Hoi An – The Lantern city

Die historische alte Hafenstadt Hoi An liegt in Zentralvietnam an der Küste des südchinesischen Meeres und gehört zur Provinz Quang Nam. In der Stadt mit ihren 75.000 Einwohnern befand sich einst, aufgrund ihrer Lage an der Seidenstraße, der größte Hafen Südostasiens. Die malerische Altstadt zählt seit 1999 zum UNESCO Weltkulturerbe. Hier findet man Einflüsse verschiedenster Kulturen und wunderschöne alte Kolonialhäuser. Bunte Lampions an jeder Ecke schaffen eine einzigartige und romantische Atmosphäre. Hoi An blieb als einzige Altstadt im Vietnamkrieg unversehrt und gilt heute als die schönste Stadt Vietnams.

Am frühen Morgen haben wir das regnerische Phong Nha verlassen und uns mit einem Taxi für ca. 20 Euro die 45 Kilometer lange Strecke nach Dong Hoi bringen lassen. Der Bus wäre mit 3 Euro pro Person weitaus günstiger gewesen, ist aber fast eine halbe Stunde länger unterwegs und bei weitem nicht so bequem. Das man sich die Kosten teilen kann, ist schon ein wirklich großer Vorteil gegenüber dem Alleinreisen. 😊

Um 7:15 Uhr waren wir bereits am Bahnhof von Dong Hoi, wo Rhonda sofort Kontakt zu Einheimischen gefunden hat und sich lange mit einem alten Mann unterhalten hat. 😆 Ich gehe mal davon aus, dass er ihr seine Lebensgeschichte erzählt hat, da sie sehr lange geredet haben. Er sprach allerdings nur Vietnamesisch. 😆 Warum Rhonda so interessiert zugehört und viele Male genickt hat, kann ich allerdings nicht beantworten. 🤣Um 7.57 Uhr ist unser Zug pünktlich abgefahren. Diesmal hatten wir ein paar Tage im voraus gebucht und sogenannte Soft Seats bekommen. Für die über 5-stündige Fahrt nach Da Nang die bessere Wahl, dachten wir. Im Abteil saßen fast nur ausländische Touristen und es war komplett ausgebucht. Die Fenster lassen sich dort nicht öffnen, im Gegensatz zu denen der holzbestuhlten Abteile, die wenigstens einen Spalt aufgehen. Kurz nachdem wir losgefahren waren, huschten 2 kleine Kakerlaken über Rhondas Füße. 🙈 🤣 Ich war sehr froh darüber, dass ich keine Flip Flops an hatte. 😆 Die Fahrt führte über die alte Kaiserstadt Hue, die wir uns leider aus Zeitgründen nicht anschauen konnten, weiter über den Wolkenpass nach Da Nang. Der fast 500 Meter hohe Pass bildet die natürliche Grenze zwischen Nord- und Südvietnam und spielte auch im Vietnam Krieg eine strategisch wichtige Rolle. Er ist häufig in dichte Wolken gehüllt, bei klarem Wetter jedoch bietet sich ein traumhafter Ausblick über die vietnamesische Küste. Wir fanden den Pass und auch die Aussicht während der Zugfahrt eher unspektakulär. Die Fahrt von Hue nach Da Nang über den Wolkenpass wird jedoch überall als Highlight beschrieben und soll durch eine der reizvollsten Landschaften Vietnams führen. Vielleicht erlebt man das anders, wenn man die Strecke mit einem Motorrad oder mit dem Auto fährt.
Als wir in Da Nang ankamen, hat schon ein Taxi auf uns gewartet, das wir über unser Hotel reserviert hatten. Damit ging es in das ca. 30 Kilometer entfernte Hoi An. Da Nang selbst ist die drittgrößte Stadt Vietnams und versprüht einen eher nüchternen Charme. Was wir während der Fahrt vom Taxi aus sehen konnten, sah nicht besonders schön und einladend aus. Daher waren wir auch nicht besonders traurig, dass wir auch Da Nang aus Zeitgründen überspringen mussten.

In Hoi An hatten wir das Halo Family Homestay gebucht, das sich als die beste Unterkunft unserer Reise herausstellen sollte. Das Homestay war zwar ca. 20 Minuten zu Fuß von der Altstadt entfernt, dafür war es dort sehr ruhig und die Familie war unglaublich nett und freundlich. Das Zimmer war groß, total sauber und hatte zusätzlich noch einen schönen, kleinen Balkon.

