1.300 Meter Höhe liegt. Die Landschaft dort ist super schön. Mit dem Auto konnte ich jederzeit anhalten, um Fotos zu machen, das war schon ein großer Vorteil. Die Tourbusse halten nur an bestimmten Stellen und man hat wenig Zeit, die tolle Landschaft wirklich zu genießen.Die Straße zum Vulkan führt über Serpentinen und ist landschaftlich total reizvoll.Als ich an der Basisstation ankam, habe ich gesehen, dass man sogar noch bis zur Gletscher-Station auf 1.670 Meter Höhe nach oben fahren kann. Für ca. 20 Euro konnte man ein Ticket für eine Gondel erwerben, dachte ich. 🤪 Zuerst ging es mit einem 4×4 Gefährt zu einer Zwischenstation. Ich hatte mich schon gewundert, dass ich ganz alleine mit dem Guide in dem Jeep saß. Von dort ging es weiter mit einem Sessellift, von wegen Gondel. 🤣 Schon auf der Zwischenstation auf 1.450 Meter Höhe herrschte ein abartiger Wind. Als ich mich in den Sessellift gesetzt habe, dachte ich, ich bin im falschen Film. Es war plötzlich Winter und eine Eiseskälte. 🙈Genau in diesem Moment habe ich gemerkt, das meine ganze Rapa Nui Bräune abgefallen ist. Einfach so abgefallen und in den Schnee geplumpst. 🤣
Wie kann es einen so krassen Wetterwechsel geben? Da unten war es heiss und auf dem Lift war Himalaya Wetter. Meine Hände waren Eisklumpen. Ich musste sofort an den Film „Frozen“ denken, in dem drei junge Leute in einem Sessellift vergessen wurden und sie das Teil mitten während der Fahrt abgeschaltet haben. Ich schaue einfach zu viele schlechte Filme. 🤣 🙈 Ich habe mich da oben nicht lange aufgehalten. Es war mal für einen kurzen Moment klar, dann hat sich alles wieder zugezogen. Der Wind war total abartig, eisig kalt. Und die Fake Northface-Jacke ist China-Kacke, da zieht es durch bis auf die Haut. 🙈🤣An der Zwischenstation gab es noch einen roten Krater und einen tollen aber sehr schmalen Weg am Kraterrand entlang. Da es hier nicht mehr ganz so eisig war, bin ich den Weg noch gewandert. Völlig durchgefroren holte mich der Jeep wieder ab und brachte mich zum Auto. Auf meine Frage an den Guide zu diesem Wetter meinte er nur, „Das ist Patagonien. Wer Sonne will, muss in die Karibik fahren“. 🤣 So viel dazu!
Ich hatte genug vom Osorno und habe mich auf den Weg zu den Wasserfällen, Saltos de Petrohué gemacht. Hier war die Welt wieder in Ordnung. 🤣 Es war warm und die Landschaft war sensationell schön. Kristallklares, türkisblaues Wasser und der Osorno im Hintergrund. Die Wasserfälle und das Farbenspiel sind echt beeindruckend. Es gibt dort einen weiteren Wanderweg, den Sendero de los Enamorados, den Pfad der Verliebten. Hier finden sich idyllische Bachläufe, kleine Lagunen und Wasserfälle. Ein toller Spaziergang. Morgen geht es auf die Insel Chiloé, die nach der Feuerland-Insel, die zur Hälfte zu Argentinien gehört, die zweitgrößte Insel von Chile ist.