Die Osterinsel verdankt ihren Namen der Tatsache, dass sie im Jahr 1722 an einem Ostersonntag von dem niederländischen Seefahrer Jakob Roggeveen entdeckt wurde. Die Besiedlung der Insel gibt bis heute Rätsel auf. Es gibt mehrere Legenden dazu. Die eine besagt, dass die Insel von König Hotu Matua und seinen Gefolgsleuten besiedelt wurde. Die andere Legende berichtet von zwei rivalisierenden Stämmen auf der Pazifikinsel, den Kurzohren und den Langohren, die Ende des 17. Jahrhunderts in einen Krieg gerieten, welcher das Ende der hochstehenden Zivilisation auf der Insel bedeutete. Die Auseinandersetzung der beiden Stämme und der Vogelmannkult ist Thema des Films „Rapa Nui“ von Kevin Costner. Es ist der einzige Film, der jemals über die Zivilisation der Osterinsel gedreht wurde. Mündliche Überlieferungen variieren stark und auch die Wissenschaftler haben unterschiedliche Ansichten. Thor Heyerdahl ging von einer Besiedlung von Peru aus, andere glauben an eine Monobesiedlung oder Mehrfachbesiedlung aus Polynesien. Endgültig geklärt ist es bis heute nicht.
7. Tag
Nach dem Frühstück hat mich Joy daran erinnert, dass heute eine polynesische Messe in der Kirche stattfindet. Es wäre sehr sehenswert. Soll ich da wirklich hingehen? Eine Kirche? Von innen? Nun ja, ich habe gedacht, es ist vielleicht wirklich interessant und komplett anders, daher bin ich losgezogen. Ich war sehr spät, die Kirche war schon brechend voll mit Einheimischen und Touristen. Ich habe gerade noch so einen Platz bekommen. Von außen sieht die Kirche echt cool aus, aber von innen wie jede andere Kirche auch. Es gibt Bänke, einen Holzjesus, Klingelbeutel und einen Pfarrer. Dieser hat allerdings Federschmuck auf dem Kopf. 🤣 Und es ist bei weitem nicht so formell wie bei uns. Die Leute sind lässig gekleidet und es gibt eine Gruppe, die Lieder auf Rapa Nui spielt. Der Pfarrer spricht in beiden Sprachen. Das Hauptthema war das Miteinander, das Zusammenstehen und die Hilfe füreinander. Immer wieder musste man aufstehen. Nach einer Stunde haben die Leute eine lange Schlange gebildet, um ihren Segen, Oblaten oder was weiß ich zu bekommen. Diesen Moment habe ich genutzt, um leise zu verschwinden. Ich war das letzte Mal in einer Kirche. Habe ich das schon mal gesagt? 🤣
Für den Tag hatte ich mir vorgenommen, auf den Terevaka zu wandern, den höchsten Vulkan der Insel. Als ich an der Rangerstation des Nationalparks ankam, hat die nette Frau mir davon abgeraten. Es sei heute kein guter Tag, neblig, man würde dort oben nichts sehen und außerdem wird es regnen. Aha! Da ich in der Nähe war, habe ich beschlossen, mir die Höhle Ana Kakenga noch einmal anzuschauen, die hatte mich fasziniert. Als ich ca. eine Stunde vom Auto entfernt war, hat es heftig angefangen zu regnen. Ich hatte keine Jacke dabei und war nach Minuten klatschnass 🙈 Dazu ging ein krasser Wind und es war super kalt. Prima! Es gab nichts zum Unterstellen. 🙈 In der Höhle war es dann für einen Moment trocken. Aber ich konnte ja nicht ewig dort drinnen bleiben. 🤣Daher habe ich beschlossen, zurückzulaufen. Es war super ätzend. Ich habe extrem gefroren und ständig versucht, mein iPhone mit der Hand zu schützen, damit es nicht nass wird. Wie ein begossener Pudel kam ich am Auto an und habe mir eine Jacke übergezogen.Meine Schuhe waren voller Dreck und trieften. Von den Socken will ich gar nicht reden. Die musste ich später sogar entsorgen. 🤣 Aber so ist das Wetter auf der Insel, Sonne, Wind, Regen. Alles an einem Tag, unberechenbar. 😱8. Tag
Heute Abend muss ich den Jeep abgeben. Daher wollte ich noch einmal zum Ahu Tongariki fahren. Es war die letzte Chance, die 15 Moais noch einmal zu sehen. Davor habe ich noch Mails gecheckt und dabei den alten Rapa Nui vom Fest getroffen. Alt, nun ja, er ist 62 🤣 gerade mal 9 Jahre älter als ich. Auf der Insel, hat er mir erzählt, leben noch ca. 2.000 Rapa Nui, der Rest sind Chilenen. Es gibt nur eine Schule, die den Kindern noch die Sprache Rapa Nui beibringt und Tänze und Geschichten der Vorfahren lehrt. Viele Geschichten werden mithilfe des Fadenspiels Kai Kai weiter erzählt. Es gibt über 81 verschiedene Figuren mit entsprechenden Liedern und Texten. Auch dieses Fadenspiel und die Geschichten werden in der Schule gelehrt. Die Tochter von Joy und ihre Freundinnen haben es mir