Rio de Janeiro ist nach São Paulo die zweitgrößte Stadt in Brasilien. Im Stadtgebiet leben ca. 6,7 Millionen Menschen. Die Metropolregion Rio de Janeiro hat ca. 13,3 Millionen Einwohner. Damit gehört Rio de Janeiro zu den Megastädten der Welt. Wahrzeichen der Stadt sind der Zuckerhut, die 38 m hohe Christusstatue auf dem Berg Corcovado und der weltberühmte Strand des Stadtteils Copacabana. An den Hängen der Stadt befinden sich die Favelas, die Elendsviertel. In der Rocinha, der größten Favela von Südamerika, am Südrand der Stadt, leben allein 200.000 Einwohner unter teilweise katastrophalen Bedingungen. Trotzdem gilt Rio de Janeiro als einer der sehenswertesten Orte Brasiliens und als eine der schönsten Städte der Welt. Ich bin gespannt!
Am nächsten Morgen bin ich mit dem Taxi von Puerto Iguazú nach Foz do Iguaçu gefahren, der Stadt nahe der Wasserfälle auf der brasilianischen Seite. Dort sollte mein Flieger um 10:30 Uhr über Curitiba nach Rio starten. Es war fast die gleiche Prozedur wie bei der Fahrt zu den Wasserfällen. Zuerst musste ich durch die Immigration von Argentinien, danach hielten wir auf der brasilianischen Seite, um die Einreiseformalitäten zu erledigen. Als ich am Flughafen ankam, hatte ich natürlich kein brasilianisches Geld. Zum Glück konnte ich mit argentinischen Pesos einen Kaffee und zwei Käsebällchen kaufen. Sehr lecker waren die Teile! 😊 Da mein iPhone die argentinische Zeit zeigte, habe ich gebummelt und hätte fast den Flieger verpasst. Diese blöde Zeitverschiebung. 🤣
Das Zimmer, das ich über Airbnb gebucht hatte, lag im Viertel Santa Teresa in der Nähe des Barrios Gloria. Der Taxifahrer wusste überhaupt nicht Bescheid und hat zu allem Überfluss ständig portugiesisch mit mir gesprochen. Kein Englisch, kein Spanisch! Erste Sahne! 🙈 Ich habe kein Wort verstanden. 🤣 Wir sind dann so gut es ging mit meiner App maps.me gefahren, das hat ganz gut geklappt. Filipi, der Hausbesitzer hat mich gleich begrüßt. Ein super freundlicher, herzlicher und lebenslustiger Brasilianer. Ein Bär von Mann, riesengroß und Haare, da würde jede Frau neidisch werden. Eine lange Lockenmähne. Seine Frau, Jessica, kommt aus den USA. Super nettes Paar. Im Haus gab es mehrere Zimmer, die vermietet wurden und es waren Reisende aus allen Herren Länder zu Gast. Ich habe zuerst meine Sachen ein bisschen organisiert und bin dann raus in die große Stadt, um die Gegend zu erkunden. Es waren annähernd 35 Grad und extrem schwül.
Santa Teresa ist das bunteste Viertel von Río. Hier lebten einst in prachtvollen Villen die Familien der Kaffeebarone, bis sie an die Copacabana umzogen. Danach ließen sich an den Hügeln viele Künstler, Hippies und Aussteiger nieder. Das Viertel mit den kopfsteingepflasterten Straßen hat seinen ursprünglichen Charme erhalten, hier sieht man echtes brasilianisches Leben, abseits der Touristenströme der Copacabana und Ipanema. Aber man sieht auch überall Dreck und unheimlich viele bettelarme Menschen.Zwischen den Vierteln Santa Teresa und Lapa verläuft die Escadaria Selarón, eine der berühmtesten Treppen der Welt und eine der beliebtesten Sehenswürdigkeiten von Rio. Benannt ist die Treppe nach dem Künstler Jorge Selarón, der in Chile geboren wurde, sein Land aber aus politischen Gründen verlassen musste. In Brasilien fand er eine neue Heimat. Im Jahr 1990 fasste er den