Wandering the streets of Arequipa

Arequipa, die zweitgrößte Stadt Perus gilt als eine der sehenswertesten Städte des Landes. Sie liegt auf 2.300 m in den Anden zu Fusse dreier Vulkane, dem Misti, Chachani und dem Picchu Picchu. Aufgrund ihrer Gebäude aus hellem Vulkangestein wird sie auch „die weiße Stadt“ genannt, „la ciudad blanca“. In der Stadt gibt es unheimlich viel zu entdecken, Mittelpunkt ist die Plaza de Armas, die zu einer der schönsten in ganz Peru gehört.

Nachdem ich mein Zimmer im Flying Dog Hostel bekommen hatte, es hat dann doch früher als 13.00 Uhr geklappt, geduscht und meinen kleinen Rucksack gepackt hatte, ging ich auf Entdeckungsreise in Arequipa. Zuerst habe ich eine „Free Walking Tour“ mitgemacht, bei der uns ein Guide viel über die Stadt erzählt hat und uns Tipps für die schönsten Plätze gegeben hat. Wir haben Tee aus Kakao probieren dürfen, was so gar nicht mein Fall war. Arequipa - Free Walking TourIm Laufe der Tour haben wir auch Eis probieren können, Queso Helado. Ein Eis aus Käse würde man vermuten. Wieder mal Schwindel. 🤣 In dem Eis steckt nur Vanille, Kokos, Zimt, Milch und Wasser. Warum nennen sie das dann Käseeis? Hhhmm?

Nach der über 2-stündigen Tour war ich alleine unterwegs. Arequipa ist eine wunderschöne Stadt. Es gibt sehr viele alte Kolonialhäuser. Es ist verhältnismäßig sauber (kein Vergleich mit Huaraz), die Landschaft mit den Vulkanen rundherum ist traumhaft und es gibt Unmengen toller Restaurants. Die Plaza de Armas ist neben der von Cuzco die schönste, die ich bislang gesehen habe.Arequipa Plaza de ArmasEs ist viel los in der Stadt und es sind eine Menge mehr Touristen unterwegs.

Nach der Tour hatte ich Hunger und bin im Restaurant „las gringas“ gelandet. Hier habe ich sehr leckere Quinoa Kroketten gegessen mit einer scharfen Sosse. Super!Arequipa - Las GringasNach dem Essen habe ich beschlossen, mir das weltberühmte Kloster Santa Catalina anzuschauen. Es gilt als eines der wichtigsten religiösen Bauwerke (1579) aus der Kolonialzeit. Alle sagen, es sei ein Must-See, selbst der Lonely Planet empfiehlt den Besuch. Na dann, nichts wie hin. Das Kloster ist quasi eine Stadt in der Stadt. Es ist riesengroß, der Eintritt kostet 40 Soles, das sind ca. 10 Euro. Und immer wieder muss ich feststellen, dass das ganze Kirchen- und Klostergedöns einfach nichts für mich ist. Mich interessieren weder die Kreuzgänge, die berühmten religiösen Bilder, die Beichtstühle noch die Art und Weise, wie die Nonnen dort früher gelebt haben. Auch die Schwester Ana de los Ángeles Monteagudo, die Oberin des Klosters, die 1686 starb und 1985 selig gesprochen wurde, hat mich wenig interessiert. Auch wenn um ihre Person eine Art Pilgerkult existiert und ihr unzählige Wunder und Vorhersagen zugeschrieben werden. Ich fand das alles furchtbar langweilig. Ist halt nicht für jeden etwas. Dementsprechend schnell war ich da durch.Santa Catalina MonasterioDie Architektur und die Farben waren das einzige, was mich dort angesprochen hat. Das Schönste dort für die 40 Soles Eintritt war ein Kolibri, den ich gesehen habe. 🤣

Weitaus spannender war mein nächster Besuch in dem Museum Santuarios Andinos, in dem der Körper von Juanita ausgestellt ist. Juanita ist ein Inkakind, welches den Göttern geopfert wurde. Diese Zeremonie wurde von den Inkas alle 4 bis 7 Jahre vollzogen. Die ausgewählten Kinder mussten alle nach Cuzco kommen. Dort entschied der Inka auf welchem Apu (heiliger Berg) sie geopfert werden. Sie mussten auf diesen Berg wandern, ein Marsch, der manchmal mehrere Monate gedauert hat und extrem anstrengend war. Auf den Gipfel durfte dann nur das Kind und der Priester. Es bekam Chicha zu trinken und halluzinogene Pflanzen zum Kauen. Sobald es bewusstlos war, bekam es einen Schlag auf den Schädel. So ist zumindest Juanita gestorben. Was für ein Volk die Inkas, krasse Kultur. Aber anscheinend waren die Kinder darauf vorbereitet. Sie glaubten durch die Opferung selbst zu Göttern zu werden. Juanita wurde 1979 bei einem archäologischen Projekt auf dem Gipfel des Ampato gefunden. Es ist weltweit der einzige gefrorene Körper, der älter als 500 Jahre ist. Juanita ist also der Ötzi Südamerikas. 🤣Arequipa JuanitaFotografieren war dort strengstens verboten. In dem Museum war es saukalt. Alles was die Kinder dabei hatten, wird dort ausgestellt. Kleidung, Keramik, Schmuck, Objekte aus Holz. Das Zeug ist anfällig, also halten sie die Temperatur dort konstant bei ca. 15 Grad. Juanita selbst liegt in einem großen, gläsernen Kasten mit einer Temperatur von -20 Grad. Am Anfang zeigen sie einen 20-minütigen Film von der Expedition. Das war super spannend, aber selbst dort in dem kleinen Kinosaal war es total kalt. Aus dem Grund war ich echt froh, als ich wieder draußen und in der Sonne war.

