El Chaltén ist ein kleiner Ort im argentinischen Patagonien. Das kleine Dorf hat nur ca. 1.600 Einwohner und wurde erst im Jahr 1985 gegründet. El Chaltén bietet den besten und direktesten Zugang zu den Bergmassiven des Cerro Torre und des Fitz Roy. El Chaltén bedeutet in der Sprache der Ureinwohner, der Tehuelche-Indianer, “Rauchender Berg“. Da der Fitz Roy sehr oft von Wolken umgeben ist, bezeichneten sie den Berg danach. In El Chaltén herrscht ein vom Atlantik und Pazifik beeinflusstes Klima mit viel Regen, vielen Stürmen und sehr wenigen Sonnenstunden. Der Ort lebt nahezu komplett vom Tourismus.
Am nächsten Morgen musste ich um 10:00 Uhr aus dem Hostel in El Calafate auschecken. Mein Bus fuhr jedoch erst um 14:00 Uhr, so dass ich noch einige Zeit in der Lobby verbringen musste.
Die Fahrt nach El Chaltén dauert nur ca. 3 Stunden. Als wir den Eingang des Nationalparks passiert hatten, mussten wir aussteigen und bekamen von den Parkrangern Informationen zu den Routen, dem Wetter und den Verhaltensregeln für den Park. Was macht man, wenn man einem Puma begegnet, 🤣 wo geht man auf die Toilette, was macht man mit dem Müll, etc. Sie gaben uns Tipps zu den besten Wandertagen und Vorhersagen zum Wetter. Die langen Routen sollte man bei einem Wind wie heute besser nicht laufen. Der morgige Tag wäre dafür besser geeignet, da weitaus weniger Wind gemeldet war. Alles in allem ist das aber immer ein Glücksspiel mit dem Wetter. Es ist hier wie im übrigen Patagonien unberechenbar. Starke Wind haben sie hier fast immer, manchmal sogar Böen von über 100 Stundenkilometer.
Gegen 17 Uhr bin ich in El Chaltén angekommen. Als ich das Busterminal verlassen habe, blies mir ein eisig kalter Wind entgegen. Na ja, das kann ja heiter werden. 🤣 Mein Hostel war jedoch sehr schön und es war sogar beheizt. Genial! Nach dem üblichen Ankommen und dem Auspacken, habe ich mir den Ort ein wenig genauer angeschaut. Das El Chaltén ausschließlich vom Tourismus lebt, merkt man sofort. Es gibt unzählige Hotels, Hostels und Cabañas, Restaurants und kleine Bierkneipen. Der Ort liegt direkt am Fuße des Fitz Roy und des Cerro Torre, zwei Bergen in den 3.000ern, die aufgrund ihrer steilen Granitfelsen und des unberechenbaren Wetters und den rauen Winden sehr schwer zu besteigen sind. Man sieht in dem Ort nur Backpacker, Outdoor Freaks und Bergsteiger, eine echte Trekking Hauptstadt. Dazu ein paar wenige Geschäfte, die von Souvenirs über Bananen und Nüsse auch Regenjacken, Mützen und Handschuhe verkaufen. In der gleichen Straße des Hostels liegt auch ein veganes Restaurant, das Curcuma. Hier gab es eine offene Küche und man konnte den Besitzerinnen beim Kochen sogar zuschauen. Ich hatte ein Risotto bestellt mit Kürbis, das sehr lecker war. Davor gab es Karotten mit Hummus und eine hausgemachte Ingwer Limonade. Wanderung Tag 1
- Tour – Laguna de los Tres – 20km – mittel/ hart
Um 7:30 Uhr bin ich in El Chaltén losgelaufen, guten Mutes und mit viel Motivation. Das Wetter sah gut aus. Es war sonnig und um die 17 Grad. Beim Laufen durch die Stadt Richtung Wanderweg habe ich ein paar schöne Restaurants und Bars entdeckt.Als ich am Startpunkt des Senderos ankam, warnte ein Schild bereits über die heutigen, schlechten Wetterbedingungen. Hätte mir das zu denken geben sollen? 🤣 Anfangs führt der Weg nach oben bis man zu einem Aussichtspunkt mit einer herrlichen Sicht kommt.Danach läuft man sehr lange durch ein Waldgebiet.Ich bin dort keiner Menschenseele begegnet. Ich habe mich schon gefragt, ob ich zu früh bin, zu spät oder ob heute keiner läuft aufgrund des Wetters. 