Valparaíso liegt direkt am pazifischen Ozean. Die Stadt ist bohemian, hip, bunt und lebendig. In ihrer malerischen Bucht liegt einer der bedeutendsten Häfen Chiles. Valparaíso wurde auf zahlreichen Hügeln erbaut, den sogenannten Cerros. Jedes Viertel hat seinen eigenen Charakter. Treppen und Aufzüge, die Ascensores, führen die steilen Berghänge hinauf. Der historische Stadtkern aus der Kolonialzeit gehört zum UNESCO Weltkulturerbe. Die Stadt für sich ist ein einziges großes Kunstwerk. Eine Villa Kunterbunt nach der anderen wurde ohne System und Symmetrie in die Hügel gebaut. Pipi hat sich hier scheinbar richtig ausgetobt. 🤣 Man findet Graffiti und Street Art so weit das Auge reicht. Chiles Kulturhauptstadt hat ein ganz besonderes, magisches Flair. Es gibt wenige Städte in denen ich mich auf Anhieb so wohl gefühlt habe wie in Valparaíso. 😎
Um 5:00 Uhr am frühen Morgen sollte mein Bus nach Valparaíso starten. Er hatte mehr als eine Stunde Verspätung und ich musste im Busterminal von Chañaral warten. Ich konnte mir kaum etwas Schöneres vorstellen. 😡 🤣 Ankunft sollte laut der Aussage des Ticketverkäufers gegen 17 Uhr sein. Ich hatte gar nicht mehr nachgerechnet und habe die Info an Anita weitergegeben, der Besitzerin des Lofts in Valparaíso, das ich über Airbnb gebucht hatte.
Die Busfahrt kam mir diesmal extrem lange vor. Mittlerweile kann ich zwar schlafen, man gewöhnt sich ja fast an alles, aber irgendwann wird es einfach unbequem und man weiß nicht mehr, wie man sich noch hinsetzen oder hinlegen soll. Um 17 Uhr, der eigentlichen Ankunftszeit, waren wir noch weit von Valparaíso entfernt. Hhmm, da scheint etwas nicht zu stimmen. 🤔 Ich habe dann mal schnell nachgerechnet und festgestellt, dass wir wohl erst gegen 20:00 / 21:00 Uhr ankommen. So ein Shit. Ich hatte keine Internet Verbindung und konnte Anita nicht Bescheid geben. Irgendwann, unterwegs, habe ich dann einen Anruf von einem Mitarbeiter von Airbnb erhalten, wo ich denn bleibe. 🙈 Anita würde schon ewig warten und sich Sorgen machen. Eine echt blöde Situation. Am Busterminal angekommen, konnte ich kein Taxi finden. Entweder war es besetzt oder sie wollten mich nicht fahren und haben abgewunken. Man, das hat echt genervt mit dem Rucksack auf dem Buckel. Die Taxifahrer in Südamerika sind sowieso ziemlich seltsam. Ich habe das Gefühl, sie haben überhaupt keine Ahnung, also als Taxifahrer. 🙄 Ich zeige ihnen die Adresse des Hostels oder Airbnb und sie schauen so, als hätten sie den Namen der Straße noch nie gehört. Sehr strange. 🤣
Natürlich bin ich mit meinem endlich gefundenen Taxifahrer auch wieder herumgeirrt. Er hatte keine Idee und musste zig mal fragen. Als wir das Haus entdeckt hatten, stand Anita schon draußen, hat mich fest gedrückt und gefragt, ob alles in Ordnung ist. Super nett. Sie hatte mehr als 4 Stunden auf mich gewartet und war nicht einmal sauer, eher besorgt. Sie hat mir schnell alles gezeigt, ein paar Tipps gegeben und ist wieder gefahren. Das Loft von ihr liegt im Cerro Miraflores und ist richtig schön.Ausgestattet mit einem Mosaik Fußboden, einem extrem bequemen Bett, einem Bad und einer kleinen Küche, hat es dort an nichts gefehlt. Ich habe mich hier super wohl gefühlt.Nach einer sehr erholsamen Nacht war ich am nächsten Morgen voller Tatendrang, die schöne Stadt zu entdecken. Der erste Tag in einer neuen Stadt gehört immer mir. 😊 Da buche ich keine Tour, da plane ich nichts. Da laufe ich einfach durch die Straßen, entdecke die Umgebung und lasse alles auf mich wirken. In Valparaíso war das ein buntes Feuerwerk von Eindrücken und Erlebnissen. Es ist keine schöne Stadt im klassischen Sinne. Es ist irgendwie gleichzeitig dreckig und sauber, bunt, laut und unkonventionell. Es gibt auch hier unzählige Hunde, die gefüttert werden und ihre Streicheleinheiten bekommen. Die Gehwege und Straßen sind voller Hundehaufen. 🙈 In der Nähe der Treppen, die hinauf zu den Cerros führen, riecht es oft super penetrant nach Urin. Die Hunde sind hier ausnahmsweise mal nicht verantwortlich. 