Hoi An’s Altstadt ist mit ihren alten Kolonialhäusern und den vielen Lampions wirklich schön anzuschauen, wenn auch extrem touristisch. Es gibt hunderte Geschäfte, viele Souvenirläden, sehr viele Schneider und eine grosse Anzahl an Restaurants, Bars und Cafés. In den engen Gassen wimmelt es von Touristen, die sich innerhalb von 24 Stunden Anzüge, Jacken, Kleider, Hosen und Hemden maßschneidern lassen. Ganz besonders auffällig war die hohe Anzahl chinesischer Touristen, die nie alleine unterwegs sind, sondern immer in ganzen Scharen ankommen, was das ganze nicht besser macht. 😆

Ganz besonders schön ist Hoi An‘s Altstadt am Abend, wenn sich die ganze Stadt in ein Lichtermeer aus bunten Lampions verwandelt! Auf dem Fluss, der sich entlang der Altstadt zieht, kann man abends mit kleinen beleuchteten Booten entlangfahren oder kleine Lichter ins Wasser setzen. Eine wirkliche schöne Atmosphäre.Am ersten Tag sind wir am Nachmittag in die Altstadt gelaufen. Keine gute Idee. Rhonda war ziemlich fertig und ihre Blicke zu mir waren nicht von Freundlichkeit gekennzeichnet. 🤪 Hinzu kam, dass ich mich verlaufen habe, was Rhonda’s Laune nicht wirklich verbessert hat. 🙈 Irgendwann hatten wir die Altstadt jedoch erreicht, haben uns ein schönes Plätzchen gesucht, ein Bier getrunken und etwas gegessen. Damit war die Stimmung wieder in Ordnung. 😆 Diesmal gönnten wir uns einen leckeren Papaya Salat.Danach sind wir durch die Straßen gelaufen, haben ein paar Kleinigkeiten eingekauft und dem Treiben in den kleinen Gassen zugeschaut. Überall findet man bunte Lampions, ob in den Strassen, den Restaurants oder in den Shops. Rhonda hat gleich mehrere eingekauft. 😊 Nach unserer Shopping-Tour haben wir noch ein sehr leckeres Banh Mi gegessen und einen Herbal Tea probiert, der aus Tee, Limetten, Kaffirlimettenblätter, Ingwer, Zitronengras und weiteren Kräutern besteht. Extrem lecker und besonders. Das sollte man sich in Hoi An nicht entgehen lassen. Das Lokal heißt Mot und die Leute stehen Schlange für diesen Tee.Später mussten wir kaputt und müde den ganzen Weg wieder zurück zum Hotel laufen und haben uns geschworen, dass wir das nicht noch einmal machen. 😆 In Hoi An war es ziemlich heiß, bei knappen 30 Grad und einer ziemlich hohen Luftfeuchtigkeit.

Am nächsten Morgen haben wir uns Räder im Hotel ausgeliehen und sind in die Altstadt geradelt, was nicht wirklich besser klappte als zu Fuß. 🤪 Von überall her kommen Fahrräder, Mopeds, Autos und Fußgänger. Es gibt keinerlei Ordnung auf den Straßen. 🙈 Man fährt ganz rechts und es kommen einem links Gefährte entgegen und auf der eigenen rechten Spur auch nochmal Mopeds, denen man ausweichen muss. Ein wirkliches Abenteuer. Nachts wird das Ganze dann zu einem wahren Todeskommando. 🙈 Die Fahrräder haben keinerlei Licht und wenn man auf einer großen Straße links abbiegen muss, kann man nur hoffen, dass man gesehen wird. Ich habe permanent geklingelt, um auf mich aufmerksam zu machen, bin aber nicht sicher, ob das wirklich geholfen hat. 🙈🤪

