Als ich heute morgen aufgewacht bin, zeigte die Wetter App 4 Grad in Huaraz. Wind und Wetter ticken hier komplett anders. Am Tag, wenn die Sonne scheint, wird es super warm und die Sonne brennt auf der Haut. Verschwindet die Sonne, kühlt es total ab und die Nächte werden richtig kalt. Das sind teilweise extreme Temperaturstürze, ganz schön krass für den Körper.
Der wollte heute Morgen nicht aus dem Bett und ganz besonders keinen Fuß auf den kalten Steinboden im Bad setzen. Aber die Aussicht auf eine heisse Dusche war verlockend. Also schnell alles ausgezogen, Dusche angestellt und gewartet – das dauert hier immer. Nur kam da nichts warmes, das Wasser war eiskalt – ich habe die Krise gekriegt. Nun ja, nützt ja nix. Alles wieder angezogen und erst mal runter zum Frühstücken.
Im Frühstücks-Raum habe ich ein spanisches Pärchen kennengelernt, super nett. Wir haben uns lange unterhalten und als sie mitbekommen haben, dass mein Rucksack verschollen ist und ich keine Stirnlampe für den Santa Cruz Trek habe, haben Sie mir ihre geschenkt – wie süß ist das denn!
Nachdem in der Zwischenzeit Analy, die kleine peruanische Angestellte irgendetwas repariert hatte, klappte es nach dem Frühstück auch mit der Dusche. Wenn ich bei ihr von klein spreche, meine ich sehr klein. Sie steigt immer auf eine Leiter, um Tassen aus den Küchenschränken zu holen. 🤣 Sehr lustig.
Nachdem ich meinen Rucksack gepackt hatte, lief ich los Richtung Zentrum. In der Sonne war es schon total warm. Zuerst musste ich Geld abheben, um den Trek zu bezahlen. Meine Güte, selbst die Geldautomaten arbeiten hier langsamer als bei uns. 🤣 Zum Kaputtlachen. Es gab keine Möglichkeit, auf einen Schlag mehr als 400 Soles abzuheben, also musste ich die ganze Prozedur 3 x durchlaufen. Prima! Dann ging es weiter auf der Suche nach einer Jacke. Ich war schon nach 5 Minuten genervt, hatte aber diesmal richtig Glück. Für 35 Euro habe ich eine echt nachgemachte „The North Face Jacke“ gefunden. 🤣 China lässt grüßen. Her damit und dann raus aus der lauten Stadt.
Huaraz ist kein schönes Städtchen. Es ist super laut, hektisch und in der Innenstadt gibt es nicht wirklich etwas Besonderes zu sehen. Am Plaza de Armas, dem Hauptplatz, steht die Kathetrale. Daneben gibt es einen kleinen Kunsthandwerksmarkt und weiter Richtung Innenstadt den Mercado Central.Was das Städtchen jedoch ausmacht, ist seine phantastische Lage am Fuße der Cordillera Blanca. Die Hochgebirgsregion ist mit einer Länge von 180 km und über 50 Bergen über 5700 m die höchste Gebirgskette des amerikanischen Kontinents. Das kleine Städtchen ist umgeben von wunderschönen Bergen, unter anderem dem Huascaran, mit 6768m der höchste Berg Perus und dem Alpamayo mit 5.947m der angeblich schönste Berg der Welt.
Huaraz wurde 1970 durch ein Erdbeben fast gänzlich zerstört. Die Nachbarstadt Yungay wurde komplett weggerissen, nachdem sich durch das Erdbeben riesige Mengen von Granit und Eis vom Nordgipfel des Huascaran lösten und in einer riesigen Schlamm- und Geröll-Lawine die ganze Stadt unter sich begrub. Über 20.000 Menschen starben. Die Städte wurden vollständig neu aufgebaut und heute gilt Huaraz als das Outdoor-Mekka von Peru.
Nachdem ich mich noch mit einem Fruchtsalat gestärkt hatte, wollte ich mir den Mirador de Rataquena anschauen, ein toller Aussichtspunkt, von dem man einen phantastischen Blick auf die Stadt und die umliegenden Berge haben soll. Ich hatte gelesen, dass es nur ca. 2,5 km sind, die es aber in sich haben. Na dann, los geht’s.
Der Anfang in der Stadt war noch okay, wobei das Hochlaufen in den Straßen schon super anstrengend ist bei 3.100m Höhe. Irgendwann wurden die Straßen zu Schotterpisten und ich hab niemanden mehr gesehen.Der Aufstieg danach war krass, die Höhe hier macht einem echt zu schaffen. Ich musste ständig trinken. Nach einer gefühlten Ewigkeit bei fast 30 Grad Hitze in langen Hosen (ich suche jetzt nicht noch nach einer kurzen Hose – das war‘s hier mit Einkaufen 🙈) bin ich am Mirador angekommen. Dort habe ich zuerst eine Tüte Inca Corn gegessen, geröstete und gesalzene Riesen Mais Körner, wahrscheinlich genmanipuliert. 🤣 Aber man sollte immer Essen im Rucksack haben, gerade bei solchen Anstrengungen. 😊 Vom Mirador aus kann man die ganze Stadt überblicken und sieht den Huascaran und einige weitere 6000er. Was für ein Anblick. Grandios!Das Herunterlaufen war genauso ermüdend bei der Hitze und Höhe. Danach bin ich noch schnell in den Mercado gelaufen, um mir etwas Proviant für morgen zu besorgen. Getrocknete Mangoscheiben, die ich natürlich gleich probieren musste. 🤣Sonnenbrand habe ich mir auch geholt und liege jetzt total kaputt im Bett. Gerade gab es 2 x Stromausfall, die Stadt war komplett dunkel. Scheint hier häufiger zu passieren. 🙈 Morgen werde ich zwischen 5.00 und 5.30 Uhr abgeholt. Es geht zur Laguna 69 auf 4.600m Höhe. What an Adventure. Gute Nacht Huaraz!