Krank in Sucre

Nachdem mir am Abend meines Geburtstags schon die Nase lief, bin ich am nächsten Morgen mit einer dicken Erkältung aufgewacht. Kopfschmerzen, Halsschmerzen und ein fetter Schnupfen. Da bin ich jahrelang in Deutschland nicht krank und hier scheine ich alles mitzunehmen. 🙈 Ich war daher drei Tage ziemlich gehandicapt und musste meine Tour zum Maragua Krater am Montag absagen. Am Samstag war ich mit dem Bus in Cal Orck’o, wenige Kilometer von der Stadt entfernt. Hier kann man die größte Ansammlung von Dinosaurier Fuß-Spuren der Welt anschauen. Jurassic Park lässt grüßen. Am Sonntag hatte ich bereits eine Fahrt zum Tarabuco Markt gebucht, ca. 1 1/2 Stunden mit dem Bus entfernt. Das hätte ich mal lieber sein lassen. 

Am Samstag hatte ich noch ein wenig Appetit und habe lange im Condor Café gefrühstückt. Danach habe ich die Straße gesucht, in der der Mini-Bus nach Cal Orck’o abfährt. Man hätte auch mit dem Taxi fahren können, aber Sparfüchse schauen auf das Geld. Der Mini-Bus kostet 1,50 Bolivianos (20 cent) und ein Taxi sicher 20 Bolivianos (2,50 €). 🤣

Die Mini-Busse sind diese stinkenden Teile, wahrscheinlich alle aus dem gelben Land (ist das jetzt rassistisch)? 🤣 Die haben einen kleinen Auspuff und ein Monster-Auspuff, aus dem, wenn sie anfahren eine schwarze Russwolke quillt. Man muss schnell sein, wenn man den richtigen Bus entdeckt hat und einfach hinein springen. Man drückt dem Fahrer das Geld in die Hand und wenn man raus möchte, schreit man einfach „parada“. 🤣 Die Busse sehen ziemlich übel aus, aber das scheint keinen zu interessieren. Wenn kein Sitzplatz mehr vorhanden ist, wird es schwer für mich, weil ich dort nicht stehen kann. Der Bus ist nicht hoch genug. Was für eine Quälerei. Festhalten muss man sich auch gut, sonst wirbelt es einen durch die Gegend. Ich habe noch nie so viel hygienisches Handgel benutzt wie hier. 😉 Ich bin aber auch ein empfindliches Ding. 🤣 Aber die Angst krank zu werden ist irgendwie immer präsent. Also Durchfallkrank. Da bin ich vielleicht durch Indien ein gebranntes Kind. In dem Bus sind noch drei Engländer mitgefahren, was für ein Glück. Man weiß ja nie wirklich, ob man den richtigen Bus erwischt hat. Da das Gefährt mitten durch einen Strassenmarkt fährt, der komplett voll war, haben wir für die 5 km mehr als eine Stunde benötigt. Die Uhr läuft hier komplett anders, mich als Europäer macht das immer noch verrückt. Einen Gang runterschalten, das sage ich mir ständig, wie die Busfahrer. 🤣

Nachdem wir angekommen sind, mussten wir Eintritt bezahlen. 20 Bolivianos und 5 Bolivianos für das Fotografieren. 🤣

