Ushuaia ist die Hauptstadt der argentinischen Provinz Feuerland und die südlichste Stadt der Erde. Die Stadt hat ca. 57.000 Einwohner und wird oft als „Ende der Welt“, „el fin del mundo“ bezeichnet. Im Nationalpark Tierra del Fuego endet die Panamericana, die längste Straße der Welt, die von Alaska bis nach Feuerland führt. Das Wort „Ushuaia“ stammt aus der Sprache der Ureinwohner Yámana und bedeutet „Bucht, die nach Osten blickt“. Ushuaia ist Ausgangspunkt für die Erkundung von Feuerland, den Falkland-Inseln und Reisen in die Antarktis. Wegen des rauen Klimas, der geografischen Lage und der vielfältigen Flora und Fauna wird die Gegend auch als Sibirien Südamerikas bezeichnet.
Um 16:10 Uhr startete das Flugzeug pünktlich von El Calafate nach Ushuaia. Um 17:30 Uhr sind wir dort angekommen. Als ich am Gepäckband auf meinen Rucksack wartete, sprach mich ein junger Mann an, sehr formell mit Anzug und Schlips gekleidet. An seinem Revers hatte er ein Schild befestigt, Elder hieß er, von „the Church of Jesus Christ of Latter-Day Saints“. Ahaaaa! 🤣 Er hat mich direkt zu einem Konzertabend eingeladen, wo sie (es war eine ganze Gruppe und sie hießen alle Elder 🤔 🤣) spielen werden. Danke für die Einladung, aber nein Danke. 🤣 Danach sprach mich eine Amerikanerin an, die in Paraguay für die amerikanische Regierung arbeitet, ob das Mormonen wären, sie würden aussehen wie Mormonen. Ich hatte keine Ahnung, aber sie kam aus Utah, sie musste es wissen, es ist das Land der Mormonen. 🤣
Als mein Rucksack endlich auftauchte, fuhr ich mit dem Taxi zum Airbnb. Ushuaia empfing mich bewölkt und kalt. Das Zimmer von José und Moira war dagegen schön warm und ziemlich cool. Es gab einen eigenen Eingang, alles war blitzsauber, es gab eine Heizung, einen Wasserkocher und sogar eine Waschmaschine. Sehr klasse. Zuerst habe ich mir natürlich Ushuaia angeschaut. Bis zum Zentrum des Ortes musste ich 25 Minuten laufen, was bei schönem Wetter nicht allzu schlimm wäre. 🤣 Aber es war kalt, windig und komplett bewölkt. Ushuaia hat mir auf den ersten Blick nicht gefallen. Vielleicht lag das aber auch daran, dass ich Hunger hatte und kein Restaurant finden konnte, dass mir zugesagt hat. Daher bin ich letztendlich im Hard Rock Café gelandet, der letzten Option in einer Stadt, wenn gar nichts mehr geht. 🤣 Aber immerhin gibt es ein Hard Rock Café am Ende der Welt. Das würde man ja auch nicht unbedingt vermuten.
Dort habe ich ein Nudelgericht mit Gemüse gegessen, was gar nicht mal schlecht war, aber auch entsprechend teuer. In Ushuaia ist eigentlich alles teuer. Alle Waren müssen über weite Strecken auf dem Meer- oder Landweg in die Stadt gebracht werden. Es ist eben das Ende der Welt. 🤣Am nächsten Morgen habe ich erst einmal eine Ladung Wäsche gewaschen. Leider gab es wenig Möglichkeiten zum Aufhängen, was mich vor ein echtes Problem gestellt hat. Aber gut, irgendwie hat auch das funktioniert. 🤣Danach habe ich mir die Stadt ein wenig genauer angeschaut. Die Straßenschilder wiesen schon auf eine interessante Geschichte hin.Das Wetter war nicht wirklich besser, es hat leicht genieselt, war komplett bewölkt und höchstens um die 13 Grad. Die Einheimischen sagen einhellig, dass Ushuaia die einzige Stadt sei, in der man alle vier Jahreszeiten an einem Tag erleben kann. Grossartig! 🙈 Die Stadt liegt direkt am Beagle Kanal, einer natürlichen Wasserstraße, die den Pazifik mit dem Atlantik verbindet. Am Hafen liegen Kreuzfahrtschiffe, die in die Antarktis aufbrechen. Ich war natürlich gleich in einem Reisebüro. Der absolute Last-Minute Preis für eine 10-tägige Fahrt hätte 5.600 $ gekostet. Das war mir dann doch zu viel Geld. 🤪 Zielpublikum in Ushuaia sind wohl nicht die vielen Patagonien Backpacker sondern eher die Touristen mit prall gefülltem Geldbeutel. Alle Bootsausflüge, Touren, Hotels und Restaurants sind teuer.