🤔 Nach einer Weile erreicht man den Mirador Fitz Roy, den Aussichtspunkt auf den tollen Berg. Aber da war kein Berg, 🤣 alles war im Nebel verhüllt, schade. Ich hatte mir vorgenommen, nach jedem Kilometer eine Pause von 5 Minuten einzulegen, aber ich war so im Flow, dass ich die erste Rast erst nach 5 km eingelegt habe. Bis zu diesem Zeitpunkt war der Wald mir alleine, ich habe niemanden getroffen. Nach der Stärkung mit zwei Müsliriegeln und Wasser, bin ich weitergelaufen. Mein Proviant bestand aus 1 Liter Wasser, einer kleinen Flasche Cola, einer Banane, Studentenfutter, Bananenchips und 4 Müsliriegel. 😊Am Kilometer 6 habe ich zwei Japaner, Chinesen, Koreaner, was auch immer 🤣 getroffen, die ich gefragt habe, ob sie schon bis zur Lagune gelaufen sind. Sie haben erzählt, dass es da oben heftig geregnet hat und super steil wäre und rutschig und dass sie umgekehrt sind. Chinesische Waschlappen. 😂 Ich bin weitergelaufen und es hat schon leicht genieselt. Danach habe ich ein australisches Paar getroffen, die meinten, „you have to go“, der Regen wäre „on and off“. Aber es wäre anstrengend und sehr steil aber „doable“. Also bin ich weiter marschiert. Irgendwann erreicht man einen Campingplatz, an dem einige Backpacker ihr Zelt aufgeschlagen hatten.Die letzten 1 1/2 Stunden geht es nur noch berghoch, über Steine und Schotter. Der absolute Wahnsinn! Das Warn-Schild lügt mit einer Stunde. 🤣Mitten auf dem Weg wurde der Regen heftiger. Es ging ein eisiger, unglaublich krasser und starker Wind, dadurch hat sich der Regen angefühlt wie kleine Nadelspitzen. 🙈 Ich habe überlegt, ob ich umkehre, aber ich war so kurz vor dem Ziel. Also habe ich die Zähne zusammengebissen und bin weiter gelaufen. Kurz vor der Lagune hat es in Strömen geschüttet. Ich war innerhalb von Sekunden klatschnass. Ich hatte zwar eine Regenjacke aber keine Regenhose. Meine Hose hing an mir wie ein Klebe-Monster. Sie war so schwer und zog nach unten, dass ich ständig dachte, sie rutscht mir über die Hüften und ich stehe ohne da. 🤣 An der Lagune angekommen, gab es nichts zu sehen, der Fitz Roy war völlig vernebelt und die Lagune ein grauer Tümpel. Ich habe ein Beweisfoto gemacht 🤣 und mich direkt auf den Rückweg begeben. 10 km zurück bei diesem Wetter. Mir war saukalt, ich habe extrem gefroren, alles war nass, meine Nase ist gelaufen, meine Augen haben getränt, meine Brille war beschlagen und voller Tropfen, ich habe fast nichts gesehen und zu allem Überfluss waren meine Hände wie abgestorben und rot angeschwollen. Sagenhaft. Ich wollte die ganze Zeit nur jammern, den Fu**ing Fitz Roy verfluchen und das Wetter und das Leben 🤣 aber ich habe mir gesagt, spar dir die Energie und laufe schneller. 🤣 Die ersten 1 1/2 Stunden nach unten waren das Schlimmste. Die Steine waren glitschig, man kam kaum voran und dauernd begegneten mir Leute, die es trotz des Shit Wetters so wie ich, nach oben schaffen wollten. Die meisten waren gut ausgerüstet, mit Regenjacke und -Hose, Wanderstöcken und guten Wanderschuhen. Ich habe aber auch Wanderer in kurzen Hosen und Hoody gesehen. 🙈 Der ganze Weg zurück war ein Grauen. Ich war total fertig und am Ende meiner Kräfte, bin aber gelaufen und gelaufen ohne Pause. Als ich Richtung Wald kam, wurde es sonnig und es hörte auf zu regnen. Auf einer kleinen Lichtung habe ich die ganze Tüte Bananenchips gegessen und die halbe Flasche Wasser ausgetrunken. Dann bin ich die restlichen Kilometer bis zum Hotel zurückgelaufen. Insgesamt waren es 22 km, die es echt in sich hatten. Als ich in die Straße des Hotels eingebogen bin, hat mich der Fitz Roy im Hintergrund in seiner ganzen Pracht angelächelt, ohne Wolken. Sch** Berg. 🤣Perito Moreno war 1877 der erste aus Europa stammende, der den Berg beschrieb. Er benannte ihn nach Robert FitzRoy, dem Kapitän des Forschungsschiffes HMS Beagle, mit dem Charles Darwin fast fünf Jahre um die Welt reiste. Der Fitz Roy ist 3.406 m hoch. Aufgrund seiner Form und den extremen, unberechenbaren Wetterverhältnissen gilt der Berg als äußerst schwer zu besteigen, die meisten Versuche bleiben erfolglos.
