Der Lago Chapo ist ein See nordwestlich von Puerto Montt. Er liegt in unmittelbarer Nähe des Vulkans Calbuco, einem der aktivsten Vulkane Chiles. Der Lago Chapo ist ca. 17 km lang und 5 km breit und ist umgeben von zwei Nationalparks.
Valdivia gilt als eine der schönsten Städte von Chile. Sie liegt 220 km nördlich von Puerto Montt in der Región de los Ríos und nahe der Pazifikküste. Mitte des 19. Jahrhunderts haben sich dort viele Deutsche Einwanderer niedergelassen. Bis heute prägen deutsche Straßen- und Firmennamen das Gesicht der Stadt. In jedem Café sind die Wörter „Kuchen und Strudel“ auf der Karte zu finden. Ein paar Kilometer außerhalb der Stadt befindet sich eine der größten und bekanntesten Bierbrauereien des Landes, die Cervecería Kunstmann (das gute Bier). Historische Bauwerke findet man in der Stadt nur sehr wenige. Valdivia wurde bei dem schweren Erdbeben (9,5) von 1960 fast gänzlich zerstört.
Nachdem ich von Chiloé zurück kam, wollte ich den nächsten Tag etwas ruhiger angehen und keine größere Fahrt oder Tour planen. Nachdem ich beim Frühstück kurz mit Margarita gesprochen hatte, schlug sie mir vor, den Lago Chapo zu besuchen. Der See ist umgeben von idyllischer Natur, ideal, um eine kleine Wanderung zu unternehmen.
Nachdem ich den Rucksack gepackt hatte, lief ich los. Laut der Beschreibung von Margarita sollte ich in ca. 20 Minuten da sein. Ich lief am Fluss Chamiza entlang mit wunderschönen kleinen Häuschen am Uferrand. Nachdem ich ca. 40 Minuten unterwegs war und von einem See nichts zu sehen war, dachte ich, hhmm, da kann etwas nicht stimmen. 😬 Ich habe einen Mann am Straßenrand gefragt, der mich ganz entgeistert angeschaut hat. Da wäre ich ja völlig falsch unterwegs und überhaupt, laufen? Ohne Auto? 🙈 Hhmm, das war wohl nichts, dann mal besser wieder die 40 Minuten zurück laufen. Ich kriege die Krise. 🤣 Als Margarita mir die Tür aufmachte, schaute sich mich genauso entgeistert an, wie der Mann unterwegs. Sie fragte mich, ob alles okay wäre. 🤣 Ich habe ihr von meinem Trip erzählt und das ich da wohl etwas falsch verstanden habe. Und in der Tat! 🤣 Man benötigt mit dem Auto für die 40 Kilometer lange Strecke zum Lago Chapo etwa 20 Minuten. Sehr witzig! Nun ja, laufen ist ja bekanntlich gesund, daher war das mein Frühsport. 🤪🤣 Ab in‘s Auto würde ich sagen.
Die Strecke zum See führt zuerst über eine asphaltierte Straße, dann wird es steinig und man kommt nur noch langsam voran. Außer man ist Einheimischer und fährt einen 4×4. Denn die heizen hier mit 80 km/h bis 100 km/h über die Schotterpisten. Der See selbst und die Umgebung ist total schön. Leider war es dort extrem windig und kühl. Viele Einheimische kommen am Wochenende an den See um zu picknicken. Seitdem 1991 in der Nähe ein Wasserkraftwerk gebaut wurde, hat der See ein Drittel seiner Wassermenge verloren, sehr krass. Beeindruckend sind die am Ufer stehenden ausgebrannten und vertrockneten Baumstämme, die durch den letzten Ausbruch des Vulkans Calbuco entstanden sind. Ein seltsamer Anblick.Nachdem ich eine Weile am See entlanggelaufen bin, war ich froh, als ich wieder im warmen Auto sitzen konnte. Der Wind war super unangenehm. Da ich etwas essen wollte und ein paar Sachen einkaufen musste, bin ich nach Puerto Montt gefahren. In den Farmacias, den Apotheken in Südamerika, gibt es auch Drogerieartikel, also Zahnpasta, Zahnbürsten, Duschgel, usw. Wenn man einen Artikel in der Hand hat, kann man den aber nicht einfach so bezahlen. Man muss eine Nummer ziehen und dann ewig warten, bis man an der Reihe ist. Völlig crazy. 🙈 Das tollste aber sind die Panaderías, die Bäckereien. Zuerst stellt man sich in einer langen Schlange an, um sich an der Theke etwas auszusuchen. Das bekommt man aber nicht in die Hand gedrückt, sondern einen Zettel, mit dem man sich dann in einer weiteren langen Schlange an einer Kasse anstellen muss, um zu bezahlen. Mit diesem von der Kassiererin abgestempelten Zettel stellt man sich nun wieder an der Theke an, um das zuvor ausgesuchte ausgehändigt zu bekommen. Das ist doch der Gipfel der Ineffizienz, oder? 🤣 Ich war sprachlos.