Beschluss, die leblose Treppe vor seinem Haus zu verschönern und umzugestalten. Nach und nach verwandelte er die 250 Stufen mit verschiedensten Keramikfliesen in ein gewaltiges Mosaik mit über 2000 Kacheln. Er entwickelte eine regelrechte Obsession und war bis zu seinem mysteriösen Tod mit der Arbeit an der Treppe beschäftigt. Im Januar 2013 wurde Selarón mit Brandwunden tot auf den Stufen seiner Treppe gefunden. Die näheren Umstände seines Todes sind bis heute nicht geklärt.Im Jahr 2005 wurde die 125 Meter lange Escadaria Selarón von der Stadt als eines der Wahrzeichen Rios ausgezeichnet. Ein mega cooles Kunstwerk, das mir richtig gut gefallen hat. Die Bilder sind übrigens alle bei meinem 2. Besuch der Treppe entstanden. Am ersten Tag in Rio war ich gegen 15:00 Uhr dort. Die Treppe war vor lauter Menschen kaum zu sehen. 🙈 Schöne Fotos zu machen war schier unmöglich. Daher bin ich am nächsten Tag super früh aufgestanden und konnte alles ganz in Ruhe anschauen und meine Bilder knipsen. Ich war fast die einzige dort. 😎
Nach meinem Besuch auf der Treppe bin ich Richtung Copacabana gelaufen. Für die über 6 Kilometer lange Strecke habe ich fast 2 Stunden gebraucht. Dabei habe ich festgestellt, dass weder Rio schön ist, noch die Copacabana. Rio ist dreckig, laut, voller Menschen, Autos, Busse, Taxis, Ubers und Abgasen. Die Copacabana ist voller Hochhäuser und noch mehr Menschen, wenn auch weitaus weniger bekleidet. 🤣 Am Strand ist es dermaßen voll, dass man schon die Lust verliert, ihn überhaupt zu betreten. Das Gesamtbild dieses weltberühmten Strandes fand ich echt hässlich!Ein gescheites Restaurant zu finden war sehr schwierig. Es gab nur merkwürdig aussehende Buden, die nicht sehr einladend aussahen und die sogenannten per Kilo Restaurants. Hier bekommt man ein Ticket, stellt sich an einem Buffet einen Teller zusammen, der dann gewogen und bezahlt wird. Das Essen dort schmeckt wie in einer Kantine. 🙈 Außer es ist ein besonders gutes per Kilo Restaurant. Das einzige, das ich während meiner 3 1/2 Tage in Rio entdeckt hatte, war in einem Einkaufscenter. 🤣 Am ersten Tag habe ich an der Copacabana gegessen, in einem teuer aussehenden Restaurant auf der gegenüberliegenden Seite des Strandes. Ich habe Bohnen bestellt, Reis mit Brokkoli und Gemüse. Das Essen kam in riesigen Schüsseln an. Es war so viel, dass ich fast nur die Hälfte essen konnte. Kein besonders tolles Essen, kaum gewürzt und geschmacklich sehr fad. 🙈
Am Strand der Copacabana wurde schon die riesige Bühne aufgebaut für das morgige Mega Spektakel, die Feier und Party zu Silvester mit nahezu 3.000.000 Menschen. 🙈 Ich habe mir gleich für das Event den entsprechenden Fummel besorgt. 😂 Mit Glitzergold in das neue Jahr, das kann ja nur ein geiles 2019 werden. 🤣Danach habe ich mir eine Metrokarte gekauft, damit ich die 2 Stunden nicht wieder zurücklaufen muss und bin Richtung Santa Teresa gefahren. Total müde und kaputt bin ich in‘s Bett gefallen. Mitten in der Nacht bin ich aufgewacht und sehe an der Wand einen großen Schatten. Was für eine Mega Motte dachte ich, schalte das Licht an und sehe die größte, jemals auf der Welt gesehene Kakerlake. 😱🤢 Ich hasse diese Tiere. 🙈 Die war so ekelhaft groß und ist an mir vorbei und unter das Bett gekrabbelt. Das war‘s mit meinem Schlaf. 🙈 Vorbei! Hier konnte ich keine ruhige Minute mehr verbringen.
