Heute war ich auf archäologischen Spuren der Inkas im Urubamba-Tal unterwegs. In der Umgebung von Cusco wimmelt es nur so davon. Ich habe mir einen privaten Fahrer organisiert, weil das mit einer Tour zu kompliziert geworden wäre. Da ich gegen Nachmittag das Briefing für den Salkantay Trek habe, haben wir nur begrenzt Zeit und fahren nur bestimmte Orte an.
Die Inkas waren schon ein cleveres Volk, ich hab da mal ein bisschen nachgelesen, sehr spannend. Sie haben mächtige Terrassen, Festungen, Tempel, Paläste, Straßen, Brücken, Bewässerungskanäle und Bergwerke gebaut. Keiner weiß, wie sie solche riesigen Brocken von Steinen von einem Ort zum anderen geschafft haben, das ist schon Wahnsinn. Sie haben in nur ca. 300 Jahren ein unglaubliches Reich erschaffen. Sie herrschten im 15. Jahrhundert über 250 Völker und neun Millionen Menschen. Die Kinder der Sonne waren Meister der Organisation. Sie bauten die Landwirtschaft planmäßig auf und legten riesige Terrassenfelder an den steilen Hängen der Anden an. Durch Bewässerungskanäle machten sie aus trostlosen Wüstengegenden fruchtbare Oasen. Schon sehr beeindruckend. Durch die Eroberung der Spanier, die in nur wenigen Monaten das gesamte Reich unter spanische Kontrolle brachten, zerfiel die Kultur. Übrig geblieben ist außer ein paar kunsthandwerklichen Traditionen, Ruinen und Mythen nur die Sprache Quechua. Sie ist bis heute die meistverbreitete Sprache im Gebiet der Anden und nach Spanisch und Portugiesisch sogar die drittstärkste Sprache in ganz Südamerika.
Die Landschaft in den Anden ist atemberaubend schön. Wir waren in Tambomachay, einem Wasserheiligtum, etwa 8 Kilometer nördlich von Cusco. Dort haben die Inkas terrassenförmige Ebenen angelegt, die Felsen behauen und künstliches Mauerwerk eingearbeitet. Erhalten geblieben sind davon mehrere trapezförmige Nischen im Mauerwerk sowie Wasserrinnen und Wasserbecken. Tambomachay, was so viel bedeutet wie “Bad der Inka”, war zum einen ein Wasserheiligtum und diente vermutlich als Erholungs- und Jagdgebiet.
Danach waren wir in Puca Pucara, einer alte Inka Anlage in der Nähe von Tambomachay. Der Name stammt aus der Quechua Sprache und bedeutet “Rote Festung”. Von der Festung sind noch viele Mauern und Treppen übrig geblieben. Angeblich soll es sich um eine große Verteidigungsanlage handeln.
Weiter ging unsere Fahrt nach Q’engo und Písac, dem Geburtsort meines Taxifahrers.Das genaue Gründungsdatum von Písac ist nicht bekannt, man schätzt seine Entstehung jedoch um das Jahr 1.440. Písac ist ca. 32 km von Cusco entfernt und liegt im Valle Sagrado am Rio Urubamba. Das heilige Tal bezeichnet das Gebiet zwischen Písac und Ollantaytambo. Heilig deshalb, weil es landwirtschaftlich gesehen ein Juwel ist.Auf den unzähligen Terrassen werden heute noch Kartoffeln (von denen es in Peru über 3.000 Sorten gibt), Quinoa, Bohnen, Mais und Kiwicha (Amaranth) angebaut. Wie Ollantaytambo im Norden bewachte Písac vermutlich den südlichen Eingang zum Valle Sagrado im Süden von Peru. Die historische Stätte hatte für die Inka somit dreierlei Bedeutung: als Festung, Zeremoniestätte und für die Landwirtschaft.Das fruchtbare und sattgrüne Tal wurde vom Urubamba-Fluss geformt. Es liegt tief inmitten der steilen Bergwände der aufragenden Andenketten. Daneben gab es jede Menge archäologischer Ruinen zu besichtigen. Die Festung Písac ist fünfmal größer als die sagenumwobene Inka-Stadt Machu Picchu. Leider musste ich die Ruinen und den archäologischen Park aus Zeitgründen ausfallen lassen. Vielleicht schaffe ich das bei meinem nächsten Besuch.