Im Hotel habe ich heiss geduscht und mich erst mal eine Stunde im Bett aufgewärmt. Was für ein Fu***ing Trip und was für ein Fu***ing Berg! 🤣 Aber so ist das im Leben. Torres del Paine war mein Yin und Fitz Roy war mein Yang. Ohne Yin kein Yang. 🙏 Ich wollte partout nicht mehr aufstehen, aber ich musste noch etwas essen, ich brauchte etwas Warmes im Bauch. In einem Restaurant, die selbstgemachte Nudeln hatten, habe ich Tagliatelle mit einer roten Pestosauce bestellt. Die Nudeln hatten keinerlei Geschmack, waren pampig und die Soße wässerig. Ich habe den ganzen Teller leer gegessen. 🤣
Wanderung Tag 2
- Tour – Laguna Torre – 18 km – moderat
Am nächsten Morgen bin ich aufgewacht und dachte, mich hätte in der Nacht ein LKW überrollt. Alle Knochen haben mir weh getan, meine Oberschenkel, meine Knie und die Füße waren tot, mausetot. 🤣
Ich habe in Ruhe gefrühstückt und mich dann auf den nächsten Trek aufgemacht. 18 km bis zur Laguna Torre. Jetzt bin ich schon mal in der Hauptstadt des Trekkings, dann trekke ich auch. 🤣 Meine Hose war wieder trocken und meine tollen Smartwool Socken auch. Sie sind ein Geschenk des Himmels und eine grandiose Erfindung.
Man kann sie 7 Tage am Stück tragen ohne dass sie nach Fuß riechen, weder nach lebendem noch nach totem. 🤣 Nicht, dass ich das ausprobiert hätte. Es waren nur 3 Tage. 🤣
Der Wanderweg zur Laguna Torre beginnt in der Nähe des Hostels. Diesmal bin ich erst gegen 9:30 Uhr losgelaufen. Das Wetter war in Ordnung, es war zwar bewölkt, aber bei weitem nicht mehr so windig wie gestern. Die Gefahrenstufe für den heutigen Weg stand daher nur auf „Hoch“. 🤣 Anfangs führt der Weg über ein Waldgebiet und man muss über große Steine ein ziemliches Stück berghoch laufen. Das soll jedoch der schwierigste Part der Strecke sein. Danach gab es längere ebene Passagen, aber auch anstrengendere Abschnitte mit Steigungen. Der Weg war insgesamt sehr schön. Mir sind sogar Einheimische begegnet, für die die Wanderung zu einfach war, sie sind gejoggt. 🤣 Leute gibt’s? 🤪Leider war es die ganze Zeit bewölkt, mit Sonne sieht das natürlich alles viel besser aus. Um zur Lagune zu gelangen, musste man zum Schluss noch einmal über größere Steine klettern. An der Lagune selbst herrschte ein extrem krasser und kalter Wind. Ich habe mich hinter einen großen Stein verschanzt und etwas gegessen und getrunken.
Die Laguna Torre war jetzt auch nicht wirklich ein Hingucker. Da habe ich in Peru schon ganz andere Farben und Lagunen gesehen. Aber vielleicht sieht sie bei Sonne tatsächlich ganz anders aus.Der Cerro Torre jedoch ist phänomenal, auch wenn man durch die Wolken nicht besonders viel erkennen konnte. Er ist 3.128 m hoch und unter den vielen legendären Bergen ein besonders furchterregender. Er ist aufgrund seiner steil aufragenden, glatten Granitwände und den extrem widrigen Wetterbedingungen nur sehr schwer zu besteigen. Er gilt unter den Bergsteigern als einer der schwierigsten und schönsten Gipfel der Welt. „Schrei aus Stein“, schrieb Reinhold Messner einmal über den Cerro Torre.Es gibt einen interessanten Film, eine Dokumentation, die den Versuch des Kletterers David Lama zeigt, als Erster die Kompressorroute am Cerro Torre frei zu besteigen. Sehr spannend! Wie die Bergsteiger das schaffen mit diesen Wetterbedingungen, das ist schon bewundernswert. Aber sie haben ja auch eine Regenhose. 🤣
Als ich zurück war in El Chaltén, müde und kaputt, habe ich mich erst einmal in meinem veganen Curcuma Restaurant mit einem Mate, Coco und Kakao Tee aufgewärmt. Dazu habe ich eine vegane Pizza gegessen und danach ging es mir schon viel besser. 😊Morgen früh geht es mit dem Bus zurück nach El Calafate und von dort mit dem Flieger nach Ushuaia, Feuerland, dem Ende der Welt. 😎✌️