Am Morgen habe ich Filipi gleich geschrieben, der mir versicherte, dass sie das eigentlich im Griff haben. Es gibt Unmengen von Kakerlaken in Rio, auf den Strassen, in den Häusern, überall. Normalerweise legen sie in den Zimmern Tabletten aus und vergiften die Tiere damit. Da Kakerlaken Kannibalen sind, sterben dadurch auch noch andere Artgenossen. Wie praktisch! 🤣 Filipi hat sofort solch ein Teil in meinem Zimmer ausgelegt und hat während des Tages mehrfach kontrolliert. Er versicherte mir, es ist Kakerlaken-frei. 🤔 Ich habe der Sache nicht getraut und jede Nacht mit Licht geschlafen, da ich gelesen hatte, dass die Krabbelteile nur in der Dunkelheit herauskommen. Ich hasse Rio! 🤣
Am zweiten Tag, es war der 31. Dezember war ich nach dem 2. Besuch der Escadaria Selarón und einem schnellen Frühstück mit Kaffee, frisch gepresstem O-Saft und einem fetten Käse-Stückchen auf dem Weg zur Christus Statue. Da es in der Nähe der Statue keine U-Bahn Haltestelle gab, bin ich mit dem Taxi gefahren. Wieder nur portugiesisch und wieder nichts verstanden! 🤣 Aber immerhin bin ich angekommen. Natürlich gab es auch hier endlose Schlangen, um ein Ticket für die Zahnradbahn zu kaufen. Den Gipfel des 710 Meter hohen Corcovado (der Bucklige) erreicht man über diesen Weg oder man läuft. Da ich nicht so viel Zeit zur Verfügung hatte, bin ich gefahren. An der Endstation muss man noch 220 Stufen erklimmen und dann steht man vor dieser megagroßen Figur. Wahnsinn! Das ist schon ein cooler Anblick!Die Christusstatue ist 30 Meter hoch und steht auf einem 8 Meter hohen Sockel. Die Spannweite der Arme beträgt 28 Meter. Inklusive Sockel wiegt die aus Stahlbeton bestehende Statue 1145 Tonnen. Crazy! Die soll mir mal bloß nicht auf die Füße fallen. 🤣 Die Statue ist extrem beeindruckend, ein echtes Highlight einer Rio Reise. Leider, wie all die vielen schönen Dinge auf der Welt, völlig überlaufen. Auf dem Aussichtspunkt herrschte ein Geschiebe und Gezerre, die Menschen lagen sogar auf dem Boden, um die besten Fotos machen zu können. 🙈 Oftmals verschwand die Statue in den Wolken, dann ging ein Raunen durch die Reihen, von wegen, dass kannst du doch jetzt nicht machen, ich will doch ein Foto knipsen. 🙈 🤣 Zum Kaputtlachen!Extrem imposant, auch wenn ich nichts mit Jesus anfangen kann. Es könnte zur Abwechslung ja auch mal eine Frau sein, die dort steht, die Arme ausbreitet und über die Menschen wacht! Gefällt mir viel besser! 😊
Die Aussicht vom Corcovado selbst ist schon beeindruckend. Man hat einen tollen Panoramablick über die Stadt. Da ich die Christusstatue so imponierend fand, habe ich für den nächsten Tag einen Flug mit dem Helikopter bei Sonnenuntergang gebucht. Ohne Türen! 😎 Mega Klasse! Mit 130,00 Euro nicht günstig, aber einmalig. Man fliegt über die Stadt, die Copacabana und über die Statue! Verrückt! Ich bin noch nie mit dem Helikopter geflogen und bin riesig gespannt darauf!
Vom Christ the Redeemer („Christus, der Erlöser“) bin ich den Weg herunter zu der zweiten Station der Zahnradbahn gelaufen. Ich wollte wenigstens ein bisschen was von der Schönheit des Nationalparks mitnehmen. Von dort bin ich mit dem Taxi Richtung Meer gefahren und habe mir die Strände von Ipanema und der Copacabana noch einmal angeschaut. Schön ist etwas anderes, ich konnte den völlig überfüllten Stränden einfach nichts abgewinnen. Durch die Straßen bin ich Richtung Metrostation gelaufen, habe unterwegs ein Kantinenessen heruntergeschlungen 🙈 und bin zurück nach Santa Teresa gefahren. Im Zimmer habe ich mich ein bisschen ausgeruht, immer auf der Hut, ob ich irgendwo etwas krabbeln sehe. Danach habe ich mit Filipi gesprochen, wie und wo ich am Abend am besten zur Copacabana komme. Die Straßen oberhalb der Copacabana waren alle komplett gesperrt. Selbst ein Taxi oder ein Uber kam nicht durch die Absperrungen. Von dort bis zum Strand ist es noch relativ weit zu laufen, mindestens 45 Minuten. Zusätzlich muss man einen riesigen Tunnel durchqueren. 🙈 Ich wollte gegen 22:30 Uhr los, mitten in der Nacht bei Dunkelheit durch Rio, alleine und durch einen Tunnel. Klingt nach einem richtig guten Plan. 🙈 Filipi meinte, es wäre absolut sicher, kein Problem, ich sollte mich an der Copacabana nur fern von der großen Bühne halten. Dort stehen die meisten Leute, da spielt sich alles ab und dort ist es nicht ungefährlich. Nun ja! Ganz wohl war mir bei der Sache nicht. 🤔 Aber ich habe mich dann um 22:30 Uhr mit Flip Flops, Shorts und Shirt aufgemacht, zuerst mit einem Uber, der mich bis zur Absperrung gebracht hat und danach weiter zu Fuß. Aber ich hätte keinerlei Bedenken haben müssen. Es waren unheimlich viele Menschen unterwegs und alle wollten zum Strand. Sie hatten Essen dabei, Kühlboxen, Kuchen, Six-Packs und Sekt. Fast alle waren weiß gekleidet, ein Brauch, der aus der afro-brasilianischen Kultur stammt. Die weiße Kleidung ist ein Symbol der Meeresgöttin „Yemanjá“ und steht außerdem für Fruchtbarkeit, Reinheit und Frieden im neuen Jahr.
