Delhi Kulturschock oder Lügen haben lange Beine

Ich bin angekommen…Oh My God! Das Bollywood Abenteuer hat begonnen.
6 Wochen Praktikum bei der Tibetan Women’s Association in Dharamsala, Indien.
Ich hatte viel gelesen über Indien, aber vorbereitet? Nee! Indien haut einen um. Es ist schmutzig, es stinkt, es ist chaotisch, es ist laut, man muss sich mit Hygieneproblemen auseinandersetzen, Stromausfällen, der India-Flexible-Time und kann von Glück sagen, wenn man nicht krank wird. Incredible India oder I’ll Never Do It Again?

Ich hatte einen tollen Platz im Flieger, direkt am Notausgang, Beinfreiheit pur, keine Sitze vor mir. Wow! Und das alles wegen der Frau am Schalter mit ihrem strahlenden Lächeln…”Sie fliegen weiter nach Kathmandu? Stimmt’s? Das sehe ich am Gesicht, die sehen alle so aus. Stimmt’s? Oh Gott, ich konnte nicht anders…ja, ja…ich fliege weiter nach Kathmandu…äh nein, ich reise mit dem Bus weiter. Siehst du, hat sie zur Kollegin gesagt, ich wusste es, sie sehen alle so aus, ich kann das am Gesicht erkennen. Hhhmm, ooookay! Diese kleine Unwahrheit bescherte mir den besten Platz im Flieger für die Strecke von 6.127 km und 8.30 Stunden von Frankfurt aus. Durchaus empfehlenswert so eine Mini-Lüge. 😂

Ich war so froh, als ich meinen Rucksack losgeworden bin, das Sch..Teil ist so schwer, was hab ich da nur eingepackt.

Sauber war das Flugzeug, nur die Stewardessen waren ein wenig komisch. Sie haben nicht einmal gelacht. Können Inder lachen? Sie waren traditionell gekleidet, in Sari, mit Sari oder heißt es auf Sari? Die schönste Begegnung gab es mit einer Deutschen die in den Flieger kam, an meinem Platz vorbei lief und meinte, “Das ist aber ein schöner Platz”. Ulla? Ich so “häh”, sie fragte, “bist du Ulla” und ich so “Nein”, dann sie wieder “Entschuldigung” – und ich “keine Ursache”. Loriot läßt grüßen. 😂

Nach dem Erreichen der Flughöhe gab es die ersten Bewährungsproben. Ich habe kein Wort der Stewardessen verstanden. Ist das Englisch? Mein Mund und meine Lippen brannten wie Feuer – Ursache = Potato Sticks, crunchy and spicy, SPIIIIICY! aaaaaaaah Es gab nur Diet Pepsi und die Stewardess fragte mich etwas, dass ich nicht verstanden habe (gualti?? guabiii? guanji?) kennt das jemand? Auf meinen Haaren lag ein ganz komischer Film, ich nehme an, das war das Desinfektionsspray dass der Steward im ganzen Flugzeug versprüht hat, quasi dekontaminiert. Großartig!

Dann kam die Stewardess wieder, “Vegetarian or Vegetarian? Ich hab mal Vegetarian gesagt. Und dann haben wir gegessen. Mein Mund glich einer brennenden Hölle, es gab Reis mit Gemüse und Tofu und Linsen, sauuuuuscharf, nice, cool, mir ging es gut, und dann dachte ich ein Geräusch zu hören, ich war mir nur nicht sicher, ob es von meinem Magen oder vom Darm kam, bis die Stewardess noch einmal an den Platz kam und nach “Water? some Water” fragte? YES PLEASE!

Nach dem Essen habe ich versucht zu schlafen, das war so gut wie unmöglich, so gut der Sitz auch war, es ging nicht. Die Stunden sind quälend langsam verstrichen, bis wir dann irgendwann gelandet sind, die Stewardessen uns mit einem genuschelten “Bye” verabschiedet haben und wir durch den Zoll mussten. Das ging alles ganz gut, Panjab hat mich abgeholt, der Fahrer, den Charlotte organisiert hatte und in deren Bed & Breakfast ich die ersten beiden Tage in Indien übernachtet habe. Charlottes BnB liegt im Bezirk New Rajinder Nagar, sehr zentral gelegen und sicher, wenn man das in Indien überhaupt sagen kann.
Panjabs Englisch war begrenzt, würde ich sagen, wir haben nicht viel gesprochen im Auto. Der Verkehr ist abartig und völlig craaaaaaaaaazy. Es gibt Fahrspuren, nur benutzt sie keiner, sie machen aus zwei Fahrspuren vier. ich habe mich nur gewundert, warum die alle ihre Seitenspiegel noch haben, unfassbar. Sie blinken nicht, sie fahren einfach und hupen. Es wird permanent gehupt, schöne Geräuschkulisse. Es sind unglaublich viele Motorräder unterwegs, Mofas, Rikschas, Fußgänger, und was weiß ich noch. Kühe habe ich noch keine gesehen, Elefanten auch nicht. Die Frauen sitzen hinten seitwärts auf den Mofas, im Frauensitz, ich lache mich kaputt, wo sind die denn stehen geblieben?  Panjab holt mich gleich ab und dann fahren wir nach Delhi rein, das Indien Abenteuer hat begonnen.