Cal Orck‘o und Parque Crétacico liegen sehr eng nebeneinander. Im Dino-Park kann man Filme über die Riesen sehen, es gibt ein kleines Museum (ist natürlich mit europäischen Museen nicht zu vergleichen) und es gibt dort sogar nachgebaute, lebensgroße Dinos. Richtige Monster.Sucre - Parque CretácicoDie größte Attraktion ist jedoch Cal Orck‘o, eine 100 m hohe Steilwand, 1,5 km lang, die man nur 2 x am Tag zur Mittagszeit besuchen kann. Hier wurden mehr als 5.000 Dinosaurier Spuren entdeckt, von über 294 verschiedenen Arten. Wow! So etwas sieht man nicht alle Tage. Sucre - Cal Orck‘oDie Wand liegt direkt neben der großen Zementfabrik, deren Arbeiter die Spuren 1985 entdeckt haben. Aber wie das so ist in den lateinamerikanischen Ländern, wurde dem nicht so viel Wert beigemessen. Erst 1990 wurde eine Forschungsgruppe mit einem Schweizer Paläontologen darauf aufmerksam und hat die Spuren untersucht. Dies hat auch dazu geführt, dass die Zementfabrik (Sucres größter Arbeitgeber) nun etwas sensibler mit der Kalksteinwand umgeht.Sucre - Cal Orck‘oTrotzdem haben sie weiterhin Sprengungen mit Dynamit durchgeführt und die riesigen Lastwagen der Fabrik erschütterten beim Fahren den Boden. Nicht so optimal für bröseligen Kalkstein. Im Jahr 2006 baute die Fabrik den Freizeitpark, (immerhin 👍), der heute eine große Touristenattraktion ist. Zwei Jahre später jedoch mussten sie den Zugang zu Cal Orck‘o komplett sperren, da sich Teile der Wand gelöst hatten. In dieser Zeit konnten Besucher die Wand nur aus der Ferne anschauen. Heute gibt es jedoch wieder Touren, die fast direkt vor die Wand führen. Der Weg geht steil nach unten und man muss zwingend einen Helm tragen. Sucre - Cal Orck‘oDinos laufen natürlich nicht nach oben, die Schlaufüchse unter euch haben sich sicherlich schon gewundert. 🤣 Die Ebene war vor Millionen von Jahren Uferschlamm, an dem die Dinos möglicherweise getrunken haben. Durch tektonische Verschiebungen hat sich die Erde quasi aufgefaltet und so entstand die Wand. Spannend, was? 😎Sucre - Cal Orck’o Die Regierung von Bolivien hat 2009 versucht, die Wand zum UNESCO Weltkulturerbe erklären zu lassen, was Ihnen ca. 8 Millionen Dollar an Spenden eingebracht hätte, um die Spuren erhalten zu können. Der Antrag scheiterte jedoch, da sich die Zementfabrik dagegen gestellt hat. 🤮 Die Bemühungen seitens der Regierung bleiben aber erhalten.

Der Dino-Park an sich war nicht so interessant, die Wand jedoch fand ich sehr spannend. Mit dem Bus sind wir zurück in die Stadt gefahren, die 3 Engländer wieder an meiner Seite. Am Abend habe ich italienisch gegessen, ich hatte Lust auf Pasta mit Pesto. Aber man muss ganz klar sagen, dass die Bolivianer das nicht so gut können. Es war jetzt nicht schlecht, also richtig grottenschlecht, aber auch nicht so super lecker.Sucre - Pasta PestoGut war das Sureña Bier aus Sucre, das hat prima geschmeckt. 😊

Am nächsten Morgen um 8.30 Uhr sollte es mit dem Bus nach Tarabuco gehen, einem tollen traditionellen Markt, ca. 70 km außerhalb von Sucre. Der Besuch wird absolut empfohlen. Selbst der Besitzer des Airbnb hatte mir den Tipp gegeben. Ich hatte eine krasse Nacht, kaum geschlafen, die Nase war komplett zu und lief ununterbrochen. Hinzu kamen Kopfschmerzen und Halsschmerzen. Shit, was mache ich? Die Fahrt mit dem Bus war schon gebucht. Ach, geht schon irgendwie. Ungeduscht und ohne nasse Haare habe ich mich auf den Weg zum Plaza Mayor gemacht. Treffpunkt war gegen 8:15 Uhr. Um diese Zeit hat kein einziges Café geöffnet, da ist er wieder, der späte Vogel 🤣, so dass ich in einer Panadería angehalten habe, um mir wenigstens 2 trockene Brötchen zu kaufen. Eines davon habe ich direkt gegessen. Trocken ist kein Ausdruck, ich weiß nicht, von wann die waren. Aber es hat fast gestaubt im Mund. 🤣 Super! Am Bus angekommen, habe ich mich schnell registriert und bin in ein Café um die Ecke, das gerade seine Türen öffnete. Wenigstens noch ein oder zwei Schlucke Kaffee, aber auch nicht mehr, sonst muss man unterwegs auf die Toilette und die Busse haben keine. 🙈

Als ich mich in den Bus gesetzt habe, dachte ich die ganze Zeit, stehe ich wieder auf und gehe zurück in das Zimmer und lege mich hin? Ich war hin- und hergerissen. Im Endeffekt bin ich sitzen geblieben. Falsche Entscheidung! Die Fahrt war der reinste Horror. Eine Hitze in dem Bus, kein Fenster konnte geöffnet werden. Mir war total heiß, vielleicht hatte ich auch Fieber. Dazu wurde mir noch schlecht. Neben mir saß ein Chinese, was jetzt nichts mit meinem Zustand zu tun hatte. 🤣 Aber ich dachte dauernd daran, wie er schauen würde, wenn ich mich in meinen Rucksack übergebe. Irgendwie habe ich mich da auch reingesteigert, auf der anderen Seite wieder versucht mit Atmung und Meditation das Schlimmste zu vermeiden. Es ist gut gegangen, was für ein Glück.

