Gestern habe ich meinen Geburtstag in Sucre gefeiert, der schönsten Stadt in Bolivien. Am Tag zuvor hatte ich einen interessanten Zen Habits Newsletter erhalten mit dem Thema: „Unser Leben ist übervoll“. Anscheinend betrifft uns das alle und keiner ist so wirklich frei davon. Wir beantworten ständig Nachrichten und E-Mails, suchen uns neue Hobbies, machen Kurse, kaufen uns neue Bücher, engagieren uns in neuen Beziehungen, sagen Ja zu Einladungen und Verpflichtungen, kaufen neue Dinge. Wir geben zu viel Geld aus, sind immer beschäftigt und fühlen uns hinter allem zurück, weil wir nicht schaffen, was wir uns vornehmen. Es bleibt kaum Zeit für die wirklich wichtigen Dinge im Leben. Es ist wohl verständlich, dass wir unser Leben überfüllen, weil wir uns nach unseren Wünschen richten. Aber wir verlieren dabei aus den Augen, was wir wirklich wollen und was nicht.
You can’t act on your desires alone. You have to contemplate the details of what needs to be removed and what needs to be cultivated ~Chogyam Trungpa
Wie können wir das ändern? Leo Babautas (Gründer von Zen Habit) Vorschlag lautet: Unser Leben zu vereinfachen, zu verschlanken und zu reduzieren.
Interessant, das scheint irgendwie das Thema meiner Reise zu sein. Zurück zu den wirklich wichtigen Dingen im Leben. Weg mit dem Rucksack und all den Dingen, pfeif auf das neue iPad Pro. 🤣
Ich bin sehr früh aufgewacht an meinem Geburtstag und konnte aufgrund der Zeitverschiebung bereits meine ersten Geburtstagswünsche aus der Heimat lesen. Wie schön. 😍 Es war wirklich alles dabei, gesungene Nachrichten, Sprachnachrichten und sogar Reime. Alle verbunden mit den tollsten Wünschen, über inneren Frieden, the time of my life bis hin zu einer allzeit sauberen Unterhose. 🤣 Genial!
Um 8:00 Uhr habe ich das Bad beim Duschen komplett unter Wasser gesetzt 🤣 und mich aufgemacht zum Condor Café, um zu frühstücken. Zur Feier des Tages gab es einen tollen Kaffee und Bananen Pancakes mit Honig. Lecker!Danach habe ich mir die Stadt in aller Ruhe angeschaut. Sucre ist wunderschön und trotz der vielen Hundehaufen erstaunlich sauber. Es gibt an jeder Ecke Abfalleimer. Sehr ungewöhnlich. Normalerweise renne ich mit Bonbonpapieren, Tempos, Snickers-Verpackungen und leeren Wasserflaschen ewig durch die Gegend, auf der Suche nach einem Abfalleimer, bis ich das Zeugs genervt in den Rucksack packe oder es einfach auf einen kleinen, bereits vorhandenen Müllberg lege. 🤣 Aber hier sind sie ständig am Saubermachen, es wird sogar noch von Hand gekehrt mit einem Riesen Palmwedel. Auf der Plaza Mayor, dem Dreh- und Angelpunkt der Stadt gibt es unzählige alte Kolonialbauten, die in strahlendem weiß leuchten. In der Stadt selbst gibt es 19 Kirchen, unfassbar. Es gibt viele kleine Gässchen mit Geschäften, Bars, Cafés und Restaurants. Die Stadt wirkt modern und das Leben dort scheint entspannt und relaxt zu sein.Nach dem hektischen und chaotischen Treiben in La Paz genau das richtige, um ein paar Erholungstage einzulegen.
Ich bin durch die Gässchen gewandert, habe Unmengen von Abgasen eingeatmet 🙈 und habe ein Chirimoya Eis gegessen, aus dem Honig- oder Zimtapfel (eine Frucht aus den Anden, die es nur in Peru, Ecuador, Kolumbien und Bolivien gibt), super lecker.Dann habe ich dem Treiben auf dem Plaza Mayor zugeschaut, war mal kurz im Mercado Central nahe der Fleischtheken 🤣 und bin dann zum Mittagessen in das Condor Café. Es gab ein vegetarisches Menü mit Suppe, Hauptgericht und Nachspeise für 3,70 €. Bolivien ist echt günstig. Hier kann man auch super Spanisch lernen. Es gibt überall Schulen, die Kurse anbieten. Eine Stunde kostet ca. 5 €, ein Witz im Vergleich zu unseren Preisen. Das bolivianische Spanisch lässt sich zudem sehr gut verstehen.
Um 15 Uhr hatte ich mich für eine City Tour bei Condor Trekkers angemeldet. Da kein anderer Touri kam, habe ich eine private Tour erhalten, alleine mit den beiden Guides Lucio und Carla. Wir drei hatten extrem viel Spaß. Lucio studiert Psychologie und ist total lebensfroh, witzig und offen. Er hat sichtlich Spass bei seinem Nebenjob. Carla studiert Sprachen und war zusätzlich dabei, weil sie noch nicht lange als Guide arbeitet und von Lucio lernt.