Was fällt sofort auf? Delhi ist laut, chaotisch, dreckig, der Unterschied zwischen Arm und Reich dramatisch. Auf der einen Seite sieht man bitter arme Menschen ohne Hab und Gut, die am Straßenrand hocken und vor sich hinstarren, auf der anderen Seite riesengroße Shopping Center, noble Restaurants und groß angelegte, saubere Parks, die für Obdachlose verboten sind. Auf den Straßen wird es nicht ruhig, die Menschenmassen sind unüberschaubar, hier ein Verkaufsstand, staubige Autos, klingelnde Rikschas, halbnackte Bettler und zerlumpte Kinder.Delhi - StreetDelhi - StreetZuerst waren wir am imposanten India Gate, eine der Standardsehenswürdigkeiten des kolonialen Delhi. Das Memorial ist ein großer Triumphbogen, welcher an die Soldaten aus Britisch-Indien erinnert, die im Ersten Weltkrieg ihr Leben ließen. Mehr als 90.000 Namen sind hier eingraviert.Delhi - India GateDanach haben wir uns das prachtvolle Humayun-Mausoleum angeschaut. Es ist der Grabbau von Nasiruddin Muhammad Humayun (1508–1556), dem nach Babur zweiten Herrscher des Großmogulreiches von Indien. Er regierte 1530–1540 und 1555–1556. Das Mausoleum gehört aufgrund seiner Größe und seiner eleganten Architektur im persischen Stil zu den prächtigsten historischen Bauwerken in Delhi bzw. auf dem ganzen Subkontinent. Es befindet im Stadtviertel Nizamuddin-Ost, an der Kreuzung Lodi Road und Mathura Road.Delhi - Humayun-MausoleumWeiter ging die Fahrt zum nächsten monumentalen Prachtbau. Das Safdarjung-Mausoleum ist das Grabmal für den in Persien geborenen und im Jahr 1722 nach Indien emigrierten Mirza Muqim Abul Mansur Khan (1708–1754). Das Mausoleum wird oft als „letztes Aufleuchten der Mogularchitektur“ bewertet. Nachfolgende Herrscher oder hohe Staatsbeamte waren nicht mehr in der Lage, sich ein derartig aufwendiges Grabmal zu leisten. Mehr und mehr übernahmen die Briten die Kontrolle über die Machthaber Indiens und verleibten sich nach und nach das zerfallende Mogulreich ein.Delhi - Safdarjung-MausoleumNach dem vielen Sightseeing war es Zeit zu Essen. Das ist in Delhi nicht so einfach, wenn man nicht auf der Straße essen möchte, aber auch kein Nobel-Restaurant aufsuchen möchte oder eine Fastfoodkette. Gut, dass ich Panjab dabei hatte. Er hat mir ein Restaurant empfohlen, in dem wir dann zusammen gegessen haben. Er wäre nicht mitgekommen, aber ich habe darauf bestanden.

Am Nachmittag waren wir noch im Dilli Haat, einem lebendigen Markt, auf dem jede Menge Kunsthandwerk verkauft wird, von Schmuck über Saristoffe, Schuhe, Kleidung, Kissenbezüge, duftende Sandelholzschnitzereien, Messingwaren, Möbel und Taschen. Ein buntes Treiben. Essensstände gibt es dort auch jede Menge und Toiletten, was in Indien nicht selbstverständlich ist. Delhi - Dilli HaatDelhi - StreetNach dem Markt dachte Panjab wohl, ich sei in Einkaufslaune, dabei hatte ich gar nichts gekauft und schleppte mich von einem Stoffhändler zum nächsten, bis ich ihm klar machen konnte, dass ich da nicht hin wollte und ich kein handgefertigtes Bollywood Kleid benötige. Das ist nicht so einfach mit der Verständigung in Indien. 😂

Ich bin schon auf Morgen gespannt, da bin ich alleine unterwegs.