Der Markt war eine komplette Enttäuschung, ich denke nicht nur wegen meines Zustands. Es gab überall Billig-Ware, woher? Ihr wisst schon. 🤣 Dazu mal ein paar schöne Tücher, Läufer, Teppiche und Alpaka Pullover, Hüte, Handschuhe und Socken, die man aber in ganz Bolivien bekommt.Market Tarabuco Ansonsten gab es nicht viel, außer Schmutz und Elend, überall Abfälle, alte, kaputte Wohnhäuser. Ich weiß nicht, was an dem Markt wirklich sehenswert war, außer vielleicht die Menschen in ihrer traditionellen Kleidung.Tarabuco MarketAnsonsten war ich mit dem Markt in einer Stunde durch. Ich hatte einfach keinen Nerv mehr auf die engen Straßen, die vielen Menschen und die merkwürdigen Gerüche. Der Bus fuhr jedoch erst in 3 Stunden. Ohjee! Ich habe mich dann einfach an den Straßenrand gesetzt und gewartet. Gegenüber hat ein alter Mann große Säcke aus seinem Haus getragen. Ich konnte leider nicht hinein schauen, aber das Haus sah wirklich elend aus.Tarabuco Extrem dunkel diese Häuser, wo haben sie denn die Fenster gelassen?

Nach einer gefühlten Ewigkeit sind wir mit dem Bus zurück gefahren. Ich war, glaube ich, der einzige Touri, der nichts gekauft hat. Gut so! Nach der Ankunft bin ich direkt zu einer Apotheke und habe mir Ibuprofen und Halstabletten geholt (die Tabletten kann man hier einzeln kaufen – finde ich richtig gut – von wegen 10er Pack, den man nach einer Zeit wegwirft, weil das Verfallsdatum abgelaufen ist) Danach bin ich zurück in mein Zimmer und habe geschlafen und mich ausgeruht.

Heute wollte ich eigentlich den Maragua Krater besuchen, darauf hatte ich mich schon gefreut und das war auch der Grund, warum ich meinen Aufenthalt in Sucre verlängert habe. Die Organisation all dieser Dinge, von Bus Reservierungen, über Hotel, Hostel oder Airbnb Buchungen, die Touren, all das ist mega kompliziert. Man weiß ja nie, ob es einem gefällt in der Stadt, ob man sich wohl fühlt in dem Zimmer, was man alles unternehmen kann. Ich hatte daher für Sucre eigentlich nur zwei Tage eingeplant. Nachdem ich die Tour zum Vulkan-Krater gesehen hatte, wollte ich die unbedingt machen. Also musste ich den Aufenthalt im Airbnb verlängern. Ich hatte ein großes Zimmer mit schon erwähntem Bad. Leider war das nach meiner Reservierung ausgebucht und ich musste ein anderes Zimmer beziehen. Hier gab es allerdings kein Bad, das war außerhalb – zwar für alleinige Nutzung – und im Grunde genommen gar nicht schlimm, wenn man nicht 10 x in der Nacht auf die Toilette rennen muss. Ist vielleicht das Alter 🤣 Aber das war so was von nervig. Strümpfe an, Schuhe an, Zimmertür aufschließen, Zimmertür abschließen, Badtür aufschließen. OMG! Und ich musste so viel trinken wegen der Erkältung. 🙈 🤣

Das Beste an dem neuen Zimmer aber war die Matratze. Sie war an sich okay, aber in der Mitte schien ein 200 Pfund Mensch gelegen zu haben. Da war voll das Loch. 🤣 Beste Matratze ever! Auf dem Bild leider nicht so gut erkennbar.Sucre AirbnbAber das Zimmer hat nur 8 € gekostet. Ich bin da echt ein Sparfuchs, obwohl es in Uyuni und in Chile anders aussehen wird. Da gibt es kaum günstige Unterkünfte. Für Uyuni habe ich jetzt sage und schreibe 70 € die Nacht bezahlt. Aber das war mein Geburtstagsgeschenk an mich selbst, das gönne ich mir jetzt mal. Das Hotel ist fast gänzlich aus Salz gebaut. Das wollte ich unbedingt mal erleben. 😊