Gefrühstückt haben wir dort richtig gut. Diesmal gab es sogar leckeren Kaffee. Ein echtes Wunder!Nach dem Frühstück ging es weiter zum Markt, der mit seinen Fleisch-, Fisch-, Gemüse-, Obst-, Kräuter- und weiteren undefinierbaren Gerüchen, für die Nase manchmal nicht zum Aushalten war. Hoi An selbst hat einen ganz unverwechselbaren, mystischen Duft. Fast alle Häuser und Geschäfte verwenden Räucherstäbchen oder Räucherholz, die nach Agarholz duften.
Der Agarbaum ist ein spezieller Baum. Sein Holz gehört zu den teuersten Hölzern der Welt (bis zu 250.000 Euro für 1 kg bestes Agarbaumholz). 😱 Das Agarbaumholz gilt als komplexester Duftstoff der Erde und hat unendlich viele Ausprägungen. Jeder Baum duftet anders, das heißt, jeder Baum ist ein Unikat. Auch das aus dem Holz gewonnene ätherische Öl gehört mit zu den teuersten der Welt. Das Öl soll meditationsfördernd wirken und auch eine halluzinogene Wirkung haben. Vielleicht habe ich mich deshalb in Hoi An so wohlgefühlt. 🤣

Danach sind wir durch die Strassen geschlendert und haben uns die vielen schönen Kolonialhäuser angeschaut. Einst war Hoi An ein bedeutender Hafen und Umschlagplatz an der Seidenstraße. Die reichen Händler aus Japan, China und Europa brachten sowohl Wohlstand als auch ihre Kulturen nach Hoi An. Noch heute erkennt man die vielen verschiedenen kulturellen Einflüsse in der Architektur der Häuser und in anderen Bauwerken.
Das Wahrzeichen der Stadt ist die Japanische Brücke. Sie ist rund 18 Meter lang und überdacht. Sie wurde 1763 als Tempelbrücke konstruiert und verband früher das japanische mit dem chinesischen Viertel.Nachdem der Hafen vor einigen Jahrhunderten bereits versandete, verlor die Stadt an Bedeutung. Die Stadt wurde zwar in den folgenden Indochina- und Vietnam-Kriegen von Zerstörungen verschont, es fehlten jedoch Mittel für eine Restaurierung und Sanierung der Altstadt.
Nachdem vor wenigen Jahren die ersten Touristen den speziellen Charme von Hoi An für sich entdeckten, boomt die kleine Stadt nahezu. Um sich die Sehenswürdigkeiten anzuschauen, muss man ein sogenanntes „Hoi An Ancient Town Ticket“ erwerben. Das Ticket kostet 120.000 Dong (ca. 4,65 Euro) und berechtigt für den Eintritt von 5 Sehenswürdigkeiten. Wer jedoch einfach so durch die Altstadt laufen möchte, benötigt kein Ticket. Die Einnahmen aus dem Ticket fließen in die Restaurierung und Sanierung der alten Gebäude. Besonders spannend und typisch für Hoi Ans Architektur sind die sogenannten Tunnelhäuser. Sie können bis zu 60 Meter lang sein. Vorne befinden sich Geschäfte oder Werkstätten und weiter hinten das eigentliche Wohnhaus. Es ist wirklich verrückt, wie weit man in so einem Haus nach hinten laufen kann. Es scheint kein Ende zu nehmen. 😆 Die Häuser werden über Generationen weitervererbt und sind für die Familien ein ganz besonderer Schatz.Die Preise in Hoi An sind etwas teurer als in den anderen Städten Vietnams, man kann aber immer noch sehr günstig und lecker essen. In unserem Fall ein leckeres Tofu Curry mit Reis. 😋Die Fahrt am Abend zurück ins Hotel mit den Rädern war unsere letzte Fahrt bei Dunkelheit. 🙈 Wir waren super froh, dass wir es unbeschadet ins Hotel zurück geschafft hatten. Unbeleuchtet durch diesen Verkehr zu radeln ist die pure Hölle. 😆

