Angkor Wat – Exploring Ta Prohm

Angkor Wat ist eine der größten und eindrucksvollsten Tempelanlagen der Welt. Sie ist das Nationalsymbol Kambodschas und befindet sich ca. 240 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Phnom Penh und in der Nähe des Städtchens Siem Reap. Vom 9. bis zum 15. Jahrhundert war die Region Angkor das Zentrum des mächtigen Khmer-Reiches. Auf einer Gesamtfläche von 200 qkm errichteten sie mehrere Hauptstädte und in deren Zentrum jeweils einen großen Haupttempel.

Die bekannteste Tempelanlage ist Angkor Wat, das größte sakrale Bauwerk der Welt. Den Erzählungen nach dauerte die Errichtung 37 Jahre und beanspruchte 300.000 Menschen und 6.000 Elefanten. Es ist nahezu unfassbar, wie die Khmer zur damaligen Zeit überhaupt in der Lage waren Angkor Wat ohne moderne Hilfsmittel zu erbauen. Der gesamte Komplex ist ein architektonisches Meisterwerk. Nicht umsonst wurde Angkor Wat 1992 von der UNESCO als Weltkulturerbe ausgezeichnet.

Nachdem die Khmer von den Siamesen besiegt wurden, mussten sie Angkor aufgeben. Der Ort geriet in Vergessenheit. Erst unter der französischen Besetzung und Kolonialherrschaft wurden die Tempelanlagen im 18. Jahrhundert wieder entdeckt, mitten im Dschungel, überwuchert von Bäumen und Pflanzen.

Die Ankunft

Heute sollten wir nun endlich Angkor Wat sehen, das schon seit Ewigkeiten auf meiner Bucket List stand. Früh um 5.45 Uhr sind wir aufgestanden, haben kurz geduscht und wurden um 6.30 Uhr von unserem Tuk-Tuk Fahrer abgeholt. Da zu diesem Zeitpunkt noch kein Café oder Restaurant geöffnet hatte, bekamen wir ein kleines Frühstück mit auf den Weg. Das hatten wir am Tag zuvor mit den freundlichen Hotelmitarbeitern vereinbart. So saßen wir um 6.30 Uhr bereits im Tuk-Tuk, müde und ohne Kaffee auf dem Weg nach Angkor. Unsere erste Anlaufstelle war das Ticket-Office.

Wir hatten großes Glück, dass wir ohne Wartezeit direkt an die Reihe kamen. Zu manchen Tageszeiten steht man dort mehrere Stunden, wie mir die nette Frau am Schalter mitteilte. Der 3-Tages Pass kostet 66 US-Dollar und wird mit einem Foto, das direkt am Schalter gemacht wird, für jede Person einzeln ausgestellt. Danach fuhren wir zur Tempelanlage Ta Prohm. Schon während der Fahrt konnten wir sehen, wie weitläufig das ganze Gebiet rund um Angkor ist. Zu Fuß wäre man hier verloren, dafür sind die Anlagen zu weit voneinander entfernt.

Man kann mit dem Fahrrad die Tempel abfahren, was jedoch bei dieser Hitze enorme Mühe kostet. Dann hat man noch die Wahl zwischen einem Tuk-Tuk, dessen Fahrer einen aber nur zu den jeweiligen Tempeln fährt und einer geführten Tour mit einem Fahrer und einem Guide. Um die besten Spots zu finden und Erklärungen zu den einzelnen Tempeln zu erhalten, empfiehlt es sich auf jeden Fall für mindestens einen Tag eine geführte Tour zu unternehmen. 

 

Auf gehts

Pünktlich um 7:20 Uhr erreichten wir den westlichen Eingang von Ta Prohm, der als einziger der Eingänge noch gut erhalten ist. Schon dieser Anblick war unglaublich. Im Turm sind 4 riesige Gesichter des Bodhisattva Lokeshvara eingearbeitet, ein unverkennbares Merkmal des Bayon-Stils, in dem Ta Prohm errichtet wurde.Netterweise durften wir die Tempelanlage bereits betreten obwohl noch kein offizieller Einlass war.

Wir waren somit für ca. eine halbe Stunde lang mit ein paar wenigen anderen Touristen die einzigen Besucher. Und das war unglaublich. Ta Prohm haut einen regelrecht um. Alle Bilder, die man jemals gesehen hat, werden der echten Tempelanlage nicht gerecht. Man muss das mit eigenen Augen gesehen haben.

