Nachdem ich gestern einen kompletten Ruhetag eingelegt hatte und es mir besser zu gehen schien, hat Montezuma heute Morgen wieder zugeschlagen. Eigentlich wollte ich einen Tagesausflug zur Laguna Parón unternehmen, den ich aber absagen musste. Ein weiterer Krankheitstag in Huaraz stand an.
Gestern Morgen sah die Welt noch okay aus. Nach einer langen Nacht mit viel Schlaf bin ich aufgestanden, habe geduscht und bin zu meinem Lieblingsrestaurant Trivio gelaufen. Dort habe ich E-Mails gecheckt, den Status meines Rucksacks verfolgt und mit Escarlet geschrieben, der Kontaktperson des Airbnb, in dem ich in Huaraz untergekommen bin. Wir hatten uns für später verabredet, sie wollte in ca. 40 Minuten da sein. Daraus wurden dann ca. 1 Stunde und 40 Minuten, 🤣 die Zeiten ticken hier einfach anders. Escarlet ist 38 Jahre alt, eine moderne Peruanerin, hat Tourismus studiert und arbeitet selbständig in der Reise-Branche. Sie ist extrem gechillt, hat aber ständig auf ihr iPhone geschaut, dauernd telefoniert und Nachrichten verschickt. Die Unterhaltung war dadurch etwas schwierig. Wir haben dann Essen bestellt, sie ein vegetarisches Menü (Vegetarierin ist sie aber nicht, ich glaube, in Peru gibt es das überhaupt nicht) und ich eine Quinoa Suppe. Sie ist Single, meinte, die Männer, die sie kennenlernt, langweilen sie nach kurzer Zeit oder hätten alle möglichen Mängel. 🤣 Lache mich kaputt. Es war lustig mit ihr zu quatschen, sie hatte einen guten Humor und wir haben viel gelacht. Da ich noch zwei Tage Zeit habe, hatten wir beschlossen, wenn mein Zustand es zulässt, morgen gemeinsam zur Laguna Parón zu fahren. Sie meinte, sie könnte eine Auszeit gebrauchen. Super Idee. Es gibt nichts Besseres, als mit einem Einheimischen unterwegs zu sein.
Danach bin ich noch ein bisschen durch die Straßen gewandert. Hier sieht man wirklich alles. Pinkelnde Männer mitten auf den Gehwegen, Vögel, die in Käfigen gesperrt, zum Verkauf angeboten werden und Stände, bei denen man nicht wirklich wissen möchte, was es dort überhaupt gibt.Mittendrin sieht man eine Kiste Küken, die neben Früchten verkauft werden.Tierschutz, Umweltbewusstsein, Klimaschutz, das sind hier alles Fremdwörter. Überall liegt Müll, Plastiktüten werden in Massen ausgegeben und genutzt. Es gibt Unmengen Plastikflaschen, kein Recycling natürlich und sie werden auch schon mal während der Fahrt mit dem Auto einfach aus dem Fenster gefeuert.
Ein Großteil der in Huaraz lebenden Bevölkerung sind indigene. In den umliegenden Dörfern wird nur Quechua gesprochen, eine Sprache, die es schon zu Inka Zeiten gab und die überwiegend im Andenraum Südamerikas gesprochen wird.
Die indigene Bevölkerung ist nicht wirklich „schön“, also in unserem Sinne schön. Die Menschen sind extrem klein, die Männer eher unscheinbar und die Frauen, Cholitas genannt, tragen traditionelle Kleidung mit weiten, bunten Volantröcken und einem Bowler-Hut, der meist zu klein ist für ihren Kopf. Viele Frauen haben goldene Zähne oder auch keine, wie die kleine Analy, die hier im Hotel arbeitet und die immer eine Hand vor den Mund hält, wenn sie mit mir redet, weil ihr das peinlich ist.In der Nähe des Mercado Centrals wird überall etwas angeboten und verkauft. Die ganzen Straßen sind voller Stände und Frauen, die auf dem Boden sitzen und Obst, Gemüse, Kräuter und Backwaren anbieten. Das Gewusel dort hält man nicht lange aus. Ich war auf dem Rückweg und dachte, ich sollte vielleicht noch etwas essen. Ich hatte einen Tag zuvor ein junges, österreichisches Pärchen kennengelernt, die mich auf die App „Happy Cow“ aufmerksam gemacht haben – wieso kenne ich die noch nicht? 🤔 Das ist ein Healthy Eating Guide, der die besten vegetarischen und veganen Restaurants in der Nähe anzeigt. Sehr coole App. Damit bin ich dann mal zu Zarela los gestiefelt, einer Institution hier. Alle Bergsteiger kommen bei ihr unter. Sie hat ein Hotel und ein Restaurant mit unglaublich leckerem Thai Food. Sie war schon überall auf der Welt, krass, ganz ungewöhnlich als Peruanerin. Sie hat nicht mehr aufgehört zu reden, vor dem Essen, während des Essens und danach. 🤣 Aber es war super interessant zu hören, wo sie schon überall war und welche Erfahrungen sie gemacht hat. Die Einrichtung im Restaurant war total schön, viele Fotos der Bergbesteigungen in den Anden, Eispickel an der Wand und buddhistische Gebetsfahnen. Das Pad Thai mit Tofu hat super geschmeckt, besser sogar als in Thailand, einfach großartig. Danach bin ich noch zum Supermercado und habe mir Wasser geholt. Auf dem Weg zurück zum Hotel ging es mir schon schlecht. Heute Morgen dann die Quittung: Durchfall – Mist! Ich habe gleich Escarlet angerufen und die Tour für heute abgesagt. Am Telefon klang sie komisch, sie meinte nur, sie wäre auch krank und hätte das gleiche. Na wenn das mal keine tolle Kombi ist.
Den heutigen Tag habe ich damit zugebracht, für LATAM ein Dokument zu erstellen mit Screenshots (von Amazon oder sonstigen Online Läden) von jedem einzelnen Teil, das sich in meinem Rucksack befindet. 😡 Hat viel Spaß gemacht und hat auch kaum Zeit gekostet. 🤣 Diese Liste benötigen sie, damit Sie mir eventuell mehr als 640$ erstatten. Gestern gab es kurz einen Hoffnungsschimmer, dass sie einen ähnlichen Rucksack in Madrid bei einer anderen Fluggesellschaft gefunden haben. War nur leider nicht meiner. Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf.
Wie es jetzt weiter geht, weiß ich noch nicht genau. Am Freitag fahre ich mit dem Nachtbus zurück nach Lima. Dann vielleicht Kotzen im Regenwald (Ayahuasca lässt grüßen) oder Koksen in Kolumbien. 🤣