Hier ist es tagsüber sehr heiss, an die 30 Grad. Arequipa hat ca. 300 Sonnentage pro Jahr. Aber sobald die Sonne verschwindet, heißt es Jacke anziehen. Das kenne ich ja mittlerweile.

Am Abend war ich in einer Picanteria essen, das war ein Erlebnis. Schon die Einrichtung des Restaurants war interessant, fast wie in einem Wohnzimmer.Arequipa Restaurant VictoriaIch habe ein vegetarisches Gericht bestellt, gefüllte Paprika mit Gemüse und Quinoa, dazu Kartoffel und Käse. Leider war in der Sosse auch Ei, aber was soll‘s. Lecker war‘s.Arequipa Restaurant Victoria Heute war ich auf einem Mirador, bei dem ich das erste Mal einen Fluss gesehen habe, der tatsächlich Wasser führt. Ansonsten sind die Teile ja immer ausgetrocknet, hier ist alles brottrocken. Aber was für eine grandiose Landschaft. Daran kann man sich nie satt sehen.Arequipa MiradorDanach bin ich zum Mercado San Camilo gelaufen. Hier ist alles fussläufig erreichbar, man braucht kein Taxi. Die Mercados sind so eine Sache für sich. Vollgestopft mit Ständen und Menschen, grenzwertige Gerüche, tote Fische neben frischem Obst, totes Alpaka, tote Meerschweinchen, viele tote Dinge von denen ich nicht mal weiß, was es war, als es noch lebte, 🤣 Stände mit frischen Kräutern und Blumen, da hat es phantastisch gerochen (das war der einzige Moment). Und einen Stand mit einem getrockneten Lama-Fötus, sicher irgendein Voodoo-Gedöns. Arequipa San CamiloNach dem Markt wollte ich gerne lebende Lamas sehen und habe mir dazu „Mundo Alpaca“ angeschaut. Man erhält dort kostenlos eine Führung durch das wunderschöne Gelände, bei der einem die einzelnen Produktionsschritte und die Unterschiede zwischen Lama-, Alpaka- und Vicuña Wolle erklärt wird.Arequipa - Mundo AlpacaSehr interessant. Sie weben dort noch wie in früheren Zeiten. Und es gibt sogar ein paar Lamas und Alpakas auf dem Gelände.Arequipa - Mundo AlpacaEin ganz besonders schönes Exemplar, solch ein Lama in diesen Farben habe ich bislang noch nicht gesehen.Arequipa - Mundo Alpaca Es gab natürlich auch jede Menge Geschäfte, in denen man Alpaka Produkte kaufen konnte. Die Pullover haben alle sehr merkwürdige Muster und das Zeugs ist extrem teuer. Meistens ist es Baby-Alpaka. Ein Pullover aus Vicuña Wolle ist unbezahlbar. Also für mich. 🤣 Aber ich würde auch keinen haben wollen. Mir reicht ein Mützchen aus Baby-Alpaka.

Danach bin ich noch ein bisschen durch die Straßen gewandert und habe Proviant für morgen eingekauft. Jetzt sitze ich im „las gringas“ bei einem Amazonas IPA mit Maracuja und einer Quinoa Pizza. Ich gebe weitaus mehr Geld für Essen als für die Übernachtungen aus. 🤣 Beim Essen spare ich nicht. Die Zimmer sind teilweise schon echt bescheiden. Kalt, ein kleines Fenster, Bad super eng, ohne Fenster, echte Höhlenbehausungen. 🤣Arequipa - Las gringasNach dem Essen muss ich zeitig zurück zum Hostel. Morgen früh um 3.00 geht der Trek zum Colca Canyon los, der zweittiefsten Schlucht der Welt. Wir wandern 3 Tage durch eine Wahnsinns-Landschaft, wenn wir Glück haben sehen wir einen Kondor. Übernachtet wird in Zelten bei eisigen Temperaturen. Ich muss gut überlegen, was ich mitnehme, habe nur einen winzig kleinen Rucksack. Ich hoffe, ich erfriere nicht. Nicht, dass sie irgendwann Sabinita im Eis finden. 🤣