Geschichte

Errichtet wurde Ta Prohm vom späten 12. bis ins 13. Jahrhundert hinein unter der Regentschaft von König Jayavarman VII. Obwohl Jayavarman VII. und auch seine Mutter, der er die Anlage widmete, Buddhisten waren, findet sich in Ta Prohm auch eine Vielzahl von Reliefs mit Darstellungen aus der hinduistischen Mythologie (Krishna, Vishnu).Wegen seines halbzerfallenen Zustands nimmt Ta Prohm eine besondere Stellung unter den Tempelanlagen ein.

Die Restauratoren und Architekten der École française d’Extrême-Orient (EFEO) waren die ersten, die in der Neuzeit begannen, die Tempel zu restaurieren. Sie beschlossen, einen Tempel in dem Zustand zu belassen, in dem sie ihn vorfanden. Die Wahl fiel auf Ta Prohm.Die Vegetation und die herabgefallenen Mauersteine wurden nur soweit entfernt und gesichert, dass es Besuchern möglich ist, die Anlage zu begehen.

Besonders eindrucksvoll sind die Würgefeigen und die noch größeren Tetrameles nudiflora, deren Wurzeln ganze Gebäude überwachsen.Ta Prohm war auch Drehort für einige Szenen des „Lara Croft: Tomb Raider“ Films mit Angelina Jolie. Umgangssprachlich wird er daher auch als  „Tomb Raider Tempel“ bezeichnet. Der Film aus dem Jahr 2001 war die erste große westliche Kinoproduktion in Kambodscha seit Ende des blutigen Regimes der Roten Khmer.

 

Magischer Ort

Ta Prohm ist mit seinen umgestürzten Mauern, den überwucherten Eingängen und den monumentalen Tempelportalen ein absolut magischer Ort. Man hat regelrecht das Gefühl, dass die Anlage vom Urwald verschluckt wird.

Die gigantischen Würgefeigen umklammern die bröckelnden Türme und Mauern, es scheint fast so, als ob die Natur das Bauwerk in Besitz genommen hat und nicht mehr hergeben will.
Samsara steht im buddhistischen für den ewigen Kreislauf des Lebens, dem Werden und Vergehen, dem Leben, Tod und der Wiedergeburt.

Kaum eine Pflanze symbolisiert dies so wie die Natur der Würgefeige. Sie beginnt ihr Leben als Epiphyt. So nennt man Aufsitzerpflanzen, die ohne Kontakt zum Boden auf anderen Pflanzen wachsen. Auf dem Ast in einer Baumkrone keimt ihr Samen, den fruchtessende Tiere wie Vögel oder Affen über ihren Kot dort ausgeschieden haben.

Die Würgefeige bildet nun an ihrem Trägerbaum entlang Luftwurzeln, die von oben nach unten wachsen. Dort angekommen, verankern sie sich im Boden und werden dicker und kräftiger. Nun kann sich die Würgefeige ihre Nahrung direkt aus dem Erdreich holen. Immer mehr Luftwurzeln verholzen zu kleinen Stämmen. Wenn sie sich berühren, verschmelzen sie miteinander, so entsteht ein dichtes Geflecht, das immer mehr zu einem eigenen Stamm wird. Der Baum hat keine Chance, er wird im wahrsten Sinn des Wortes erwürgt, seine Nährstoffversorgung und sein Wassertransport werden abgeschnürt. Im Würgegriff der Feige stirbt der Baum einen langsamen Tod, der bis zu zehn Jahre dauern kann. Nach und nach verrottet er in ihrem Innern. In Ta Prohm schlängeln sich die Würgefeigen nicht nur um Bäume, sie haben auch die alten Gemäuer gänzlich in Besitz genommen.

Unfassbar

Absolut fasziniert liefen wir mehrere Stunden durch die Tempelanlage. Die äußere Begrenzungsmauer der Anlage umschließt ein Gebiet von etwa 60 Hektar, wovon der Tempel und die ihn umgebenden Gebäude nur einen Hektar einnehmen. Jenseits der äußeren Mauer befanden sich rund 3.140 Dörfer mit insgesamt 80.000 Bewohnern. Auf dem Gelände selbst lebten vor allem Mönche. Eine Tempelinschrift gibt ihre Zahl mit 12.640 an. Wie überall in Angkor waren aus Stein gebaute Gebäude religiösen Zwecken vorbehalten. Die Menschen, auch der König, lebten in Häusern aus Holz. Das ist auch der Grund, weshalb nur die Tempelanlagen die Jahrhunderte überstanden, während alle weltlichen Gebäude dem tropisch-feuchten Klima zum Opfer fielen.Von Stunde zu Stunde strömten immer mehr Touristen in die Anlage. Besonders für Ta Prohm gilt, den Tempel möglichst am Morgen zu besuchen, wenn sich die meisten Leute noch im Bett befinden oder in anderen Tempeln unterwegs sind.

