Nach vielen Tagen mit extrem schlechter Internet Verbindung oder gänzlich ohne WLAN Connection (das gibt es tatsächlich noch auf unserer Welt) 🤔 bin ich nun endlich wieder online und kann den Blog weiter aktualisieren.
Ich hatte meinen letzten Tag in Valparaíso. Städte haben es normalerweise schwer bei mir. Unberührte und spektakuläre Landschaften ziehen mich leichter in ihren Bann. Das faszinierende und lebendige Valparaíso, in dem heute noch die verruchte Aura der alten Hafenstadt weiterlebt, hatte es mir jedoch angetan. Das bunte Architekturgemisch, die ausgelebte Kreativität von Künstlern, Schriftstellern, Dichtern und Intellektuellen, die bewegte Geschichte, die verwinkelten Straßen, all das macht Valparaíso für mich besonders und zu einem der schönsten Durcheinander der Welt.
Bevor es morgen mit dem Bus nach La Serena geht, wollte ich mir am letzten Tag den Hafen anschauen, eine kleine Bootstour unternehmen und mich von der Stadt bei einem weiteren großen Rundgang langsam verabschieden.
Nach einem Kaffee und Joghurt Müsli Frühstück im Loft lief ich gemütlich Richtung Hafen. Nachdem es in der Nacht heftig geregnet hatte, erwartete mich strahlender Sonnenschein an meinem letzten Tag. Perfekt für meine Erkundungen, für eine Bootsfahrt und für Fotos mit blauem Himmel. 😊 Der Hafen Valparaísos ist der wichtigste in Chile. Jährlich werden hier bis zu 10 Millionen Tonnen an Schiffscontainer und fast 50 Kreuzfahrtschiffe mit etwa 150.000 Passagieren transportiert. Die Einwohner von Valpo werden porteños genannt, Hafenbewohner und gelten als freigeistig, lebensfroh und unabhängig.Bei der kurzen, 20 minütigen Bootsfahrt kann man die Stadt und die Cerros vom Meer aus entdecken und erkennen, wie die Häuser in die steilen Hügel eingebaut sind. Man blickt auf ein ungeordnetes buntes Wellblechmeer. Einige der Häuser stehen auf Stelzen, andere scheinen in den Hügeln zu kleben. Traditionelle Kolonialbauten mischen sich mit viktorianischen Villen. Die Rundfahrt schließt einen kurzen Abstecher in die schwimmenden Docks und die riesigen Verladeanlagen mit ein, wo im Bauch der großen Frachter ein Container nach dem anderen verschwindet. Spannend, was da wohl alles in solchen Containern transportiert wird. Man sieht aber auch anderes Leben, ein gemütliches Faulenzerdasein der Seelöwen auf den Bojen. 🤣Es gibt eine Menge alter Kutter, die in der Regel warten, bis mindestens 20-30 Touristen im Boot sitzen, was manchmal eine ganze Weile dauert. Ich hatte Glück und konnte mit einem Pärchen zusammen ein Boot dazwischen für eine Tour buchen. Der Peace Kutter war es leider nicht, der wäre cool gewesen für einen Ausflug.Sehr interessant war die Tour auf dem Boot nicht, erzählt oder erklärt wurde während der ganzen Fahrt nichts. Aber immerhin habe ich die Stadt einmal vom Wasser aus gesehen. 🤣
Nach dem Abstecher zum Hafen und einer Wanderung bis zur Promenade des Pier Muelle de Barón, wo sich weitere Seelöwen auf alten Betonplattformen sonnen, hatte ich Hunger. Aber ich war am falschen Platz. Außer Fischrestaurants gab es in dieser Gegend nichts. Daher musste ich den kompletten Weg bis zum Cerro Alegre zurück laufen. Und das war eine sehr lange Strecke. Suboptimal wenn man Hunger hat. 🤣 Dafür gab es dann aber eine besondere Belohnung. Ein eiskaltes Bier und Gnocchis in einer Pilz- und Zwiebelsosse.Okay, mit italienischen Gnocchis konnten sie beim besten Willen nicht mithalten, aber für chilenische Verhältnisse war das schon mal nicht schlecht. Das Restaurant war ein Traum, hoch oben auf dem Cerro Alegre gelegen mit einem phantastischen Blick auf das Meer. Dafür war es auch phantastisch teuer. 🙈 Aber es war mein letzter Tag, was soll‘s! 🤣 Nach dem Essen bin ich durch die Straßen der Cerros gewandert und habe tolle neue Häuser entdeckt und weitere phantastische Street Art. Das passiert, wenn man sich in den verwinkelten Gassen und auf den unzähligen Treppen der Cerros verläuft. 🤣 „Wenn wir alle Treppen Valparaísos begangen haben, sind wir um die Welt gereist“, schrieb schon Neruda. Die meisten der Häuser wurden, um sie vor der Witterung zu schützen, mit Wellblech der Schiffscontainer verkleidet. Diese haben sie dann mit Schiffsfarbe angemalt. Dadurch entstand das kunterbunte Durcheinander der Häuser auf den Cerros.
Da Valparaíso früher Zentrum des Welthandels war, kam auch viel internationales Volk in die Stadt. Deutsche, Holländer, Franzosen und Spanier haben ihre Spuren hinterlassen und die Einflüsse sind heute noch sichtbar. Mal ist es eine Bäckerei, ein Straßenname, ein öffentlicher Platz oder eine Biermarke. 🤣 Das GUTE Bier. Prost! Ich bin bis zum Abend in der Stadt herumgelaufen, der Abschied von Valparaíso fiel mir schwer! Aber wer weiß, vielleicht komme ich irgendwann zurück. Die Botschaft der letzten Street Art war wie ein Aufruf zur Weiterreise: „Die Welt ist ein Buch und wer nie reist, sieht nur eine Seite davon“.