Die Straßen und der Tunnel waren hell beleuchtet, alles war friedlich, außer dass die Leute im Tunnel gegrölt und gepfiffen haben, als seien sie in einem Fussballstadion. 🤣Als ich an der Copacabana ankam, war es dort schon extrem voll. Viele hatten sich im Sand niedergelassen, andere standen auf den Straßen oder saßen auf den Bürgersteigen. Es gab auch viele Zelte, mit Stühlen, Tischen und Live-Musik, die komplett abgesperrt waren. Hier saßen die „reichen“ Leute, die reserviert hatten und Essen und Getränke umsonst bekamen. Ich will nicht wissen, was solch eine Karte gekostet hat. Viele haben auch direkt in ihrem Hotelzimmer gefeiert. An der Copacabana steht ein mega teures Hotel neben dem anderen. Die Preise bei Karneval und Silvester sind ungefähr 3 x so hoch wie im übrigen Jahr. Unfassbar! Und hässlich sind die Betonbauten noch dazu! An Silvester legen auch die besonders großen Kreuzfahrtschiffe direkt vor der Copacabana an. Als ich ankam dachte ich zuerst, warum stehen denn da Häuser im Wasser, bis ich bemerkt habe, dass das ja Schiffe sind. 🤣 Was für Klötzer, unfassbar! Ich habe mir ein Bier geholt und einen leckeren Maiskolben und habe mich etwas abseits des Trubels auf einen Bürgersteig gesetzt.
Um 23:45 Uhr bin ich Richtung Strand gelaufen, aber an dem Gehweg stehen geblieben. Der Strand war einfach zu voll. Neben mir stand eine etwas besser betuchte brasilianische Familie mit einer sehr alten Mutter, die mich die ganze Zeit nett angeschaut und mir zugelächelt hat. Kurz vor 24:00 Uhr haben alle gesungen und getanzt und dann die letzten Sekunden mitgezählt. Dann begann die gigantische Lichter-Show. So etwas habe ich noch nie gesehen. 17 Minuten lang erhellte das Feuerwerk den Nachthimmel und tauchte ihn und das Meer in leuchtende Farben. Ein Wahnsinns-Spektakel getragen von einer ganz besonderen Energie und Begeisterung, die schwer zu beschreiben ist. Man muss es selbst erlebt haben. Die alte Frau hat mich lange umarmt und eine andere wildfremde Frau neben mir genauso. Ich war ganz ergriffen in diesem Moment und habe mir selbst ein phantastisches 2019 gewünscht. Auf das ich weiter mutig meinen Weg gehe und Steuerfrau meines eigenen Lebens bin und nicht nach Wünschen und Vorstellungen anderer lebe. Das ich lebe, lache, liebe und Spaß und Freude habe. Dass ich mir selbst treu bleibe und mir die Meinungen anderer egal sind. Dass ich mich annehme, so wie ich bin, zufrieden bin und dankbar. Und das ich meine Leidenschaft und meine Begeisterungsfähigkeit nie verliere. Und offen bin für Abenteuer und Überraschungen! Ich wünsche allen ein verdammt tolles Jahr 2019! 🙏😊
Nachdem ich noch eine Weile dort gestanden habe nach dem Feuerwerk und alles auf mich habe wirken lassen, bin ich mit vielen anderen Menschen zurückgelaufen. Nachdem wir den Tunnel durchquert hatten, waren die Straßen für die Taxen bereits wieder freigegeben. Für das dreifache des normalen Preises habe ich mich zurück nach Santa Teresa fahren lassen. 🤣
Später habe ich von einigen jungen Leuten aus Malaysia, die ich getroffen hatte, erfahren, dass an der Bühne unfassbar viel gestohlen wurde. Ganze Banden waren dort unterwegs, die den Leuten im Vorbeirennen Handtaschen, Handys und Geldbeutel entrissen haben. Da war ich echt froh, dass ich so weit abseits des Rummels stand.
Um ca. 2:00 Uhr war ich im Bett, müde, aber auch irgendwie zufrieden und happy! 😊