In einigen Supermärkten gibt es beim Obst und Gemüse eine Waage, das kennen wir ja. Aber in Chile steht dort eine Frau, nimmt dir die Tüte mit den Äpfeln ab, wiegt sie für dich, klebt einen Zettel drauf und gibt sie dir wieder. Ah ja! 😆 Und wie lange man in einem Supermarkt an der Kasse steht, davon will ich gar nicht reden. Sind wir Deutschen da so extrem? Für uns sind 10 Minuten schon vergeudete Lebenszeit. Und hier stehen sie brav, warten, sind völlig entspannt und würden gar nicht auf die Idee kommen, dass es eventuell auch schneller gehen könnte. Warum auch? Ich hätte nach 2 Minuten schon gefragt, ob sie eine weitere Kasse aufmachen können. 🤣 Faszinierend, wie das in anderen Ländern läuft.
Gesundes und vegetarisches Essen in Puerto Montt zu finden war ein Graus. Ich habe so viele Tüten Chips gegessen, das reicht für das ganze nächste Jahr. 🙈 In der HappyCow wurde ein „Restaurant“ gut bewertet, das sich in einem Einkaufszentrum in der Food Abteilung befinden sollte. Das hätte mich schon stutzig machen sollen. 🤣 Ich habe ewig einen Parkplatz gesucht und habe mich dann auf die Suche gemacht. Das Ambiente war schon super, ein Fast-Food Burger- und Pizza-Laden neben dem anderen und mittendrin, ein vegetarischer Fast-Food Laden. 🙈 Anstatt Fleisch gab es Patties aus Soya, Quinoa oder Seitan. Super! Ich hasse Fast-Food! Der Burger war eklig, es war fast zu erwarten. Ich fange wieder an Fleisch zu essen. 🤣 Wie soll das erst in Argentinien werden mit ihren Unmengen von Angus Rindern. 🤣
An meinem letzten Tag in Puerto Montt wollte ich einen Ausflug nach Valdivia unternehmen. Paola hatte mir den Tipp gegeben und auch Margaritas Mann, mit dem ich mich am Abend länger unterhalten hatte. Er hat nicht ganz so positiv von seinen Landsleuten gesprochen. Sie akzeptieren und tolerieren ihre eigene indigene Bevölkerung, die Mapuches, nicht, da gibt es immer wieder riesige Konflikte. Sie sind Gauner, knöpfen Touristen Geld ab, erhöhen Taxipreise, Tourenpreise, wenn sie merken, dass man ein Touri ist. Sie haben keine Manieren und keinen Anstand. Sie sprechen schlechtes Spanisch. Und sie haben keine eigene Identität. Wer sind die Chilenen? Waschechte, die schon immer dort gelebt haben, findet man selten. Vielmehr ein Gemisch aus verschiedensten Nationen und vor allem Chilenen mit europäischen Vorfahren. Es war interessant mit ihm zu sprechen, seine Meinungen zu hören. Solche Gespräche hat man auf der Strasse ja eher selten. Daher übernachte ich gerne in Hostals oder B&Bs, die familiengeführt sind. Das sind echt spezielle Erfahrungen.
