Sucre, die Hauptstadt von Bolivien, liegt umgeben von weiten Bergkuppen im zentralen Hochland auf 2.800 m Höhe. Mit seinem historischen Stadtviertel, den wunderschönen weißen Kolonialgebäuden und den gepflegten Plätzen und Parkanlagen zählt sie zu den schönsten Städten von Südamerika. Die Altstadt wurde 1991 zum UNESCO Weltkulturerbe ernannt. Trotz der Höhe ist das Klima angenehm und gemäßigt. Das Leben verläuft hier ruhig und entspannt. Grund genug, um ein paar Tage hier zu verbringen.
Am letzten Tag in La Paz wollte ich das „Valle de la Luna“, The Moon Valley besichtigen. Hierbei handelt es sich um eine bizarre Felslandschaft, die etwas außerhalb der Stadt liegt.
Das Frühstück in den Hotels oder im Airbnb ist immer wieder eine spannende Angelegenheit. Bei Annelice und Oscar gab es jeden Morgen frische Brötchen, aber abgezählte. Jeder bekam eins. 🤣 Dazu einen Klecks Butter, einen Löffel Marmelade oder ein Mini-Stück Käse. Während meines Aufenthalts war ein weiteres Zimmer des großen Hauses an ein älteres Paar vermietet. Der Mann kam aus dem Libanon, die Frau war Französin. Wir haben uns meistens beim Frühstück getroffen, was immer sehr interessant war oder auch witzig. Die Frau sprach nur wenige Brocken Englisch, was die Kommunikation mit ihr ziemlich erschwerte. Sie hat es versucht, ist dann aber nach einigen Worten in‘s französische abgedriftet. Ihre Sätze hat sie immer mit „D‘Accord“ beendet und mich dabei nickend angeschaut. Waaas? Ich habe keine Ahnung, was sie eigentlich wollte. 🤣 Die Gespräche mit ihrem Mann waren weitaus interessanter, sein Englisch war richtig gut. Er ist Geschichtsprofessor und schreibt derzeit an einem Roman. Eine Liebesgeschichte mit politischen Botschaften. Wir haben viel über die verschiedenen Religionen gesprochen und natürlich über Land und Leute in Bolivien. Er meinte, je stärker ein Mensch ist, umso weniger braucht er den Glauben. Je ärmer, schwächer und vielleicht auch ungebildeter, umso mehr wird nach Sicherheit und einem Halt im Leben gesucht. Spannend, da hat er mit Sicherheit Recht.
Das Geschirr musste man nach dem Frühstück selbst abwaschen. Es gibt in der Küche kein heißes Wasser und die Spüllappen sahen aus, als ob dort seit Jahren Tiere wohnen. Was bringt man uns in Deutschland immer bei? Wechsel regelmäßig den Spüllappen, damit es hygienisch zugeht, oder? Wie kann ich denn ein Messer mit Butterresten ohne heißes Wasser sauber kriegen? Tja, andere Länder, andere Spülbräuche. 🤣 Annelice hat eine Angestellte, eine Cholita, die ihr im Haushalt hilft. Sie ist seit über 15 Jahren bei ihr und wohnt mit ihrem Sohn in einem kleinen Nebengebäude. Alicia, so heißt sie, hat netterweise meine Wäsche gewaschen, natürlich nicht umsonst. Ansonsten hat sie alle Arbeiten im Haus übernommen, Annelice habe ich nie putzen gesehen. 🤣
Nach dem Frühstück und dem Geschirrspülen bin ich zur Téleferico Station gelaufen. Ich musste bis zur Endstation der grünen Linie fahren und zig mal umsteigen. Dort angekommen, habe ich die Mini-Busse gesucht, die zum Moon Valley fahren. Nichts da, keine Idee. Nachdem ich gefragt hatte, haben sie mich in irgendeine Straße geschickt, die ich nicht gefunden habe. Ich bin dort über eine halbe Stunde herumgeirrt, bis es mir zu bunt wurde und ich einen Taxifahrer gefragt habe, ob er mich dort hinbringen kann. Er meinte nur, heute wäre alles gesperrt aufgrund einer Riesen Demonstration. Und die ginge sicherlich bis ca. 16:00 Uhr. Na Spitzenklasse. 🙈 Die Fahrt zum Tal konnte ich vergessen. Shit. Also wieder zurück in Richtung Zentrum. Dort war es aufgrund der Demonstration total voll, es gab kaum ein Vorankommen in den Straßen. In La Paz demonstrieren sie ständig. Mit der Politik ist keiner wirklich zufrieden, alle schimpfen auf den Präsidenten Evo Morales, der sich nur bereichert und sich die Langzeitherrschaft sichern will. Korruption scheint ein großes Thema in Südamerika zu sein.
