Der Planet der Affen

Die geplante 3d/2n Orang-Utan Tour im Tanjung Puting Nationalpark in Borneo musste ich aufgrund der Flugänderung um einen Tag kürzen. Da der Flug erst um 18:30 planmäßig starten sollte, konnte ich erst am Abend auf dem Boot sein und musste den Besuch eines der drei Camps ausfallen lassen.

Der Tanjung Puting Nationalpark befindet sich in der indonesischen Provinz Zentralkalimantan, im Süden der Insel Borneo. Mit der Gründung im Jahr 1982 wurde ein einzigartiger Lebensraum Süd-Borneos unter Schutz gestellt. Das Gebiet hat eine Größe von 4.150 Quadratkilometer. Aktuell leben dort etwa 6.000 Orang-Utans. In Pondok Tanggui und Camp Leakey werden aus Gefangenschaft befreite Orang-Utans auf ihre Rückkehr in die Wildnis vorbereitet. Das Schutzgebiet ist durch die Ausweitung von Palmölplantagen und die illegale Abholzung des Regenwaldes stark bedroht.

Flughafen Jakarta

Um 12 Uhr musste ich aus dem Airport Hotel in Jakarta auschecken, konnte jedoch meinen großen Rucksack dort noch eine Weile unterstellen. 

Vor dem nächsten Flug um 18:30 Uhr musste ich noch eine Kleinigkeit essen.
Von all den wirklich komischen Restaurants am Flughafen sah das Imperial Kitchen Dimsum noch am einladendsten aus. Außer mir gab es tatsächlich auch noch andere Gäste, wenn auch nur indonesische. 😆

Ich habe gebratene Nudel mit Gemüse bestellt. Es war okay, aber lecker und kaiserlich ist was anderes. Die Portionen sind hier auch generell sehr klein. Vielleicht hängt das damit zusammen, dass sie hier alle nur ca. 160cm groß sind. 😆

Nach dem Essen hatte ich keine Lust mehr auf den trostlosen Flughafen und kam auf die glorreiche Idee, früh für den Flug einzuchecken.
Gesagt, getan, mit dem Skytrain fuhr ich mitsamt dem Gepäck zum Terminal 1 und konnte den großen Rucksack schon mal los werden.

Um an das Gate zu gelangen, mussten einige Pass- und Gepäckkontrollen überwunden werden.
Als ich dort angekommen war, gab es dort – Nichts! Eine eiskalte Wartehalle, einige Fernseher, eine Playstation Konsole für die Kids und das war‘s.
Nichts zu essen, nichts zu trinken, Jesus! 🙈

Vor den Kontrollen gab es wenigstens noch ein winzig kleines Restaurant und ein paar Shops. Um dort hinzugelangen, musste man also komplett aus dem Wartebereich heraus und zum Gate zurück dann wieder durch sämtliche Kontrollen hindurch. Ich fasse es nicht!
Nun ja, es blieb mir nichts anderes übrig. Da die Plätze in dem kleinen Restaurant alle belegt waren, musste ich in einem der kleinen Shops einkaufen. Mit einer kleinen Flasche Wasser und einer Dose Pringles (die letzte Option, wenn gar nichts essbares vorhanden ist) 😆 bin ich also wieder durch sämtliche Kontrollen hindurch und zurück zu meinem Platz. Der Hunger hat die halbe Menge der Chips in meinem Magen verschwinden lassen, den Rest konnte ich einfach nicht mehr essen. Die restliche Zeit habe ich dann mit indonesischem Fernsehen, herumlaufen und Rucksack säubern verbracht. Da sich der Deckel der Pringles Dose verselbstständigt hatte, lagen die restlichen Chips nun in winzigen Einzelteilen verstreut in meinem Rucksack. Wie ich das hasse! 😆

Der Flieger hatte eine halbe Stunde Verspätung, auch das noch und war vollgestopft mit Indonesiern – kein einziger Touri außer mir! 😂

Die Maschine war schon ziemlich in die Jahre gekommen, geputzt hat darin wahrscheinlich in den letzten Jahren keiner und zusätzlich funktionierte die Klospülung nicht, es kam einfach kein Wasser. Und die Landung? Reden wir besser nicht davon. 😆 Äußerst holprig!

Ankunft in Pangkalanbun

Als ich ankam, warteten Dessy, die Gründerin und Besitzerin von Orang-Utan Applause und Jefry, mein Guide, schon vor dem Flughafen auf mich. Mit dem Taxi ging es vom Airport Pangkalanbun zum Hafen nach Kumai. Dort haben wir das Kelotok, das traditionelle Hausboot, bestiegen, das auch gleich abfahrbereit war. Mir wurde die Crew noch schnell vorgestellt, der Captain, ein Helfer und die Köchin.