Von der wunderschönen, beschaulichen und gemütlichen Stadt Písac habe ich leider auch nur sehr wenig gesehen. Der Ort hat den Ruf einer Hippie Stadt. Hier haben sich sehr viele spirituell und esoterisch angehauchte Menschen verschiedenster Nationalitäten niedergelassen. Es gibt unzählige Angebote, von Meditation, über schamanische Zeremonien, Massagen und Zeremonien mit Ayahuasca. Na ja, das habe ich ja bereits hinter mir.
Unser letzter Stop auf der Tour war Sacsayhuamán, das viele Touristen, insbesondere die bekloppten Amis “Sexy Woman” aussprechen. Sacsayhuamán ist eine imposante Festungs- und Tempelanlage die auf einem Hügel nur etwa 2 Kilometer nördlich von Cusco liegt. Die gigantischen Steinblöcke führen wieder einmal die brilliante Baukunst der Inka vor Augen. Wie sie diese riesigen Steinquader damals transportiert haben, bleibt bis heute ein Rätsel. Der größte Stein hat tatsächlich Abmessungen von 9 m x 5 m x 4 m und wiegt über 200 Tonnen, absoluter Wahnsinn.Sacsayhuamán ist eines der wichtigsten Überbleibsel aus der Inka-Zeit. Die Anlage sollte der Verteidigung Cuscos dienen und den meist gefährdeten Eingang zur Stadt beschützen. Zudem findet man in der Anlage diverse Heiligtümer, wie kreisförmige Arenen und ausgebaute Treppen. Als die Spanier in Peru einmarschierten, wurde die Anlage teilweise zerstört. Zudem beschädigten die Erdbeben der letzten Jahrhunderte die Anlage weiter. Archäologen glauben, dass die Stadt Cusco in Form eines Pumas erbaut wurde und dass die Anlage Sacsayhuamán dessen Kopf darstellt.
Nach den vielen magischen Orten, Sehenswürdigkeiten und dem tiefen Eintauchen in die Inka Kultur ging es zurück nach Cusco. Ich musste um 18.30 Uhr zum Briefing für meinen Salkantay Trek. Dort haben wir alles nötige für unseren Trek erfahren und alle weiteren Teilnehmer kennengelernt. Da waren Nils und Mikki aus Belgien, Stefanie aus Deutschland, Leonie und David aus der Schweiz und Ola aus Great Britain. Wir haben unsere Dufflebags bekommen, 7 kg war hier die Vorgabe, einen Coca-Tee getrunken und uns noch eine Weile unterhalten.
Nach dem Briefing habe ich noch schnell eine Quinoa-Suppe in einem Restaurant gegessen und bin zurück zum Hostal um alles zu packen – gar nicht so einfach!
In den Duffle musste alles rein, was man tagsüber nicht braucht, alles andere musste in dem eigenen Rucksack verstaut und auch selbst getragen werden, was bedeutete, dass der Rucksack fast so schwer war wie der Duffle 😡 Ich hatte 2 Liter Wasser, eine Regenjacke, Regenhose, Sonnenschutzmittel, Mückenschutz, eine Mütze, ein Buff, Handschuhe und das iPad zum Fotografieren eingepackt. Crazy! Gegen 4.20 – 4.40 Uhr sollten wir alle aus unseren Unterkünften abgeholt werden. Also super wenig Schlaf, da ich mit dem Packen und Räumen meines Gepäcks, das ich netterweise im Hostal deponieren konnte, erst gegen 22.00 Uhr fertig war. Aber ich war super gespannt auf den morgigen Tag!