an einem Abend vorgeführt. Sehr cool.Mein „alter“ Rapa Nui 🤣 hat viel über die Chilenen geschimpft, über die Regierung, die ihnen alles wegnehmen wollen und die Kultur zerstören möchten. Über die Chilenen, die hierher kommen, weil sie hier arbeiten und bleiben wollen. Ein Hauskauf ist jedoch nicht mehr möglich, das verhindert mittlerweile ein Gesetz. Er hat wieder über den Plastikmüll gesprochen, der die Meere kaputt macht und über die Klimaveränderungen, an denen die westliche Welt Schuld ist. Er hatte nur noch wenige Zähne im Mund, oben sogar nur noch einen und lief barfuß mit einem Gräserschmuck im Haar. Interessanter Mann. Danach habe ich mir ein gutes Essen am Hafen (mit kleinen Tieren) gegönnt. Ich wollte diese Tiefkühl-Pizza nicht noch einmal essen. Zum Nachtisch gab es ein Poe Eis. 😊Das habe ich in den letzten drei Tagen gegessen, weil es so lecker ist, bis ich mal ausgerechnet hatte, was eine Kugel kostet. 3,20 Euro 🤪🙈 OMG! Ich habe mir die (letzte) Kugel gegeben. 🤣 Teurer als Häagen Dazs und das boykottiere ich schon wegen des Preises. 🤣
Danach habe ich eine lange Zeit den Schildkröten am Hafen zugeschaut. Rapa Nui ist eine Oase für Meeresschildkröten. Mit etwas Glück kann man hier die „Green Turtles“ und die „Hawksbill Turtles“ sehen. Die Meeresschildkröten schwimmen im Laufe ihres Lebens tausende von Kilometer.Auf der Osterinsel finden sie Schutz und Essen. Am Hafen kommen sie bis an das Ufer, weil es hier Seetang in rauen Mengen gibt. Phantastische Tiere!
Dann musste ich das Auto abgeben und bin ca. 25 Minuten zu Fuß zurück zum Haus gelaufen. Es war ein schöner, sonniger Abend und das Laufen hat richtig Spaß gemacht.9. Tag
Meine Joggingschuhe sind tot. Ich habe sie nach dem heftigen Regen zum Trocknen in die Sonne gestellt. Gestern Abend habe ich vergessen, sie reinzuholen und in der Nacht hat es extrem geschüttet. Sie standen heute Morgen im Gras wie zwei vollgelaufene Schiffe! 🤣 Sie sind gestorben, glaube ich. Mist! Jetzt muss ich in Chile neue kaufen. Hier ist alles 3 x so teuer als in Peru oder Bolivien. Aber mit einem Paar Schuhe wird es eng. Mal sehen. Dem Wetterbericht zufolge soll es heute und morgen den ganzen Tag regnen. Großartig. 🤣
Ich bin trotzdem gegen 10:00 Uhr Richtung Hanga Roa aufgebrochen. Es hat nur leicht genieselt. Während der fast 30 Minuten dauernden Wanderung hat es natürlich stärker angefangen zu regnen. Wo ich konnte, habe ich mich untergestellt und mir im erstbesten Laden, den ich gefunden habe, ein Regencape gekauft. So ein Billigding, mit dem man aussieht, als hätte man eine Plastiktüte umhängen. 🤣 In Key West habe ich für so ein Teil 1 Dollar bezahlt, hier hat es fast 5 Euro gekostet. Krass! Aber vielleicht kann ich das Cape noch gebrauchen. Es ist bestimmt nicht verkehrt, so etwas im Rucksack zu haben. Außerdem wiegt es so gut wie nichts.
Danach habe ich ein paar Postkarten geschrieben und bin in das Museum gelaufen, natürlich das einzige auf der Insel. 🤣 Es ist klein, aber sehr interessant und informativ. Der Eintritt ist umsonst. Das war schon im Museum in Santiago der Fall. Die Geschichte der Rapa Nui ist eine traurige. Nachdem sie jahrelang dachten, sie seien die einzigen Bewohner der Erde, der Nabel der Welt sozusagen, verirrten sich niederländische Seefahrer auf die Insel. In den folgenden Jahren gab es immer wieder Überfälle von angeblich zivilisierten Europäern. Die Rapa Nui wurden entführt und als Sklaven verkauft. Zusätzlich fielen sie Krankheiten zum Opfer, die von den Europäern eingeschleppt wurden. Im Jahr 1870 gab es nur noch 200 Rapa Nui. Im Jahr 1888 wurde die Insel von Chile annektiert. Sie verpachteten die Grundstücke an Schafzüchter. Die wenigen Überlebenden wurden von den „neuen Herren“ als Sklaven gehalten. Bis zum Jahr 1967 herrschte auf Rapa Nui das chilenische Kriegsrecht. Obwohl sie chilenische Staatsbürger sind, hatten die Rapa Nui kein Anrecht auf einen chilenischen Pass und durften die Osterinsel nicht verlassen. Sie durften sich nur in einem umzäunten Gebiet um Hanga Roa aufhalten, den Rest der Insel durften sie nur mit einer Erlaubnis des Gouverneurs betreten. Erst 1966 erhielten die Rapa Nui die gleichen Rechte wie die Chilenen des Festlands. Wirklich eine krasse Geschichte. Und was die Europäer damals alles angestellt haben, noch krasser!
