Die Marble Caves oder Capillas de Mármol sind eines der spektakulärsten und einzigartigsten Naturschauspiele der Welt. In Jahrtausenden wurden sie von Wellen und Wind geformt, die bizarre Formen und surreale Muster hinterlassen haben. Die Höhlen liegen mitten im Lago General Carrera an der Grenze zu Argentinien. Die Lichtreflexionen des türkisfarbenen Wassers färben die Höhle in unglaubliche Farben. Wer die Marble Caves an einem sonnigen Tag besucht, hat besonderes Glück. Denn dann zeigen sie sich in ihrer ganzen Pracht und man kommt aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Man kann nicht mal wirklich fassen, dass es so etwas auf der Welt tatsächlich gibt.
Am Tag meiner Abreise von Puerto Montt war ich bereits um 6:30 Uhr am Flughafen. Die Abgabe des mittlerweile noch dreckigeren Drecks-Nissan 🤣 ging sehr schnell über die Bühne. Der Flug startete wie geplant um 8:45 Uhr, so dass ich um 10:00 Uhr pünktlich in Balmaceda gelandet bin. Dort haben schon die Taxifahrer und Colectivos gewartet, die die Leute nach Coyhaique bringen. Die Landschaft während der 50-minütigen Fahrt war atemberaubend schön. Hügelige Landschaften, saftige Wiesen, Tannenwälder und schneebedeckte Berge. Als wir am Busbahnhof ankamen, habe ich mich auf die Suche nach dem Haus von Hayley gemacht. Bei ihr hatte ich ein Zimmer über Airbnb gebucht. Die Unterkunft war nicht besonders schön, eine Art umgebaute Gartenhütte, sehr basic. Und dafür habe ich 33 Euro die Nacht gezahlt. Echt verrückt mit den Preisen. Es war jedoch die günstigste Unterkunft, die ich finden konnte, abgesehen von einem gemischten 6-Mann Dorm in einem abgeranzten Hostel. 🤣 Aber es war wenigstens sauber, wenn man die mittelgroße Spinne im Duschvorhang mal außen vorlässt. 🙈 Aber Coyhaique, die Hauptstadt der Región Aysén, hat mich wirklich überrascht. Ein ziemlich schönes, kleines und beschauliches Städtchen, das auch noch ein vegetarisches Restaurant aufweisen konnte. Das gibt‘s doch nicht! 😉 Und das Essen war richtig gut, die Preise natürlich entsprechend, wie in ganz Chile und besonders in Patagonien.
Ich habe mir zuerst die Stadt angeschaut und war danach in einigen Outdoor Geschäften, die fast alle bekannten Marken anbieten, die es bei uns auch zu kaufen gibt. Hier sind sie jedoch aufgrund der krassen Preise absolut unbezahlbar. Da ist man bei einer Jacke von Patagonia gleich bei 500 Euro. Sehr witzig, da friere ich lieber. 🤣 Danach war ich im Basilic Bistrot essen. Das kleine vegetarische Restaurant ist hübsch eingerichtet und hat sehr gutes, leckeres Essen. Ich habe das Menü des Tages bestellt. Es bestand aus einem Salat mit Mozzarella, Champignons und Blaubeeren. Danach gab es als Hauptgericht mit Parmesan überbackene Aubergine mit Nudeln. Das Dessert war eine Mischung aus Mango und Milchreis mit Kokos. Super lecker! Dazu ein Pilchero, ein Cerveza Artesanal und Sabine war zufrieden. 😊
Am nächsten Morgen habe ich in meinem Zimmer einen Kurzschluss verursacht, weil ich den Wasserkocher (es gab dort Tee und Kaffee) und das elektrische Heizgerät auf einmal angeschaltet habe. 🙈 Es war noch dunkel und ich wollte dann duschen, weil ich um 7:00 Uhr abgeholt wurde. Es gab zwar eine „Regel des Hauses“ an der Wand im Zimmer, aber da wurde nur darauf hingewiesen, dass man nicht beide Heizgeräte auf einmal anschalten darf. Super! Ich habe trotzdem geduscht, gehofft, dass die Spinne solo war 🤣 und mich halb im Dunkeln angezogen. 🤣
Alle Touren zu den Marble Caves starten von Coyhaique aus. Ich hatte bei der Agentur Patagoniamarmoltours gebucht, die sehr gute Bewertungen erhalten hatte. Wir waren insgesamt nur zu sechst, zwei ältere, sehr nette Frauen aus Chile, eine Australierin, ein Franzose, ein Spanier und ich. Anfangs fuhren wir mit dem Minibus auf asphaltierten Straßen, die jedoch schnell in Schotterpisten übergingen. Die Strecke ist insgesamt knapp 200 km lang und man benötigt aufgrund der schlechten Straßen zwischen fünf und sechs Stunden.