Während wir langsam über den Fluss tuckerten, wurde mir auch gleich Abendessen gebracht.
Es gab wilde Eier (sehr interessant), Gemüse, gebratene Nudel, Tofu, Tempeh und zum Nachtisch frische Ananas. Das bisher beste Essen, wirklich großartig und mega viel! Die wilden Eier stammen von einer Art wilden Huhn ab, welches aber wesentlich kleiner ist, daher auch die winzigen Eier. Sie waren irgendwie scharf angebraten und waren echt lecker, obwohl ich ansonsten ja gar keine Eier mag.  Danach wurde mein Bett mit einem Moskitonetz ausgestattet. Ansonsten würde man dort sicher kein Auge zutun. Diese Dinger sind die Plagegeister schlechthin! Krass, was da Abends und Nachts los ist. Und vom Klima erst gar nicht zu sprechen. Wenn das Boot in Bewegung ist, lässt es sich gerade so aushalten. Sobald es steht, ist es eine echte Affenhitze und die Luftfeuchtigkeit einfach nur brutal. Und das sagt die Frau, die Hitze liebt! 😆

Nach ca. 2 Stunden haben wir geankert. Ich habe mich noch etwas frisch gemacht.
Es gibt eine kalte Dusche (wenn man unbedingt möchte, bekommt man auch eine heiße, die ist aber dann mega heiß) 
😆 und eine echte Toilette, allerdings ohne Spülung. Das erledigt man dann selbst mit Eimer und Kelle. 😆 Geschlafen habe ich in der Nacht nicht. Schlafen unter freiem Himmel in „Hello Kitty Bettwäsche“, die Geräusche des Dschungels, die Dunkelheit (auf dem Boot brannte zwar die eine oder andere Lampe) ist halt doch etwas ganz anderes als Zuhause auf einer Emma Matratze! 😆 Verwöhntes Pack! 😂

Erstes Camp: Pondok Tanggui

Um ca. 5:00 Uhr erwacht der Dschungel. Die Geräuschkulisse ist immens, die Vögel singen, die Zikaden zirpen so laut wie ein Düsenjet (das fängt schon am Abend an und geht bis in die frühen Morgenstunden). Überall zwitschert und raschelt es und wenn man Glück hat, hört man auch die Affen.

Ich hatte in der Nacht aufgrund der Dunkelheit kaum etwas sehen können, war jedoch überwältigt von dem Anblick, als die Sonne aufging. Die Natur dort zu beschreiben fällt echt schwer, ein Grün in allen möglichen Farbschattierungen, egal wo man hinschaute. Überall diese riesengroßen Pflanzen und Mangroven. Und je weiter man in den Dschungel rein fährt, umso dichter wird es. Ich war schon jetzt einfach nur sprachlos und überwältigt!

Nachdem ich dem Dschungel Konzert eine Weile zugehört hatte, gab es um 7 Uhr Frühstück, welches aus Eiern, Toast, Pfannkuchen und Drachenfrucht bestand. Wir fuhren direkt zum ersten Camp Pondok Tanggui. Von Kumai fährt man zuerst auf dem größeren Kumai River und biegt dann auf den Sekonyer River ab. Bis zum Camp Leakey sind es ungefähr 56 Kilometer, für die das Kelotok sehr lange braucht, da es nur sehr gemütlich und langsam fährt. Es ist erstaunlich, wie schnell man dort zur Ruhe findet und entschleunigt. Man sitzt auf dem Deck, schaut auf den Fluss, ist umgeben von der Natur und fühlt sich direkt mit allem verbunden. #Disconnect to connect. Es gibt in jedem Camp eine Fütterungs-Station, an denen die Orang-Utans zu festen Zeiten gefüttert werden. Die meisten davon sind semi-wilde Tiere, Waisentiere, die aus privaten Haushalten konfisziert wurden, verletzte oder ältere Tiere, die auf der Flucht aus brennenden Waldgebieten gefangen wurden oder aus den an den Wald angrenzenden Palmölplantagen. Viele der Tiere sind schwer traumatisiert und würden ohne intensive Betreuung nicht überleben. In den Auffangstationen werden sie auf ein selbstständiges Leben im Dschungel vorbereitet, bevor sie langsam wieder ausgewildert werden.

