Der Perito Moreno Gletscher ist eines der größten Naturwunder Argentiniens. Das gewaltige Gebirge aus Eis erstreckt sich auf einer Länge von 30 km und ragt bis zu 70 m in die Luft. Er ist der größte Gletscher des Campo de Hielo Sur, des größten Gletschergebietes der südamerikanischen Anden. Benannt wurde er nach dem argentinischen Geografen, Perito Moreno. Der Gletscher ist eine der größten Touristenattraktionen Argentiniens und der meistbesuchte Ort im Nationalpark Los Glaciares. Der Perito Moreno ist ein Ausnahmegletscher. Während fast alle Gletscher auf der Welt schmelzen, dehnt er sich aus. Für die Forscher ein Rätsel.
Der Perito Moreno Gletscher ist ca. 80 km von El Calafate entfernt. Eine Fahrt dauert in der Regel ca. 2 Stunden. Aus diesem Grund starten die Ice Trekking Touren mit Hielo y Aventura schon früh am Morgen. Mit einem Minibus wurde ich direkt am Hotel abgeholt. In El Calafate stiegen wir in einen größeren Bus um und von dort ging es Richtung Gletscher. Nachdem wir den Eingang des Nationalparks erreicht hatten, konnten wir vom Bus aus schon auf eine atemberaubende Landschaft blicken.
Als wir am Besucherzentrum ankamen, hatten wir 1 1/2 Stunden Zeit, um uns den Gletscher anzuschauen, bevor unsere Ice Trekking Tour begann. Es gibt dort mehrere farblich gekennzeichnete Wanderwege, die auf Metall- und Holzstegen zu Aussichtsplattformen und Terrassen führen. So lässt sich der Gletscher aus allen Perspektiven betrachten. Ich lief hinunter zu dem ersten Balkon und sah den Gletscher zum ersten Mal in seinen ganzen Ausmaßen. Unfassbar und überwältigend! Ich war völlig geflasht. Ich stand da mit aufgerissenen Augen und offenem Mund. Sprachlos! Was für ein krasses Naturwunder! Gewaltig groß und in wunderschönen Farben, über schneeweiß, türkis, himmelblau bis hin zu einem fast durchsichtigen gletscherblau. 😊 Je nach Sonneneinstrahlung leuchtet der Gletscher in anderen Farben. Wir hatten unglaubliches Glück an dem Tag mit dem Wetter. Es war warm, sonnig und nur teilweise bewölkt. Der Gletscher ist 30 km lang mit einer Gesamtfläche von 250 km2. Die Eiswand ist zwischen 50 und 70 Meter hoch, Wahnsinn! Ständig hört man ein Krachen, Knirschen und Donnern. Die Geräuschkulisse ist sensationell. Immer wieder brechen riesige Stücke aus der hohen Eiswand und fallen mit lautem Getöse in den Lago Argentino. Ich konnte in den 1 1/2 Stunden einen Trek komplett ablaufen, für die anderen hat die Zeit nicht mehr gereicht. Zwischendurch habe ich noch etwas gegessen, weil wir später keine Gelegenheit mehr dazu hatten. Die Preise im nahegelegenen Restaurant sind total überteuert, daher hatte ich mir ein bisschen Obst und Nüsse mitgebracht, die ich auf einer Parkbank mit Blick auf den Gletscher verspeist habe. 😎 Um 12:30 Uhr mussten wir uns wieder am Besucherzentrum einfinden, um von dort mit dem Bus zur Ablegestelle des Bootes „Bajo las Sombras“ zu fahren. Von dort sind wir ca. 20 Minuten an der südlichen Seite des Gletschers entlanggefahren, bis wir am gegenüberliegenden Ufer ankamen. Nach der Überquerung eines kleines Waldgebietes hatten wir den Rand des Gletschers erreicht. Ehrfürchtig stand ich direkt am Fuß des Gletschers und genoss diesen unglaublichen Anblick. Am Gletscherrand bekamen wir unsere Steigeisen und die Unterweisungen durch die Guides. Im Gegensatz zu den Ice Trekking Touren in Island läuft man hier ohne Eispickel. Neben unserem Boot waren noch einige weitere angekommen und die Leute wurden in kleine Gruppen aufgeteilt. Ich war in einer spanischsprachigen Gruppe mit total netten Leuten. Wir hatten extrem viel Spaß auf unserer Tour. Unsere beiden Guides haben uns viel erklärt und uns genügend Zeit gegeben, um Fotos zu machen. Wir konnten auch mal länger an besonderen Stellen stehen bleiben oder die Wege verlassen, wenn es sicher war.Teilweise lief die Gruppe schon weiter und einer der Guides blieb mit ein paar Leuten zurück, weil wir noch Zeit für Fotos gebraucht haben. Mit den Steigeisen zu springen war gar nicht so leicht. 