Den Rest des Tages bin ich durch die Straßen von La Paz gewandert und habe Vorbereitungen für die Weiterreise am nächsten Tag nach Sucre getroffen. Ich hatte lange überlegt, ob ich mit dem Bus fahre oder lieber fliege. Da die Strecke nicht sehr reizvoll ist und die meisten Busse sowieso Nachts fahren, hatte ich mich für den Flug entschieden.
Der Abschied von La Paz am nächsten Morgen fiel nicht sonderlich schwer. Es hatte die ganze Nacht geregnet und auch am Morgen nieselte es weiter. Es war kalt und der Himmel hüllte die ganze Stadt in ein tristes Grau.
Der Flughafen von La Paz zählt mit 4.061 m zu den am höchsten gelegenen Flughäfen der Welt. Er befindet sich im El Alto, eine Taxifahrt von knapp einer Stunde. 🙈 Leider habe ich keinen Direktflug mehr bekommen, sonst wäre ich in einer Stunde in Sucre gewesen. Der Flug führte über Cochabamba, wo wir 1 1/2 Stunden Aufenthalt hatten.
Um 17:00 Uhr bin ich in Sucre gelandet. Der Airport liegt außerhalb und die Taxifahrt dauerte weitere 45 Minuten. Wenigstens war das Wetter mild und angenehm. Das Zimmer des Airbnb ist groß und hat tatsächlich Fenster. 😊 Dafür hat das Bad eine Dusche, aber keinen Vorhang. Wenn man duscht, ist die Toilette und alles rundherum nass. Hhmm? Soll das so sein? Anscheinend ja. 🤣Was fällt in Sucre sofort auf?
Es gibt zu viele alte Busse und Autos, die dich mit Russwolken aus dem Auspuff in hochgradig giftige Abgaswolken hüllen. Ein Spaziergang kontaminiert dich für die Ewigkeit.Es gibt zu viele herrenlose Hunde, die einen Höllenlärm verursachen, besonders in der Nacht. Wo es viele Hunde gibt, gibt es umso mehr Hundehaufen. Die Gehwege und die Straßen sind voll davon. Das mit den Hunden ist ein echtes Problem. Umbringen kommt nicht in Frage, also haben sie beschlossen, sich um die Hunde zu kümmern. Sie werden geimpft, kastriert, bekommen Essen, Zuneigung und manchmal auch ein Bad. 🤣 Aber lösen sie so das Problem? Hhmm?
In Sucre, nein, in ganz Bolivien gibt es keinen McDonald oder eine andere Fastfoodkette aus dem Trumpland. 14 Jahre hat es der McDo-Konzern versucht, bis er 2012 alle Filialen geschlossen hat. Die indigene Bevölkerung hatte kein Vertrauen in die billig hergestellten Produkte. Hier wird das Essen und Kochen noch wertgeschätzt. Sie waren der Meinung, dass ein Essen, dass so schnell hergestellt wird, nicht gesund sein kann. Recht haben sie! Großartig!
In Sucre gibt es tolle Initiativen. Wenn du frierst, nimm dir einen Mantel. Willst du helfen? Dann lass einen Mantel dort. Das hätte ich mal in Huaraz gebraucht. 🤪Ich habe an dem Abend noch eine Pizza gegessen und bin früh schlafen gegangen. Morgen habe ich genügend Zeit, mir die schöne Stadt Sucre in Ruhe anzuschauen.