Sie haben mir die wichtigsten Gebäude der Stadt gezeigt, die Kathedrale, Casa de la Libertad, in dem die Unabhängigkeitserklärung unterzeichnet wurde, Klöster, Kirchen, das Theater. Wir waren auf dem Mercado und haben frischgepresste Säfte getrunken. Ich hatte einen Mango-Orangen-Saft, extrem lecker. 😃 Dann haben wir Obst probiert, frische Chirimoya, Mango, Trauben. Die Chirimoya Frucht war das Allerbeste, wooow, aber super süß. Das ist die grüne Trümmerfrucht ganz unten mit dem weißen Fleisch.Dann haben die beiden mir einen kleinen Mini-Kuchen gekauft, weil ich Geburtstag habe, wie süß. 😊 Wir haben ihn gleich zusammen gegessen. 🤣 In Sucre gibt es drei Fabriken. Eine Beton-Fabrik, eine Hut-Fabrik, die Hüte produziert, die in Sucre niemand anzieht (sie werden alle nach La Paz exportiert) 🤣 und eine Schokoladen-Fabrik. Sucre gilt als DIE Schokoladenstadt Boliviens. Das musste natürlich auch probiert werden und dazu waren wir im besten Schokoladenhaus der Stadt, „Para Ti“. Es gibt dort alle möglichen Sorten, Schokolade mit Salz, mit Quinoa und sogar mit Coca. Auch das war ein tolles Geschmackserlebnis.
Danach waren wir in einer Chicheria, in der wir Chicha probieren konnten. Da mir das Maisbier schon in Peru nicht geschmeckt hatte, habe ich Chuflay getrunken, eine Art bolivianischer Cocktail mit einem Schuss Singani (einem hochprozentigen Weinbrand) der mit 7-Up, Sprite oder Ginger Ale aufgefüllt wird und mit einer Limettenscheibe serviert wird. Auch der war lecker, obwohl ich zu dieser Zeit gar keine Lust auf Alkohol hatte. Die Chicherias sind komische Lokale, dunkel, dreckig und ein wenig abgefuckt. 🤣
Im Hof der Chicheria haben wir dann ein beliebtes bolivianisches Spiel gespielt. Man musste mit ziemlich dicken und schweren Münzen die Löcher und am besten in das Maul des Frosches treffen. Ein sehr unterhaltsames und lautes Spiel. Lucio hat überhaupt nicht getroffen und hat sich einen Spaß daraus gemacht. 😃Danach waren wir noch im Park und auf einem Aussichtspunkt. Nach über 3 Stunden sind wir wieder im Office von Condor Trekkers angekommen. Die Tour war grandios, nicht nur wegen der vielen neuen Eindrücke und Erlebnisse, sondern weil ich das Gefühl hatte, ich bin mit Freunden unterwegs. Das war schon etwas Besonderes an meinem Geburtstag.
Am Abend habe ich dann nochmal über Zen Habits und Leo nachgedacht. Was müsste ich aus meinem Leben entfernen, um Platz zu machen für die wichtigen Dinge, für die Stille, die Meditation, das Nichts tun und das Unerwartete.
Wenn wir uns vorstellen, wir könnten nur ein paar wenige Dinge am Tag machen. Was würden wir auswählen?
Meditieren – Etwas gesundes essen – Zeit verbringen mit Freunden und Familie – Lesen – Sport und Bewegung
Ziemlich reduziert. Wo ist Netflix? 🤣 Ich stelle das mal so in den Raum, wie Leo das in seinem Newsletter getan hat. Mit welchen wenigen Dingen am Tag wärt ihr happy?
Ich bräuchte eigentlich gar nix, wenn ich das Geld dafür hätte :-). Weil NIX ist tatsächlich teuer. Ich meine das ernst Bine.
Meine Fuerte-Woche, die wird so eine NIX-Woche. Ich werde super wenige Klamotten einpacken: ich muss ja für niemand gut aussehen (interessant gelle). Ich habe meinen Kindle dabei (Lesen ist ein Muss), mein Handy (aber eigentlich nur für den Notfall – ich werde auch keine Fotos machen, da gibt es ja nix Neues zu fotografieren und Selfies mache ich alleine von mir eigentlich nie). Und Geld brauche ich, weil ich ja essen und trinken muss. Unternehmen werde ich auch wenig bis nix, da kann man ja nicht viel machen, außer sich bewegen (Bewegung ist auch ein Muss). Freue mich sehr auf das Nix 🙂
P.S. Sucre sieht für MICH zum ersten Mal nach richtigem Urlaub aus. Ist schon Zucker gelle? 🙂
Wie schön!!! Mal ein Tag zum Relaxen.
Wenn ich so überlege, mit was ich am Tag zufrieden wäre, dann ist da erstmal meine Hündin Ronja. Wie das Wackelschwänzchen sich freut, mich morgens nach dem Aufwachen zu sehen, voll de Honisch !!! Da fängt der Tag schon gut an. Arbeiten jeden Tag müsste nicht sein, wo soll aber sonst das Geld her kommen? Geld ist leider ein Muss, ohne ist kein Leben möglich. Damit fängt schon alles an.
Und wenn man Geld verdient, dann hat man selber auch verdient es auszugeben für schöne Sächelchen, die man sich leisten kann. Minimal zu leben ist für mich nichts.