Heute habe ich spät gefrühstückt, nachdem ich meine Wäsche in einer Wäscherei abgegeben hatte. In der besten Wäscherei der Stadt wäre die Wäsche heute nicht mehr fertig geworden, daher musste ich eine Alternative suchen. Bei der nächsten roch es dermaßen nach Öl und es sah nicht wirklich toll und sauber aus. Aber sie hatten mir zugesagt, dass ich die Wäsche heute noch abholen könnte. Also, Augen und Nase zu und durch! 🤣 Die Waschmaschinen und Trockner sahen ziemlich merkwürdig aus. 🙈 Ich habe gerade nachgeschaut, die Teile kommen aus Indien.🤣Sucre LavanderíaIm Café hatte ich mir einen Toast bestellt, hatte aber eigentlich null Appetit. Dafür habe ich Unmengen Säfte getrunken, Papaya, Ananas, Orange. Diesmal war ich im Metro Café, einem beliebten Touri Café. Und als ich an meinem Tisch saß, sehe ich plötzlich Mette, die Dänin, die ich auf der Death Road Tour kennengelernt hatte. Was für ein Zufall! Sie war nach La Paz ein paar Tage im Regenwald und fährt in 2 Tagen in die Salzwüste. Wie cool, wir haben uns lange unterhalten, über Reisen, Menschen und das Leben. 😊 Super nett die Mette.

Am Mittag musste ich zum Busterminal. Ich hatte die morgige Fahrt online gebucht, aber hatte gelesen, dass das wohl nicht immer klappt. Also hieß es hinfahren und schauen, ob ich auf der Liste stehe. Am Busterminal habe ich zwei Frauen aus Frankreich getroffen, die gestern auch auf dem Tarabuco Markt waren. Sie reisen heute weiter nach Uyuni. Franzosen trifft man unheimlich viele, ich denke es hält sich sogar die Waage mit den Deutschen.

Mit der Bus-Fahrt war alles in Ordnung, daher bin ich zurück zum Plaza de Mayor. Hier sieht man die lustigsten Dinge. Mofas, die einfach mitten auf der Straße abgestellt werden. Sucre ParkingUnd Zebras 😉, die Fußgänger über die Straße helfen.Sucre StreetsDen Nachmittag, also ca. eine Stunde davon, habe ich im Mueseo del Tesoro verbracht, damit ich aus Sucre wenigstens noch etwas kulturelles mitnehme. Kirchen wollte ich mir nicht anschauen, das House of Liberty fand ich nicht so spannend. Das Treasure House oder El Museo del Tesoro gibt einen Einblick über die Gewinnung von Gold, Silber und Mineralien aus den Mienen in Bolivien. Man sieht alle möglichen Metalle und Edelsteine, wie diese aus den Mienen geholt werden und wie sie danach verarbeitet werden. Hier sieht man auch den Bolivianita, einen Stein, den es nur in Bolivien gibt. Er hat eine violette (Amethyst) und goldgelbe Farbe (Citrin) eine seltene Kombination in einem Stein. Die Führung war wirklich interessant und das Museum ist dazu in einem wunderschönen alten Kolonialstilhaus untergebracht. Leider durfte man nicht fotografieren.

Danach, es war erst 16:30 Uhr, habe ich meine Wäsche abgeholt und bin zurück in’s Zimmer. Ich muss meinen Rucksack packen und die beiden Nächte noch bezahlen. Morgen früh geht es mit dem Bus gegen 9:30 Uhr nach Uyuni. Die Busse in Bolivien sollen die schlechtesten in ganz Südamerika sein, keine Toilette, kein Essen. 🙈 Ich muss daher morgen früh noch Proviant besorgen. Die Busfahrt dauert 10 Stunden. 🙈

Mir geht es etwas besser, richtig fit fühle ich mich allerdings nicht. Bin noch ziemlich schlapp und ständig müde. Ich hoffe, die Tour zur Salar de Uyuni wird nicht so anstrengend. In der Salzwüste geht nachts ein abartiger Wind und es kann super kalt werden. Ich bräuchte jetzt eher Wärme. 🤣 Die habe ich danach wohl in der trockensten Wüste der Welt, der Atacama Wüste in Chile, aber auch nur tagsüber. 🤣