In den Camps gibt es strikte Regeln, die Tiere dürfen weder gestört noch angefasst werden. Ein Mindestabstand von 5 Metern muss eingehalten werden. Kein einfaches Unterfangen zum Fotografieren.
Um 9 Uhr waren wir vor Ort und nachdem die Ranger die Kisten mit Bananen herbeigekarrt hatten, kamen auch schon die ersten Orang-Utans. Man kann das gar nicht in Worte fassen, wenn man diese Tiere in ihrer natürlichen Umgebung sehen kann. Für mich war das einfach nur unfassbar und wunderschön!
Es waren nicht viele Touristen dort, da hatte ich mit dem Zeitpunkt der Reise viel Glück. Manchmal, zu Spitzenzeiten, erzählte mir Jefry, kommen an die 100 Boote an einem Tag an. 😱🙈

Da wir im Dschungel unterwegs waren, war aufgrund der Moskito Plagegeister lange Kleidung angesagt. Zusätzlich war der ganze Körper mit Insektenspray eingesprüht.
Innerhalb kürzester Zeit klebte alles am Körper, diese Luftfeuchtigkeit war einfach nur brutal. Der Schweiß mitsamt Insektenspray lief nur so herunter, das T-Shirt und die Hose war klatschnass!

Zweites Camp: Camp Leakey

Von Camp Pondok Tanggui ging unsere Fahrt weiter zum Camp Leakey. Dort wurde 1971 das erste Research Center von Dr. Biruté Galdikas, einer Kanadierin, aufgebaut.

Die Geschichte der Gründung ist wirklich sehr spannend. Der Name der Forschungsstation geht auf Louis Leakey, einem der wichtigsten amerikanischen Anthropologen zurück. Er befaßte sich in den sechziger Jahren mit der Erforschung des Urmenschen. Im Rahmen eines Forschungsprojektes entsandte er drei junge Wissenschaftlerinnen zur Erforschung dieser Lebewesen. Als erste machte sich die Britin Jane Goodall nach Tansania auf den Weg, um die Schimpansen zu erforschen. Kurz darauf folgte Dian Fossey zu den Berggorillas nach Ruanda und als letztes übernahm die gebürtige Kanadierin Biruté Galdikas die Aufgabe, die scheuen Orang-Utans in Borneo zu erforschen.

Professor Leakey war ein Menschenkenner und wußte, warum er für diese schwierige Aufgabe junge Frauen auswählte. Die Frauen zählten die Affen nicht nur, sondern begannen ihr Leben mit ihnen zu teilen. Keine der drei Frauen kehrte in ihr früheres Leben zurück. Jane Goodall lebt noch heute in Tansania, Dian Fossey wurde 1985 auf ungeklärte Weise in Ruanda ermordet und Dr. Biruté Galdikas lebt, mittlerweile 76 Jahre alt, mit ihrem zweiten Mann, einem Indonesier, in Pangkalanbun. Wir haben sie tatsächlich am Nachmittag auf einem Boot gesehen, als sie an uns vorbeifuhren. Sie haben uns sogar gewunken. Ein äußerst seltene Begegnung, da sie kaum noch im Nationalpark unterwegs ist. 😃

In Camp Leakey war die Fütterungszeit von 14 Uhr bis 16 Uhr. Hier warteten die Orang-Utans sogar schon auf die Ranger. Es kamen auch weitaus mehr Affen als im ersten Camp. Vielleicht wurden sie von dem intensiven Mango Geruch angezogen, der in der Luft schwebte. Neben Bananen fütterten die Ranger hier noch jede Menge leckere Mangos. Ein großartiges Schauspiel und ein Festessen für die Orang-Utans. Die Affen fressen eine ganze Menge. Sie stopfen sich pausenlos eine Banane oder Mango in den Mund, unglaublich. 😂 Als gäbe es keinen Morgen! Und wenn sie gehen, stopfen sie sich alles was passt in den Mund hinein und tragen so viel sie können in den Händen davon. 😆 

Interessante und spannende Fakten über Orang-Utans:

  • Orang-Utans sind die größten Baumbewohner im ganzen Tierreich
  • Die zur Seite ausgestreckten Arme haben eine Spannweite von bis zu 2,2 Metern
  • Männchen legen lebenslang an Gewicht zu und können im höheren Alter bis zu 100 Kilogramm wiegen. Weibchen bringen hingegen nur 30 bis 45 Kilogramm auf die Waage
  • Orang-Utans sind Einzelgänger und leben nicht in Gruppen
  • Orang-Utans haben mit 7-10 Jahren eines der längsten Geburtsintervalle. Ein Jungtier bleibt lange bei der Mutter. Sie säugt es zuerst rund drei Jahre lang. Danach lernt das Junge von der Mutter weitere vier Jahre, wie sich ein Orang-Utan richtig verhält und was er frisst

Nachtwanderung

Nach der Besichtigung des Camp Leakey fuhren wir mit dem Hausboot wieder Richtung des ersten Camps zurück, um eine Nachtwanderung durch den Dschungel zu machen. Um ca. 18 Uhr wird es hier dunkel und wenn die Sonne untergeht, dann geht das hier richtig schnell. Ein Sonnenuntergang dauert hier durchschnittlich nur 23 Minuten. Das hängt damit zusammen, dass Indonesien sehr nahe am Äquator liegt.