Eine halbe Stunde alleine dort verbringen zu können ist gerade bei Ta Prohm ein riesiger Vorteil. Besonders um gute Fotos zu machen, sind die Morgenstunden ideal. Wenn zur Mittagszeit die Sonne hoch am Himmel steht, kann man das Fotografieren in Ta Prohm nahezu vergessen, was wir am nächsten Tag auf unserer geführten Tour noch erleben sollten.

Die Mönche

Der Buddhismus ist in Kambodscha tief verwurzelt. In Siem Reap und in Angkor Wat haben wir weitaus mehr Mönche gesehen als in Vietnam. Während des Rote-Khmer-Regimes war der Buddhismus verboten. Mönche mussten ihre Gewänder ablegen, wurden zur Arbeit auf dem Feld gezwungen und getötet. Wats wurden zerstört. Nach der Schreckensherrschaft entstanden viele neue Tempelanlagen. Heute leben mehr als 56.000 buddhistische Mönche in Kambodscha.

Wir waren durch die Hitze ziemlich kaputt und hatten noch nichts gegessen und, was weitaus schlimmer war, noch keinen Kaffee getrunken. 😆 Unser Tuk-Tuk Fahrer wartete am West Gate in aller Seelenruhe auf uns. Als wir dort ankamen, haben wir erst einmal im Tuk-Tuk gefrühstückt, wenn man das so nennen kann. 🙈

Das Essen

Es gab zwei Mini-Bananen, ein kleines Stück Drachenfrucht, zwei hart gekochte Eier, über die sich der Tuk-Tuk Fahrer sehr gefreut hat, (zumindest über meine) 😆 zwei leckere läppische Toastscheiben, etwas Butter und Marmelade. Ein Festessen, verpackt in einem wundervollen nachhaltigen Styropor To-Go Karton. 🙈

Um etwas Anständiges in den Magen zu bekommen, sind wir dann Richtung Siem Reap zurückgefahren. Hier haben wir uns eine leckere Suppe zum Frühstück gegönnt und unseren heiß ersehnten Kaffee getrunken.

 

Da es noch früh am Tag war beschlossen wir, uns neben dem Night Market und der Pub Street, das Städtchen Siem Reap noch ein bisschen näher anzuschauen und kamen auf unserem Weg zum Fluss an einem kleinen Kloster vorbei, dem Wat Preah Prom Rath. Inmitten des hektischen Treibens der Stadt erschien uns der Wat wie eine kleine Oase. Es gab einen schönen Garten mit allerhand Figuren und alles war extrem gepflegt und sauber.

Siem Reap

In den Mittagsstunden ist es in Siem Reap mit Temperaturen von knapp über 30 Grad kaum auszuhalten. Als Frostbeule hat mir das wenig ausgemacht, 😆 Rhonda hingegen hat die Hitze sehr zugesetzt. Daher haben wir uns nach einer Weile zur Pub Street aufgemacht, um uns mit einem leckeren Bier zu erfrischen.

In einigen Restaurants erhält man als Willkommensgeste ein eisgekühltes Tuch, das wir immer freudig angenommen haben. Was für eine Wohltat. 😎Den Abend haben wir dann in einem netten Restaurant bei einem leckeren Essen mit dem Klassiker der kambodschanischen Khmer-Küche, „Amok“, ausklingen lassen. Amok besteht aus frischem Zitronengras, Kaffirlimetten-Blättern, Galangalwurzel, frische Kurkumawurzel, Knoblauchzehen, Limetten, frischen Chilis, asiatischen Schalotten, Fischsoße, Palmzucker, Kokoscreme und wird traditionell in einer Kokosschale oder Bananenblattkörbchen serviert. Rhonda hatte das typische Fisch-Amok und ich eine vegetarische Variante. Schon alleine der Duft ist herrlich, „full of flavors“ und das Essen war mega gut.

Was für ein phantastischer Tag in Angkor Wat. Ta Prohm war einfach nur sensationell. Wir sind schon sehr gespannt, welche tollen Tempel wir auf unserer 2-tägigen geführten Tour entdecken werden. So long und bis morgen. 😎