Die Straßen sind teilweise in einem katastrophalen Zustand. Von Schlaglöchern, Wellen, Steinen, Dreck und Schlammlöchern ist alles vertreten. Unserem Guide und Busfahrer war das völlig schnuppe. Er ist gefahren, als sei er auf einer supermodernen Autobahn unterwegs. Es hat teilweise krasse Schläge getan, die Steine sind links und rechts weggespritzt oder gegen den Unterboden des Autos gekracht. Ich habe ganz hinten gesessen und bin ein paar mal von meinem Sitz hoch in die Luft katapultiert worden, weil wir in einem Riesen Tempo über irgendwelche Bodenerhebungen gebrettert sind. Die haben echt Nerven. 🤣
Auf der Fahrt haben wir mehrfach angehalten, um uns die unglaubliche Bergwelt und die Natur rundherum anzuschauen. Einfach nur atemberaubend schön. Es sah aus wie gemalt.Der Mirador Cuesta del Diablo war ganz besonders spektakulär. Gegen 13 Uhr sind wir in Puerto Río Tranquilo angekommen, wo die Boote zu den Marble Caves starten. Der Lago General Carrera selbst ist schon eine Augenweide. Der Gletschersee ist der größte See Chiles und gehört mit 586 Metern Tiefe zu den 10 tiefsten Seen der Welt. Das Wasser hat eine Temperatur von ca. 6 Grad. Eisig kalt. Wir hatten extremes Glück mit dem Wetter. Normalerweise sind die Temperaturen rund um den See ziemlich kühl und schon fast polar. Wir waren bei strahlendem Sonnenschein und Temperaturen um die 17 Grad unterwegs. Besser hätte es gar nicht sein können.
Um 13:30 Uhr sind wir mit dem Boot losgefahren. Wir hatten einen super netten Guide, der uns alles erklärt hat. Zuerst fuhren wir die Höhlen an. Ich war vom ersten Moment an total fasziniert. Die Höhlen wurden in 6.200 Jahren durch Wellen des Sees geformt. Der ganze Steinkomplex besteht komplett aus Marmor. Es gibt ein Netzwerk aus Höhlen, Tunneln und Säulen. In einige Höhlen kann man sogar mit dem Boot hineinfahren. Extrem cool! Wir waren alle schon sehr beeindruckt, bis uns der Guide erklärte, dass wir bislang nur die Höhlen gesehen haben und dass das eigentlich Spektakuläre der Capillas de Mármol die Marmorkapelle und die Marmorkathedrale sind. Ich konnte mir kaum vorstellen, dass es noch eine Steigerung geben sollte.
Aber die gab es. Die Kapelle und die Kathedrale zählen zu dem Schönsten, was ich jemals gesehen habe. Die Farben der Felsen, die durch das Wasser reflektiert werden, sind einfach nur sensationell. Türkis, Blau, Grün, Gelb, Grau, Lila, ein absolut faszinierendes Farbenspiel. Das Wasser ist kristallklar und man kann die Steinformationen sogar unter Wasser sehen. Phantastisch!Es ist mit Worten kaum zu beschreiben, man muss es gesehen haben. Und kein Foto wird den echten Farben gerecht. Die Fahrt dauert insgesamt 1 1/2 Stunden. Wir waren das einzige Boot auf dem Lago General Carrera. Auch das fand ich sensationell. In der Hochsaison sieht das ganz anders aus. Trotzdem sind die Höhlen noch nicht komplett überlaufen.Der beschwerliche Weg und die isolierte Lage retten sie wahrscheinlich vor einem Mega-Ansturm.Die meisten, mit denen ich gesprochen hatte, auch Einheimische, kennen die Marble Caves nicht. Sie haben noch nicht einmal von ihnen gehört. Die Höhlen haben meine Erwartungen mehr als übertroffen und waren weitaus spektakulärer als angenommen. Die Capillas de Mármol sind nicht einfach zu erreichen. Aber all die Mühen mit Flug, Bus, Minibus und 5-stündiger Anfahrt über Schotterpisten sind vergessen, wenn man diese magischen Farben und Formen sieht. Ein absolutes Highlight meiner Reise.
Wie ich schon erwähnte: nehm ich dir nicht ab. Voll im Photo-Shop nachbearbeitet 😉