Da das Wetter ziemlich bescheiden war, hatte ich beschlossen, mir die Museen anzuschauen. Zuerst war ich im „Museo del fin del mundo“, ein sehr kleines Museum mit Informationen über die Ureinwohner, die Geschichte der Insel und der Fauna und Flora. Es gab nicht allzu viel zu sehen, aber ich habe etwas über Krill gelernt. 😊 Wissenschaftler schätzen, dass das Gesamtgewicht des antarktischen Krills höher ist, als das Gesamtgewicht aller Menschen auf der Welt. Sagenhaft, oder? Der Antarktische Krill ist eine Krebstierart, die in riesigen Schwärmen leben und bis zu 6 cm groß werden können. Die Leuchtgarnelen sind eine Schlüsselart im antarktischen Ökosystem und Grundlage allen Lebens in der Antarktis. Der Magen eines Wals alleine kann bis zu 2 Tonnen Krill aufnehmen. 😱 Die Tiere sind echt spannend. Ihr gesamtes Dasein lang schwimmen sie um ihr Leben. Stünden sie still, würden sie auf den Boden sinken. Daher rasen die Leuchtgarnelen mit bis zu 0,15 Meter pro Sekunde teilweise blau glühend durch das eisige Wasser. Sachen gibt’s auf unserer Erde, Wahnsinn! Im Museum gab es zusätzlich noch viele ausgestopfte Vögel, unter anderem einen Condor und viele Muscheln und Bilder von Meerestieren, die in Feuerland und der Antarktis vorkommen. Es gab auch ein Bild der Königskrabbe, die hier als Delikatesse gilt und in vielen Restaurants angeboten wird. Die Krabbe, die auch als Monsterkrabbe bezeichnet wird, kann bis zu 1.80 m lang werden und 10 kg wiegen. Crazy!Die Tiere, also kleinere Varianten der Monsterteile, werden lebendig in Aquarien in den Restaurants gehalten und zubereitet wie ein Hummer, das bedeutet, dass sie lebend in kochend heißes Wasser geschmissen werden. Gut, dass ich so etwas nicht mehr esse. 🙈
Danach habe ich mir das Museo Galería Temática – Historia Fueguina angeschaut, das in einem ehemaligen Gefängnis untergebracht ist. Hier erfährt man Interessantes über die indigene Bevölkerung, die Geschichte der Antarktisexpeditionen und der Strafgefangenen der ehemaligen Haftanstalt. Die Geschichte der indigenen Bevölkerung fand ich ganz besonders interessant. Es gab drei verschiedene Bevölkerungsgruppen, die Shelk‘nam, die Haush und die Yámana. Während die Shelk‘nam und die Haush Jäger waren und sich hauptsächlich von Guanacos ernährten, waren die Yámanas Seenomaden. Sehr spannende und interessante Völker. Bei den Shelk’nam gab es ein spezielles Ritual, das Hain genannt wurde. Dabei wurden Jugendliche ins Männerdasein überführt und in Mythen unterrichtet. Höhepunkt des Festes waren die Auftritte von Geistern. Dazu bereiteten die Männer Masken und Verkleidungen her. Scary! 🙈Die indigene Bevölkerung wurde im Zuge der Besiedelung durch weiße Siedler Anfang des 20. Jahrhunderts fast vollständig ausgerottet. Heute existiert nur noch eine Vollblut Yámana, die mittlerweile 90-jährige Cristine Calderon. Sie lebt in Puerto Williams und ist die einzige verbliebene Muttersprachlerin der Yaghan Sprache.
Auch die Informationen zu den Antarktis Expeditionen waren extrem spannend. Besonders die Forschungsreise von Shackleton mit der Endurance. Men Wanted! Ob er auch Frauen eingestellt hätte? Ich hätte mich auf jeden Fall beworben. 🤣 Und hätte wahrscheinlich als Einzige die Expedition nicht überlebt, weil ich mich geweigert hätte, Robbenfleisch und Pinguine zu essen. 🤣 Oder ich wäre ganz einfach erfroren. 🤪Aber was diese Männer auf den damaligen Expeditionen mitgemacht haben ist schon krass. Ihre Ausrüstung war so grottig im Gegensatz zu dem, was wir heute haben und die Schiffe waren auch nicht das Gelbe vom Ei. Kein Wunder, dass die Endurance damals gesunken ist. 🙈
Eine weitere Station im Museum war die Forschungsreise der HMS Beagle, die 1831 unter dem Kommandanten FitzRoy (da ist er wieder, der Sch** Berg 🤣) auf eine Reise nach Südamerika aufbrach. Mit an Bord war ein unbezahlter Naturforscher, Charles Darwin. Auf dieser Fahrt gewann Darwin die Erkenntnisse, aus denen er später seine Evolutionstheorie entwickelte. Die Beagle war 5 Jahre unterwegs. Der Beagle Kanal, den FitzRoy auf dieser Fahrt entdeckte, wurde nach dem Schiff benannt.
Das Museum ist wirklich schön aufgemacht. Es gibt viele Informationstafeln und Wachsfiguren, die die Geschichte anschaulich darstellen. Zusätzlich erhält man einen Audio Guide in allen möglichen Sprachen. Ich habe viel gelernt und es hat richtig Spaß gemacht. Da ich schon im Museum war, bin ich direkt in den 3. Stock gefahren, in dem das zugehörige Restaurant untergebracht ist. Dort habe ich einen Gemüseeintopf mit Quinoa gegessen. Es war okay, aber nicht super lecker, etwas wässerig. Dafür hat das Bier umso besser geschmeckt. Ein Beagle aus Feuerland. Herrlich!Danach bin ich durch die Straßen gelaufen und habe die obligatorischen Fotos gemacht, über die meine liebe Schwester die Tage meinte, dass sie langweilig wären, da ich immer die gleichen Klamotten trage. 🤣 Also, ich werde mich bemühen, daran etwas zu ändern. 🤪Die Zeit für einen Bummel durch die Geschäfte habe ich mir natürlich auch genommen. Spannend, was man in den Souvenirläden so alles entdeckt. Wer will denn bitte schön seinen Mate Tee aus solch einem Huf trinken? 🙈 Unfassbar!Am späten Nachmittag war ich noch im Supermarkt und habe mir etwas Proviant besorgt. Morgen geht es in den Nationalpark Tierra del Fuego.
Rhonda achtet auf deine Klamotten. Ich schmeiß mich weg. Die Hofs sind einfach gaga, jede auf ihre Art und Weise ;-).