🤣Beim Laufen mit den Steigeisen muss man konzentriert einen Schritt vor den anderen setzen und aufpassen, dass man nicht fällt. Passiert das, fängt man an zu rutschen und kann kaum stoppen. Ein junger Brasilianer aus unserer Gruppe ist gestolpert und ein paar Meter über das Eis geschlittert, bis er anhalten konnte. Das geht echt ziemlich schnell. 🤣Überall im Gletscher kracht und knirscht es, man hört Wasser fließen und entdeckt viele kleine oder manchmal auch große und tiefe Löcher, die bis zu 20 Meter nach unten führen. Die Farben sind phänomenal.Das Laufen mit den Steigeisen ist anstrengend. Man muss etwas breitbeiniger gehen, damit man sich nicht selbst auf die Füße tritt. 🤣 Beim Hoch- und Runterlaufen muss man fest auftreten und auf einen sicheren Tritt achten.Trotz der Anstrengung hätte ich noch länger als 1 1/2 Stunden auf dem Eis bleiben können. Die Anblicke waren einfach nur grandios schön. Zum Schluss gab es noch einen Whiskey on the rocks, mit jahrtausendealtem Eis. 😎 Prost!Nach dem Abschnallen der Steigeisen und der kurzen Wanderung durch den Wald, ging es wieder zu unserem Boot. Von dort aus fuhren wir zur Ablegestelle und mit dem Bus zurück nach El Calafate. Wow! Ein unglaublicher Tag, mit phantastischen Eindrücken und Erlebnissen.
Damit ich mir den Gletscher noch einmal in Ruhe und auf eigene Faust anschauen konnte, hatte ich drei Nächte in El Calafate gebucht. Daher bin ich am nächsten Morgen mit dem öffentlichen Bus noch einmal in den Nationalpark gefahren, um alle Wege abzulaufen. 😎 Den einzigen Sendero, den ich ausgelassen habe, war der Trek durch den Wald, denn der bietet keine Sicht auf den Gletscher. Der Weg an der Küste entlang des Lago Argentino war ganz besonders schön. Am Vormittag war das Wetter noch schön, gegen Mittag zog es sich jedoch zu und es wurde windig und kalt.Auf einer der Aussichtsplattformen habe ich Silvia kennengelernt, eine Anwältin aus Buenos Aires. Sie hat mir viele Tipps gegeben für die anstehenden Wandertage in El Chaltén und auch ihre Telefonnummer, falls ich mal ein Problem haben sollte. 🙏😊 Sehr cool. Wenn wir es terminlich schaffen, treffen wir uns in Buenos Aires zum Essen.Als ich den südlichen Wanderweg abgelaufen bin, wollte ich die Geräusche aufnehmen, die am Gletscher entstehen. Hierbei konnte ich zufällig filmen, wie ein komplettes Wandstück der Eisfront abgebrochen (ich schreibe jetzt nicht „kalben“, weil ich den Ausdruck total blöd finde) 🤪 und mit einem gewaltigen Donner in den Lago Argentino gekracht ist, begleitet von lautem Schreien der Touristen. 🤪 Wahnsinn!
Am Gletscher brechen ständig kleine und große Eisbrocken ab. Auf der anderen Seite wächst er mit einer außerordentlichen Geschwindigkeit, in der Mitte der Gletscherzunge bis zu 2 Meter am Tag.
Was den Perito Moreno zu einer weiteren Besonderheit macht ist „La Ruptura“, wie es die Argentinier nennen. Durch das permanente Wachstum stoßen die Eismassen irgendwann an das gegenüberliegende Ufer und stauen einen Teil des Sees auf. Der Wasserspiegel steigt und der Wasserdruck wird irgendwann so groß, dass die ganze Gletscherbrücke förmlich explodiert. Früher geschah das alle 3-4 Jahre. Diese Regelmäßigkeit gibt es heute nicht mehr. Woran das liegt, kann kein Wissenschaftler mit Bestimmtheit sagen. Aber es ist ein riesiges Spektakel, dass Filmteams, Forscher und Touristen aus aller Welt anzieht.Auf dem Rückweg zum Bus habe ich am Ufer des Sees ein paar junge Chilenen gesehen, die tatsächlich für ein paar Minuten in den Lago Argentino gesprungen sind. Grandios! Ich habe ihnen gewunken und sie haben gefragt, ob ich nicht mitkommen möchte. 🤪 Im Leben nicht. 😂 Das Wasser hat eine Temperatur von 2 – 4 Grad. Ich bin doch kein White Walker! 😂Um 16 Uhr bin ich mit dem Bus zurückgefahren. In El Calafate habe ich meinen Rucksack gepackt und in der Stadt noch ein leckeres Risotto gegessen.Morgen geht es nach El Chaltén, der Trekking Hauptstadt Argentiniens.