Eine besondere Hinterlassenschaft der alten Hochkultur ist die Rongorongo Schrift, die bis heute nicht entziffert wurde. Sie besteht aus 120 verschiedenen Figuren, die sich aus Motiven des Vogelmann-Kultes ableiten. Sie wurden von den Rapa Nui mit Haifischzähnen in Holzstücke geritzt. Sie nannten sie „sprechende Hölzer“, Kohau rongorongo.Nachdem ich aus dem Museum kam, war es mittlerweile total sonnig und ich konnte das Regencape einpacken. Eine schöne Zeit, um noch einmal durch die Straßen von Hanga Roa zu schlendern. Das Leben in der kleinen Stadt ist sehr entspannt und relaxt. Vielleicht hängt das auch damit zusammen, dass fast jeder sein eigenes Gras anpflanzt, also nicht das grüne Wiesengras. 🤣 Das scheint sich auch auf die Tiere zu übertragen. Die Hunde wirken weniger aggressiv.Und auch den Kühen scheint es sehr gut zu gehen. Kleine, feine Euter, zufriedene Gesichter. 🤣 Die Insel hat eine Magie, der man sich nur schwer entziehen kann. Ich war von Anfang an verzaubert. Tiefenentspannt lief ich zum Meer, um den Surfern am Abend beim Wellenreiten zuzuschauen. Dabei kam mir die Idee, doch eine schöne, bleibende Erinnerung aus Rapa Nui mitzunehmen, ein polynesisches Tattoo! 😎 Auf dem Nachhauseweg habe ich auf meiner Bank auf dem Wifi-Platz gleich gegoogelt und danach das Studio aufgesucht. Dort habe ich mich kurz beraten lassen und einen Termin für den letzten Tag vereinbart. Echt jetzt? Und wenn die das nicht können? Wenn er mich nicht versteht oder ich ihn nicht? Wenn es dort keine sterilen Nadeln gibt? Wenn, Wenn, Wenn! Ich habe dann mal die typisch deutschen und hofschen Wenn‘s und Aber‘s auf den Mond geschossen und mich auf den Termin gefreut! 😎10. Tag
Ich habe meine Joggingschuhe reanimiert. 🤣 Nachdem sie einen Tag in der Sonne gelegen haben, scheinen sie sich einigermaßen erholt zu haben. Sie sehen zwar übel aus, aber man kann sie noch tragen. Den Neukauf habe ich mir erst einmal erspart. 👍 Heute war mein letzter Tag auf Rapa Nui, unfassbar. Ich war tatsächlich schon 10 Tage auf der Insel. Ich bin daher früh nach Hanga Roa gelaufen, um nochmal alles in Ruhe genießen zu können. Zuerst war ich in einem Café am Hafen und habe ein Stück Poe Kuchen gegessen und einen Kaffee getrunken. Die Preise waren mir am letzten Tag egal. 🤣 So weit ist es schon gekommen. 🤣Danach bin am Meer entlang gewandert und habe die phantastischen Farben genossen.Dort habe ich einen zuckersüßen Hund getroffen, den ich am liebsten mitgenommen hätte. Aber er hätte in Deutschland sicher arg gefroren. Danach war ich in einem Restaurant am Meer. Hier habe ich zum letzten Mal Tiere gegessen, in Piri Piri-Knoblauch Soße mit Reis. Sehr lecker. Dann war es auch schon an der Zeit für meinen Tattoo Termin bei Tekuhei Kaiha. 🤪 Wir haben nochmal alles besprochen. Dann hat er den Umriss des Kreises mit Kuli auf den Arm gemalt und den Rest freihändig tätowiert. OMG, das war ganz schön übel. Es hat saumäßig weh getan. Wie halten die Leute das bei riesigen Tattoos aus? Wahnsinn! Aber es sieht großartig aus, finde ich! 😎Am meinem letzten Tag gab es keine Wolke am Himmel. Es war strahlender Sonnenschein. Das musste ich noch einmal ausnutzen, um mir den Sonnenuntergang am Ahu Tahai anzuschauen. Vom Haus waren es ca. 40 Minuten zu laufen, egal! 😊 Es war ein traumhaft schöner Abend und der Sonnenuntergang war der Schönste meiner Reise. Morgen geht es zurück nach Santiago, ich kann es gar nicht glauben. Iorana Rapa Nui – Tschüss Rapa Nui 😘