Bei der Nachtwanderung waren lange Hosen, langes Shirt, hohe Socken und eine Kappe angesagt. Es war immer noch verdammt heiß, ich habe extrem geschwitzt, aber sicher ist sicher! 😆 Wer weiß, was einem da sonst am Bein hoch kriecht oder auf den Kopf fällt.
Wir haben zusätzlich noch einen Ranger mitgenommen, der eine mega helle Kopflampe hatte und in der Lage war, etwas zu erkennen, was uns nicht mal aufgefallen wäre.
Der Dschungel in der Nacht ist mega scary. Die Geräusche, die Dunkelheit, hier scheint das gesamte kleine und große Insektenvolk unterwegs zu sein. 

Der Ranger hat uns interessante Vögel gezeigt, Fledermäuse und ständig auf Löcher von Taranteln gedeutet 😱. Und davon gab es eine ganze Menge! 😱 Mit einem kleinen Zweig hat er sie herausgelockt, Jesus! Was für krasse Viecher! Sie beißen nur, wenn sie sich bedroht fühlen, der Biss soll jedoch sehr schmerzhaft sein.
Ich hatte genügend Abstand und schon Gänsehaut nur vom Zuschauen! Echt eklig! Und in Kambodscha stehen sie auf der Speisekarte, mitsamt ihren Haaren! iiiiihgitt! Nach der Wanderung fuhren wir in der Dunkelheit noch eine gute Stunde. In der Zwischenzeit gab es wieder Essen. Unfassbar, was die Köchin in dieser kleinen Küche alles zauberte. Das Essen hätte sicherlich für 3 Leute gereicht, es war unglaublich viel. Von Reis über Fluss-Spinat, Tempeh, Tofu, Gemüse und Mango war alles vertreten. Sehr lecker!

Nach dem Essen ankerten wir und bereiteten alles für die Nacht vor. Ich duschte mir den ekligen Insektenschutz von der Haut ab und dann ging es sicher unter dem Moskitonetz zum Schlafen!

Auf der Fahrt zurück am nächsten Morgen wurden wir durch seinen Gesang auf einen Gibbon aufmerksam, der einsam in einer Baumkrone saß und sicherlich ein Weibchen auf sich aufmerksam machen wollte. Es ist extrem selten, Gibbons in freier Natur zu sehen, wir hatten unglaubliches Glück. Um die Tiere zu beobachten, an die man nicht nah genug herankommen kann, gibt es auf dem Boot natürlich auch ein Fernglas. Damit konnten wir uns den Gibbon eine ganze Weile anschauen.

Zusätzlich haben wir bei der Rückfahrt noch ein paar bunte Kingfisher gesehen, die zur Familie der Eisvögel gehören und auch die lustig aussehenden Nasenaffen. Es waren einfach perfekte Tage, mit richtig viel Glück. Manchmal sehen Touristen nicht mal Orang-Utans und in Camp Leakey regnet es fast jeden Tag, meinte Jefry. Wir hatten einen strahlend blauen Himmel. 😃  Um 9:30 Uhr hatten wir den Hafen von Kumai wieder erreicht. Schweren Herzens musste ich mich vom Kelotok und der schönen Zeit darauf verabschieden, dem Dschungel und der Crew auf Wiedersehen sagen und mit Dessy zurück an den Flughafen fahren. Ich wäre gerne noch länger geblieben. Um 10:15 Uhr erreichten wir den Flughafen. Mein Flieger sollte um 10:50 Uhr starten. Die haben Nerven, haha, Dessy war mega entspannt. „Ist ein kleiner Flughafen“, meinte sie, während mir schon die Schweißperlen herunterliefen. 😆
Ich war die letzte, die das Flugzeug bestieg, eine uralte Propellermaschine, herrjee! 🙈 Na dann hoffen wir mal, dass ich heil in Semarang ankomme. Von Semarang geht es dann weiter mit einem shared Autotransfer nach Yogyakarta! Mal sehen, wie das alles so klappt. Gebucht hatte ich das über Whatsapp auf indonesisch! 😆😂