Für den nächsten Tag hatten wir uns ein Busticket nach My Son reserviert, einer alten Tempelstadt aus der Cham Kultur. Ab dem 2. oder 3. Jahrhundert entstand an der Küste Vietnams die Cham-Kultur, die stark von der indischen Kultur beeinflusst war, was sich insbesondere in der Übernahme hinduistischer Glaubenvorstellungen (Verehrung des Hindu-Gottes Shiva) und in der Kunst ausdrückte. Aus Champa, dem Reich der Cham, sind in My Son mehr als 70 Tempel erhalten geblieben. Die Tempelstadt war im Laufe der Jahrhunderte in Vergessenheit geraten und verfiel. Erst durch die französische Kolonialherrschaft wurde sie wiederentdeckt und ausgegraben. Leider wurden fast alle Ruinen Opfer des Vietnamkrieges und die Tempelstadt wurde fast vollständig durch die amerikanische Bombardierung zerstört. Es ist nur noch wenig übrig geblieben, dafür sieht man jede Menge Bombenkrater und Einschusslöcher. 😡 Die Wiederaufbauarbeiten, die auch durch internationale Experten unterstützt werden, gestalten sich außerordentlich schwierig, da die fugenlose Bauweise der Cham bisher nicht reproduzierbar ist.
Eigentlich hatten wir nur das Busticket reserviert und die Besichtigung sollte ohne Guide stattfinden, doch im Bus stellte sich heraus, dass uns ein Führer begleitet. Der Vietnamese war genial. Er war ziemlich überzeugt von sich und seinem „excelent English“ 😆 und wiederholte alle gesprochenen Sätze. Sagenhaft! Wir haben viel gelacht, aber es war tatsächlich auch informativ, wenngleich manchmal ein wenig langatmig, wenn man jeden Satz doppelt hört. 🤣Nachdem wir die 50 Kilometer wieder zurück nach Hoi An gefahren waren, beschlossen wir, den Rest des Nachmittags am Strand von An Bang zu verbringen und radelten bei großer Hitze ca. 25 Minuten mit Fahrrad-Gurken durch eine Bilderbuch-Landschaft mit Reisfeldern und Wasserbüffel. Die Pedalen an meinem Rad waren völlig schief und bei jedem Treten erzeugten sie ein mega lautes, quietschendes Schleifgeräusch. 🙈😆An Bang ist der schönste Strand in Hoi An. Leider kamen wir relativ spät an, so dass wir kaum noch Sonne hatten. Wir verbrachten daher nur noch ein Stündchen im Meer, kühlten uns ab und radelten im Sonnenuntergang zurück zum Hotel.Am nächsten Tag stand am Abend unser Weiterflug nach Siem Reap, Kambodscha an. Wir hatten daher noch einen guten halben Tag Zeit in Hoi An, den wir zuerst im Pottery Village verbrachten, wo Rhonda sich am Töpfern ausprobierte. Gar nicht so einfach, wenn da was Anständiges bei rauskommen soll. 😆 Aber es sah schon ziemlich professionell aus. 👍Danach war natürlich noch vietnamesisches Essen angesagt, unser letztes, bevor es nur noch Khmer Essen in Kambodscha gab. 😆 Daher haben wir uns nochmal etwas richtig Gutes gegönnt und waren im Restaurant Nu Eatery, dass ein echter Geheim-Tipp ist. Das Essen war das Beste in ganz Vietnam. Als Vorspeise hatten wir Fresh Rolls mit jicama, tofu, young coconut und toasted peanut. Super! Dazu einen Salat Poached beets mit Sapa jujube, balsamic, vine spinach und dragon fruit. Phantastisch, eine echte Geschmacksexplosion!Als Hauptspeise hatte ich Vegeterian Rice bestellt mit charred eggplant, braised tofu, chayote und mushroom und Rhonda ein Banh Mi mit pulled pork und caramelized onion. Mega gut!Zum Nachtisch gab es noch Homemade Icecream, Lemongrass und Chili! Unfassbar gut! Ein wahres Festessen! 😊😋Das Städtchen Hoi An hat uns total gut gefallen. Es geht viel gemächlicher und ruhiger zu, als in anderen Städten in Vietnam. Hunde schlafen in Blumenkübeln 😆 und die Welt ist in Ordnung. Die Altstadt kann sich jedoch an manchen Tagen und Abenden dermaßen füllen, dass man kaum etwas von der eigentlichen Schönheit Hoi Ans mitbekommt. Durch die hunderten Souvenirläden, Cafés und Restaurants, die komplett auf den Tourismus ausgelegt sind, sucht man echtes vietnamesisches Leben vergeblich. Hoi An heißt auf Deutsch übrigens „ruhige Gemeinschaft oder friedvolle Versammlung“. Ruhig wird es nur außerhalb der Altstadt. Und während einer Fahrt mit dem Rad durch die Reisfelder sieht man auch noch authentisches vietnamesisches Leben.

Jetzt geht es für uns aber weiter in Richtung Siem Reap, Kambodscha. Das nächste Highlight „Angkor Wat“ steht an! 😎