Am Morgen habe ich ausgeschlafen und bin nach dem Frühstück ganz in Ruhe nach Valdivia aufgebrochen. Die Stadt liegt 2 1/2 Stunden in nördlicher Richtung von Puerto Montt. Die Fahrt hat sich endlos gezogen. Auf der Carretera kann man zwischen 100 und 120 km/h fahren. Ich bin daher erst gegen 12:30 Uhr in der Stadt angekommen. Valdivia ist von zwei Flüssen umgeben, dem Río Calle-Calle und dem Río Cau-Cau. Beide vereinen sich in der Stadt zu dem Río Valdivia, der nach 15 km in den Pazifik mündet. Die Stadt ist im Gegensatz zu den Städten Puerto Montt oder Puerto Varas mit ca. 150.000 Einwohnern wesentlich größer. Umso schwieriger gestaltete sich das Fahren und die Parkplatzsuche. Daher hatte ich beschlossen, zuerst weiter nach Niebla zu fahren. Der kleine Ort liegt auf einer Landzunge, ca. 15 km von Valdivia entfernt. Hier gibt es schöne Sandstrände, alte Festungsanlagen und bunte, kleine Häuser in den Hügeln. Da ich für den Strand zu wenig Zeit hatte, habe ich das Auto abgestellt und bin mit der Personenfähre nach Corral gefahren. Corral liegt direkt am Pazifik und wurde 1960 bei dem von dem schweren Erdbeben ausgelösten Tsunami völlig überflutet. Als ich in Corral ankam, gab es dort am anderen Ufer – nichts. 🤣 Ich habe kein Restaurant gesehen, das geöffnet hatte, keine Hinweisschilder, keine Touristeninformation. Ich bin ein bisschen in die eine Richtung gelaufen, dann in die andere. Nachdem ich nichts weiter entdecken konnte, bin ich mit der Fähre wieder zurück gefahren. Ein seltsamer, unlebendiger Ort. Vielleicht braucht man dort ein Auto, zu Fuß war das echt schwierig. Aber die Fahrt mit der Fähre hat Spaß gemacht.
Der Weg zurück von Niebla nach Valdivia führt an der Cervecería Kunstmann vorbei, ein großer Besuchermagnet in der Gegend. In der Brauerei mit deutschen Wurzeln gibt es ein Museum, ein riesiges integriertes Restaurant und einen Souvenirshop. Da ich Hunger hatte, dachte ich mir, kann ich auch hier essen. Das Restaurant ist wie ein Hofbräuhaus aufgemacht. Es gibt pseudodeutsche Gerichte und allerlei Sorten Bier. Für Vegetarier haben sie zwei Gerichte ohne Fisch und Fleisch auf der Karte. Alle Gerichte und das Bier waren überteuert. Da ich mit dem Auto unterwegs war, konnte ich nur ein alkoholfreies Bier trinken. Das Essen, zwei Patties aus Kichererbsen in einer Soße aus Bier mit Honig, dazu Reis und mit Käse gefüllte Champignons, war nicht mein Fall. Und für 14 Euro mit dem Bier viel zu teuer. Das Bier hat allerdings gut geschmeckt, auch wenn es ein alkoholfreies war. 😊Das Restaurant selbst war mir viel zu touristisch und zu deutsch, es gab Bempel, Bierkrüge und neben dem seltsamen Essen auch deutsche Musik. 🙈 Biersorten haben sie jedoch eine ganze Menge und das Bier wird nach deutschem Reinheitsgebot gebraut. Für viele Chilenen ist der Besuch der Brauerei das Highlight ihrer Reise nach Valdivia. 🙈
Ich war auf jeden Fall froh, wieder fahren zu können. In Valdivia angekommen, ging die Parkplatzsuche los. Ein schwieriges Unterfangen, wenn man alleine unterwegs ist. Ich bin dauernd falsch abgebogen und musste dann wieder einen Riesen-Bogen zurückfahren. 🤣 Es war schon Nachmittag und ich hatte kaum mehr Zeit für die Besichtigung der Stadt. Aber das, was ich noch gesehen habe, hat mir richtig gut gefallen. Valdivia ist eine schöne Stadt. Sie hat viele Grünflächen, schöne Parks, einen tollen botanischen Garten, den ich mir sehr gerne angeschaut hätte, eine tolle Promenade am Fluss und viele Spazierwege. Die Zeit war leider zu knapp bemessen. Auch die weitere Umgebung muss sehenswert sein. Ein Regenwald, Wanderwege, Aussichtspunkte, Sandstrände, Küstenwälder, Badeorte und Nationalparks. Ich war schon spät dran und musste noch 2 1/2 Stunden zurück nach Puerto Montt fahren. Als ich in Chamiza ankam, habe ich kurz für ein Foto angehalten. Die beiden Vulkane Calbuco und Osorno sahen in der Abenddämmerung einfach phantastisch aus. Morgen muss ich um 6:30 Uhr am Flughafen sein. Mein Flug nach Balmaceda startet um 8:45 Uhr, davor muss ich das Auto noch abgeben. Von Balmaceda geht es dann gegen 10:00 Uhr weiter mit dem Bus nach Coyhaique. In Coyhaique starten die Touren zu den Marble Caves, die ich mir unbedingt anschauen wollte. Sie stehen auf der Liste der Must-Sees meiner Reise ganz weit oben. 😊