🤮Man kann alles relativ einfach zu Fuß erreichen, aber man läuft extrem viel. Und meistens geht es bergauf. Es gibt unzählige steile Treppen, aber auch acht Ascensores, die in den verschiedenen Cerros noch in Betrieb sind. Die Teile sind uralt, manche aus dem 19. Jahrhundert, aber funktionieren immer noch tadellos. Pro Fahrt zahlt man 100 chilenische Pesos, das sind ca.13 Cent. Dafür spart man sich das steile Treppenlaufen. 👍 Es ruckelt und scheppert wenn die Aufzüge anfahren, aber man hat einen phantastischen Blick.Ansonsten kann man auch mit den Micros fahren, das sind kleine Busse, die überall unterwegs sind, den Trolley benutzen, den einzigen in Chile noch vorhandenen Oberleitungsbus, mit der Metro fahren, für die man aber eine Art Ausweis benötigt oder auch rutschen. 🤣 Das habe ich immer mal gemacht, wenn ich dort vorbeikam. Sehr spaßig. Das Loft von Anita befindet sich in unmittelbarer Nähe von Cerro Alegre y Cerro Concepcíon, den beiden touristischsten Viertel in Valparaíso. Hier findet man die meisten Restaurants, Bars, Cafés, die schönste Street Art und viele kleine Geschäfte, Künstler, Straßenverkäufer und Kunsthandwerk. Dort habe ich in einem kleinen Café gefrühstückt. Es war ziemlich teuer und schlecht dazu. 🙈 Ein paar Scheiben Toast, ein bisschen Käse, ein paar Tomaten und ein Kaffee, einen Americano, der so stark war, dass man ihn kaum trinken konnte. Das Essen hier begeistert mich ganz und gar nicht. Aber die Stadt umso mehr. Valpo hat eine turbulente Geschichte. Der Hafen war vor der Eröffnung des Panamakanals 1914 neben San Francisco der bedeutendste in ganz Amerika. Die Stadt war reich und hat viele europäische Einwanderer angezogen, die die Architektur und Kultur der Stadt nachhaltig geprägt haben. Aufgrund ihrer Lage an einem tektonischen Schnittpunkt wurde Valparaíso mehrfach durch Erdbeben stark beschädigt. Das letzte große Erdstoß traf die Stadt im Jahr 2010. Ein weiteres trauriges Kapitel war der Militärputsch 1973, der im Hafen von Valparaíso seinen Anfang nahm. Nachdem das Land Anfang der 90er Jahre zur Demokratie zurückkehrte, blühte Valparaíso regelrecht auf. Heute zeichnet sich die Stadt durch ihre pulsierende Kunstszene aus. Man kommt aus dem Staunen gar nicht mehr heraus, was da teilweise an den Hauswänden und Mauern zu finden ist. Ständig entdeckt man Neues. An jeder Ecke gibt es bemalte Häuserfassaden und Wände. Graffitis sind in Valparaíso eigentlich illegal, aber das scheint hier niemanden zu stören.Keiner fragt, ob er eine Häuserwand bemalen darf. Nach dem langen Laufen und dem schlechten Frühstück hatte ich schnell wieder Hunger. Ich hatte vorab schon mal in die Happy Cow geschaut, aber außer einem Hare Krishna Restaurant, das viele vegetarische Optionen hatte, war die Auswahl sehr gering. Da ich gerade in der Nähe war, habe ich mich für das Melbourne Café entschieden, das gut bewertet wurde. Ich habe die Pasta des Tages bestellt (mit Gemüse gefüllte Ravioli in einer Pesto Sauce) und ein Wasser, für das ich insgesamt ca. 8 Euro bezahlt habe. Das Essen war sooo schlecht, wässrig, ohne Gewürze und ohne Geschmack. Ich habe nicht einmal die Hälfte gegessen – und es war nicht mal viel. Das war mein letzter Besuch dort. Gruselig! 🙈Da ich immer noch Hunger hatte bin ich zu Le Pató gelaufen. Hier gibt es sehr gute Empanadas. Ich habe eine mit Tomaten, Käse und Basilikum gegessen, die war echt lecker. Ist gar nicht so einfach, ein Selfie zu machen, wenn man isst. 🤣Dann habe ich noch ein Kokoseiss gegessen, die Heladería war ganz zufällig auf meinem Weg. 🤣
Ich bin ewig gelaufen an diesem ersten Tag und zum Schluss noch in den Lider Express, einen kleinen Supermarkt. Hier habe ich Nescafé gekauft, Sojajoghurt und Müsli für das Frühstück in den nächsten Tagen. Ich hatte ja eine kleine Küche und musste gar kein Geld für teures und nicht mal leckeres Frühstück ausgeben.
Ziemlich kaputt und müde bin ich nach meinem ersten Tag in Valparaíso wieder im Loft im Cerro Miraflores angekommen.
Morgen werde ich an einer Free Walking Tour teilnehmen und mir das Haus von Pablo Neruda anschauen. In Valpo könnte ich mir vorstellen zu wohnen. Die Stadt ist toll, die Häuser in den Cerros sind leider oft ziemlich alt und baufällig. Aber es gibt auch neue und moderne Bauten, tolle Villen, neue moderne Bildungs- und Kulturzentren. In der Stadt tut sich etwas, das merkt man.